Zehn Privatzimmer oder Wohnungen werden im Raum Marbach und Bottwartal über Airbnb an Urlauber vermietet. Foto: imago

Für die hiesigen Hotels sind Angebote wie Airbnb keine Bedrohung.

Zehn Privatzimmer oder Wohnungen werden im Raum Marbach und Bottwartal über den Online-Anbieter Airbnb an Urlauber vermietet. Die meisten davon liegen in Marbach, gefolgt von Großbottwar, Oberstenfeld, Steinheim und Erdmannhausen. Die Anzahl dieser Angebote in der Umgebung ist sehr gering im Vergleich zu den Großstädten, in denen Airbnb immer populärer wird. „Es gibt ein stark wachsendes Segment der Service-Apartments“, erklärt Daniel Ohl, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Baden-Württemberg. Auch auf Airbnb sei dieses Wachstum erkennbar. Es seien verschiedene Faktoren dafür verantwortlich, dass Urlauber eine Privatwohnung dem Hotel vorziehen. „In manchen Fällen ist es der Preis“, sagt Ohl. Aber auch der Kern von Airbnb, der Gedanke des Teilens, sei für viele reizvoll.

Trotz dieser Entwicklung hätten die Hotels in Baden-Württemberg 2018 die Rekordübernachtungszahl erneut überschritten. Der Dehoga fordere aber, dass für Airbnb auch die Auflagen für Hotels, wie zum Beispiel beim Brandschutz, gelten sollten. „Dinge, die gleichartig sind, sollten gleichbehandelt werden“, betont Ohl. Auch Anja Behnle von der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal bestätigt, dass Airbnb in der Region kein Problem sei, da das Angebot eher in Großstädten relevant sei. „Marbach ist nicht so gefragt bei solchen Portalen“, erklärt außerdem Laura Pfannkuch vom Gasthof „Bären“ in Marbach. Viele Besucher würden nur eine Nacht bleiben, Airbnb sei auf längere Nutzung ausgelegt. Deshalb gebe es keine Konkurrenz für den Gasthof. Ecaterina Christner vom Hotel „Mühlenscheuer“ in Steinheim erzählt ebenfalls, dass Airbnb dem Betrieb keine Probleme bereiten.

Auch die Bedeutung von Buchungsportalen für Hotels wächst. Die „Mühlenscheuer“ sei bald auf dem Online-Portal HRS zu finden, erzählt Christner. „Das ist definitiv ein Vorteil“, betont sie. „Wir leben in digitalen Zeiten“. Die meisten Leute würden solche Portale nutzen und das Hotel könne durch das Portal leichter gefunden werden. Die Seite HRS sei ausgewählt worden, da sie bessere Konditionen anbiete als andere Plattformen. Seiten wie booking.com schreiben laut Christner den Betrieben vor, wie viele Zimmer sie noch frei haben müssen. Neben HRS nutzt das Hotel „Bruker“ in Großbottwar auch expedia und booking.com. Solche Systeme seien die einfachste Möglichkeit, eine Unterkunft zu finden, erläutert der Geschäftsführer Daniel Arnold. 50 Prozent der Buchungen erhalte das Hotel auf digitalem Wege. Online-Portale können aber auch Nachteile für Hotels bergen: Die Plattformen verlangen laut Arnold hohe Provisionen. Das bestätigt Laura Pfannkuch vom „Bären“. Außerdem sind laut der Juniorchefin, kleine Unterkünfte wie der Gasthof nicht auf den Seiten zu finden. „Wir sind aber dran, uns zu vergrößern“ (wir berichteten). Der Gasthof werde dann unter anderem auf booking.com erscheinen und einen Channel Manager nutzen, der die freien Zimmer auf den Seiten aktualisiert.

Gegen die Nutzung von Gesamtportalen wie booking.com hat sich Anja Rath, die Inhaberin des Hotels „Neckarmühle“ in Benningen entschieden. „Das wird auch in Zukunft nicht kommen“, versichert sie. Die Auslastung des Hotels sei bereits ausreichend. Auch Lore Morlock hat den „Schillerhof“ in Marbach bewusst nicht aktiv in ein Gesamtportal gestellt. Die elf Zimmer seien vor allem im Sommer stets ausgebucht. Das Hotel werde auch durch das Unternehmen „Radwegreisen“ und das Region Stuttgart Marketing beworben. Dass Buchungen inzwischen meist über Gesamtportale laufen, stellt laut Anja Behnle eine Herausforderung für die Hotellerie dar. „Hotels müssen sich daran anpassen.“

Auch die Verbindlichkeit der Buchungen habe sich entwickelt. Die Gäste könnten über Buchungsportale noch am Anreisetag bis 18 Uhr stornieren. Das könne für Probleme sorgen. Aber wie ist es den Betrieben möglich, sich von der Masse abzuheben? „Besser sein, als die anderen“, empfiehlt Behnle. Ein Gast halte sich etwa sieben Sekunden auf der Homepage eines Hotels auf und treffe dann eine Entscheidung. Es müsse schnell gezeigt werden, warum er dort Urlaub machen sollte. Zudem sollte es Angebote geben, die auf seine Bedürfnisse abgestimmt sind. Die Buchungsportale hätten einen großen Marktanteil und könnten so den Hotels Konditionen diktieren, erzählt Ohl. „Wir verteufeln die Portale aber nicht, sie sind wichtige Betriebspartner.“ Hoteliers könnten die Provision sparen, indem sie Buchungen auf der eigenen Website anbieten. Außerdem können Digitallotsen des Dehoga die Betriebe zu digitalen Anwendungen beraten.