Ob die Ernte ertragreich wird, entscheidet sich in diesen Wochen. Foto: Archiv (dpa

Bisher spielt das Wetter mit, doch der Verfall der Vergütung ist für die Landwirte ein Problem.

Marbach/Bottwartal - Regen bringt Segen – das kann der Marbacher Landwirt Martin Petschl bestätigen. „Dieses Jahr steht alles gut da: Getreide, Rüben – wir hatten seit Ende April 200 Liter Niederschläge.“ Das sei kein Vergleich zum extrem trockenen Vorjahr. „Diesmal haben wir auch kühle Nächte gehabt – da konnten sich die Pflanzen erholen.“ Gerade auch der Regen vor acht Tagen mit 24 Litern und zehn Litern am Sonntag habe noch mal viel gebracht.

Noch zwei Wochen, dann möchte der Murrer Jürgen Blattert mit der Wintergerste das erste Getreide dreschen. Der Landwirt ist mit dem Wachstum – Stand jetzt – sehr zufrieden. „Es sieht ganz gut aus, wir erwarten beim Weizen eine leicht überdurchschnittliche Ernte.“ Noch Ende April und im Mai war Blattert nicht so optimistisch. „Da hatten wir eine längere Trockenphase, und wir dachten schon, es würde ähnlich niederschlagslos wie im vergangenen Jahr.“

Die Regenfälle in den vergangenen Wochen haben den Pflanzen auf dem Feld gut getan. Trotzdem gebe es immer noch ein Defizit an Niederschlägen, weiß Blattert. „Bei uns im Bottwartal war es verhalten – im Rems-Murr-Kreis und in Richtung Ostalb hat es stärker geregnet.“ Regional gebe es starke Unterschiede.

Zu stark darf es aber auch nicht auf die Felder prasseln. „Ein einziges Unwetter kann die Ernte zerstören“, sagt Jürgen Blattert. Das Unwetterpotenzial im Raum Marbach sei nicht so groß, dennoch habe er eine Versicherung abgeschlossen. Die sei zwar teuer, doch könne er dafür ruhiger schlafen. Wobei der Preiskampf um die landwirtschaftlichen Produkte den Bauern schon zusetze. „Nach drei Rekordernten sind die Preise für Getreide auf dem Weltmarkt auf dem Boden“, erzählt der Murrer Landwirt, der seinen Berufsstand im System von Börsen und Supermärkten eingeengt sieht. „Da kommt man nicht raus“, sagt er und erinnert sich daran, dass er kürzlich erst im Supermarkt das Pfund Spargel für 2,49 Euro gesehen hat. Wie andere Landwirte betreibt Jürgen Blattert einen Pferdehof. „Vom Anbau allein könnte ich nicht leben.“

Die wirtschaftliche Situation der Bauern beschäftigt auch Jürgen Häußermann, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft (Labag) in Marbach. „Von den Erträgen sieht es bei uns in diesem Jahr bisher ganz gut aus“, sagt er angesichts des nicht zu trockenen Wetters mit einigen Niederschlägen. Allerdings bewegten sich die Weltmarktpreise etwa des Weizens tatsächlich auf niedrigem Niveau. Im Vorjahr habe es zunächst noch relativ gut ausgesehen. Damals seien die Preise nach einer längeren Trockenperiode kurzzeitig bis auf 220  Euro pro Tonne explodiert, um dann aber wieder unter 200 Euro zu fallen, da Rekordmengen eingefahren wurden.

Zurzeit bewegt sich der Weizenpreis bei 180 Euro pro Tonne. „Es ist traurig, dass Landwirte spekulieren müssen“, sagt Jürgen Häußermann. Denn entscheidend für den Preis sei nicht der Zeitpunkt der Ernte, sondern der des Vertragsabschlusses. „Ein Landwirt könnte jetzt schon sein Getreide für 2020 vermarkten.“ Doch natürlich wisse er noch nicht, wie sich das Wetter und die Vegetation entwickele. Die Labag empfehle eine Risikoabsicherung über 50 bis 70 Prozent des voraussichtlichen Ernteertrags. „Wenn ein Bauer größere Mengen zukaufen muss, um einen Vertrag zu erfüllen, hat er ein Problem.“