Das DRK betreibt in Murr einen Standort für seine Rettungswagen. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Die Marbacher FW-Stadträte kritisieren den kompletten Umzug des DRK nach Murr.

Marbach/Bottwartal - Die Freien Wähler der Stadt Marbach fordern, dass mindestens ein Rettungswagen am Krankenhaus der Schillerstadt stationiert bleibt. Nur so könne die medizinische Erstversorgung bei Herzinfarkten und Schlaganfällen im Raum Marbach gewährleistet sein, heißt es im Antrag der Fraktion. Die Freien Wähler wollen per Gemeinderatsbeschluss die Stadtverwaltung dazu bewegen, mit dem Bereichsausschuss für den Landkreis Ludwigsburg nachzuverhandeln. Dieser Ausschuss hatte im Vorfeld entschieden, dass die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) vom Marbacher Krankenhaus in ein Gebäude in ein Murrer Wohngebiet verlegt wird.

Das Ziel dieses Umzugs war, Patienten in entlegeneren Orten des Bottwartals schneller erreichen zu können (wir berichteten). Die Rettungskräfte müssen innerhalb der Hilfsfrist von zehn bis 15 Minuten eintreffen. Die Marbacher Freien Wähler kritisieren in ihrem Pressetext, dass beide Rettungswagen in Murr stationiert sind und sich damit die Versorgung für Bürger in Marbach mit Rielingshausen und für umliegende Orte wie Erdmannhausen, Benningen und Affalterbach verschlechtere. In Stoßzeiten seien davon auch Menschen in Remseck-Hochdorf, Pleidelsheim mit der A 81 sowie Kommunen im Rems-Murr-Kreis betroffen.

Voll hinter dem Antrag der Freien Wähler steht der Marbacher Bürgermeister Jan Trost. „Dass sich die medizinische Versorgung der Menschen in diesen Kommunen verschlechtert, ist nicht wegzudiskutieren“, sagt er und strebt einen baldigen Ratsbeschluss an. Er habe auch seine Bürgermeister-Kollegen angeschrieben, damit das Thema im Bereichsausschuss wieder auf den Tisch kommt. Trost verweist auf die lange Tradition: Der Raum Marbach sei bis Hochdorf von der Rettungswache am Krankenhaus angefahren worden, während die Rettungswache in Löwenstein das obere Bottwartal abgedeckt habe. „Das hat viele Jahre gut funktioniert, bis der DRK-Geschäftsführer Hormann auf den Plan getreten ist.“ Er sei vor zwei Jahren auf seinen Steinheimer Kollegen Thomas Winterhalter und ihn zugekommen. „Er wollte am Steinheimer Bahnhöfle einen Container mit einem einjährigen Probebetrieb für die Rettungswachen errichten.“ Dann habe man nie wieder etwas vom DRK-Chef gehört, bis die Bürger in Murr in einer Gemeinderatssitzung gegen die Anmietung eines Gebäudes in der Nähe ihres Wohngebietes protestierten.

Ob es für Marbach und dessen nähere Umgebung eine viel bessere Lösung gibt, wagt Manfred Hormann, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Ludwigsburg, zu bezweifeln. „Wir können selbst vom Marbacher Krankenhaus nicht sofort mit Blaulicht, Martinshorn und Vollgas losfahren und müssen Rücksicht auf die Verkehrssituation am Friedhof und die verkehrsberuhigte Zone an der Hauptstraße nehmen“, sagt er und verteidigt damit den Standort im Wohngebiet in Murr. Ginge es nach den Freien Wählern, müsste am besten in jedem der Orte ein Rettungswagen stehen, überspitzt Hormann, „und am besten noch ein Krankenhaus mit Notaufnahme“. Der DRK-Chef verweist auf den geltenden Beschluss des Bereichsausschusses, der die Wache bewusst ins Bottwartal hineinverlegt haben wollte. „Wenn die Stadt Marbach noch einmal nachverhandeln möchte, kann sie das gerne tun.“ Hormann glaubt jedoch nicht, dass ein einzelner Rettungswagen am Krankenhaus viel bringt. „Ein solcher Rettungswagen wäre nicht ausschließlich für Marbach da – wenn er unterwegs ist, kommt in 30 Prozent der Fälle schon jetzt ein Wagen aus Besigheim oder Bietigheim-Bissingen.“ Auch wären die Teams der Rettungswagen bei zwei Standorten nicht mehr so flexibel einsetzbar. Letztlich habe der Bereichsausschuss den Kreis Ludwigsburg im Blick: „Was bringt es uns, wenn wir in Marbach und Umgebung binnen acht Minuten sind und ein Patient in Prevorst ist tot, weil wir erst nach 15 Minuten da sein können?“

Die Forderung der Marbacher Freien Wähler sei dem Bereichsausschuss für den Rettungsdienst bisher nicht bekannt, teilt Daniel Groß, stellvertretender Landesgeschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und aktueller Vorsitzender des Bereichsausschusses für den Rettungsdienst im Kreis Ludwigsburg, mit. Unabhängig von der Initiative der Freien Wähler habe der Bereichsausschuss die Verschiebung der Rettungswache von Marbach nach Murr detailliert geprüft. Mit diesem Schritt sollte, so Groß, unter anderem die rettungsdienstliche Versorgung des Bottwartals verbessert werden. Entscheidend für die Standortwahl in Murr sei gewesen, „dass weiterhin die Sicherstellung des bisherigen Einsatzgebietes gewährleistet bleibt“. Zu diesem Zweck sei zusätzlich zu einem weiteren Rettungswagen in der Tagvorhaltung in Murr auch im Ludwigsburger Stadtteil Neckarweihingen ein weiterer Rettungswagen stationiert worden.