Die Faultürme des Klärwerks sind knapp 50 Jahre alt. Foto: Archiv (Zweckverband)

Für Neubau eines Faulturms fallen Mehrkosten an. Weitere Ausgaben kündigen sich bereits an.

Marbach/Bottwartal - Es ist die größte Investition, die in der Geschichte des Zweckverbands Gruppenklärwerk Häldenmühle anfällt: die Modernisierung der beiden in den 1970er-Jahren erbauten Faultürme. Während ein Faulturm in den nächsten Jahren im besten Fall saniert werden kann, ist der Zustand des zweiten Turms schlechter, sodass eine Sanierung nicht lohnt. Für den Abriss und Neubau jenes Turms waren aus der Vorplanung bislang Gesamtkosten von 4,976 Millionen Euro vorgesehen. Doch unter anderem, weil der Boden nicht tragfähig ist und der Stahlbetonbau auf Pfählen errichtet werden muss, ist die Kostenberechnung inzwischen auf 5,531 Millionen Euro gestiegen.Es war die erste Kröte, die die Mitglieder der Zweckverbandsversammlung in der Sitzung am Montag schlucken mussten. Und eine zweite vermeintliche Kröte könnte folgen. Denn die Planer schlagen vor, im Zuge der Arbeiten den 30 Jahre alten Gasbehälter der Anlage zu versetzen, wodurch weitere 600 000 Euro anfallen würden. Eine Information, die in der Versammlung für überraschte Gesichter sorgte.

Es gibt drei Gründe, die für die Verlegung sprechen. Zum einen besteht sonst am neu zu errichtenden Maschinenhaus keine Erweiterungsmöglichkeit mehr, wobei man bereits mit der jetzigen Planung an der Kapazitätsgrenze angelangt ist. Zum anderen befindet sich der Gasbehälter nur zwei Meter von einer Betriebsstraße entfernt – nach heutigen Bestimmungen sind fünf Meter nötig. Auch sonst wird der Brandschutz nicht eingehalten, weshalb eine Mauer errichtet werden müsste.Heißt: Wird der Gasbehälter einmal saniert, was in etwa zehn Jahren notwendig sein dürfte, müsste er womöglich sowieso versetzt werden. „Und diese Sanierung wird auf jeden Fall kommen. Im Prinzip fallen die Kosten jetzt also nur früher an. Es geht darum, den Gasbehälter zukunftsfähig zu machen“, sagte Frank-Steffen Schmid vom Ingenieurbüro Jedele und Partner, und fügte an: „Brandschutz kommt vor Bestandsschutz. Bleibt der Gasbehälter jetzt an Ort und Stelle, wären wir dann auf das Wohlwollen der Genehmigungsbehörden angewiesen.“

Durch diese neue Entwicklung gerät der Zeitplan ins Wanken, nachdem der Faulturm bis Mitte 2021 gebaut sein soll. Denn notwendig ist dafür ein Baubeschluss in diesem Herbst – und damit bereits in der nächsten Sitzung des Zweckverbands. Den Mitgliedern, unter denen sich neben Gemeinderäten die Bürgermeister aus Marbach, Benningen, Großbottwar, Steinheim, Murr und Erdmannhausen befinden, geht das teils zu schnell, da das Gremium nach der Kommunalwahl neu zu besetzen ist. „Realistisch ist es, erst im September mit den Gemeinderäten darüber zu sprechen“, sagte Steinheims Bürgermeister Thomas Winterhalter. Birgit Hannemann aus Erdmannhausen schloss sich dem an. Auch Torsten Bartzsch aus Murr und Klaus Warthon aus Benningen signalisierten, dass ihnen dieser Ablauf zu schnell gehe, da Details zu prüfen und zu berechnen seien.

Die Runde einigte sich darauf, im Frühsommer eine Bürgermeisterrunde einzuberufen, bei der mithilfe der bis dahin erörterten Details entschieden wird, ob der Baubeschluss für die Verbandsversammlung im Herbst oder erst für jene im Frühjahr angepeilt wird. Dabei spielt auch die Frage, in welchem Umfang die Gebühren für die Bürger steigen werden, eine laut Robert Wien aus Großbottwar „entscheidende Rolle“. Geschätzt wird die Erhöhung bislang auf zehn bis 15 Cent pro Kubikmeter.