Die Getreideernte hat in der Region in diesem Jahr so früh wie noch nie gestartet. Foto: dpa

Die heiße Phase für die Mähdrescher auf den Feldern beginnt jetzt.

Marbach/Bottwartal - So früh wie diesmal hat Bernd Bender seinen Weizen noch nie vom Feld geholt. Bereits am 1. Juli lieferte der Pleidelsheimer das Getreide bei der Landwirtschaftlichen Absatzgenossenschaft (Labag) in Marbach ab. „Die starke Hitze hat das Korn früh reifen lassen“, sagt der 56-Jährige. Der sandige Boden könne das Wasser nicht lange speichern. Auch habe er das Getreide bereits Ende September gesät, sodass es auch aus diesem Grund relativ früh reifte. „Ich habe auch nicht länger warten wollen, bis es auf allen Feldern reif wird, da dann der große Run auf die Mähdrescher einsetzt.“

Genau dieser Andrang ist für das kommende Wochenende zu erwarten. Viel Sonnenschein werde die Landwirte auf die Felder treiben, sagt Jürgen Häußermann, Geschäftsführer der Labag , voraus. Er hatte sich vor etwa vier Wochen dringend Regen gewünscht, damit die Ernte am Mittleren Neckar nicht zu sehr unter der Trockenheit leidet (wir berichteten). Die erhofften Regenfälle setzten ein. „Wir hatten einen Tag mit bis zu 70  Liter pro Quadratmeter – das hat ungemein geholfen.“ Im Unterschied zu weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands kam die Region um Stuttgart in puncto Ernteausfälle glimpflich davon. „Die Ergebnisse sind je nach Lage eines Feldes unterschiedlich – wir rechnen mit Ertragseinbußen von etwa 15 Prozent.“

Stärkere Unwetter hat es nur in der Gegend bei Bietigheim-Bissingen sowie bei Strümpfelbach im Rems-Murr-Kreis nach Hagelschlag gegeben. Das bestätigt Franziska Grötzinger, Pflanzenschutzberaterin beim Landratsamt Ludwigsburg. „Ich habe zum Teil grausige Bilder nach dem Hagel am Abend des 4. Juli gesehen.“ Dagegen habe der späte Regen bei der Gerste erfreulicherweise das Ergebnis verbessert.

Gut kamen die starken Niederschläge Anfang Juni auch beim Landwirt Florian Mayer an. „Im Nachhinein hat sich aber doch herausgestellt, dass es viele kleine abgereifte Körner gab“, beobachtete der Bauer, der am Makenhof beim Marbacher Stadtteil Hörnle beheimatet ist. Noch sei das Getreide nicht ganz reif, aber in den nächsten Tagen werde er den Weizen einholen. „Wir sind zum Glück weit von einer Missernte entfernt“, sagt Mayer. So schätzt er den Ertrag auf sieben bis acht Tonnen pro Hektar. Von einer guten Ernte würde man bei neun Hektar sprechen. Insgesamt baue er auf seinen Feldern auf rund 25 Hektar Weizen, auf sieben Hektar Dinkel und auf drei Hektar Gerste an. „Die aktuellen Preise sind höher als im Vorjahr, doch sie lösen keine Euphorie aus“, erklärt Mayer.

Ähnlich bewertet der Labag-Geschäftsführer Jürgen Häußermann die Entwicklung. „Die Preise sind um zehn Prozent höher als noch vor einem Jahr.“ Der Weizenpreis bewege sich bei 150 Euro pro Tonne gegenüber 135 Euro bis 140 Euro im Jahr 2017. Den Anstieg führt Häußermann auf die Dürre in Teilen Russlands, Nordeuropas und Norddeutschlands zurück. „Es gab erhebliche Schäden – da mussten ganze Felderbestände gehäckselt und in Biogasanlagen gegeben werden.“

Dass die Preise nicht noch stärker anzogen, führt der Agrarexperte Häußermann auf sehr gute Ernten in Frankreich und Spanien zurück. „Auch in den USA hat es noch rechtzeitig geregnet.“ Der Labag-Geschäftsführer geht auf Weltebene von einer „insgesamt ordentlichen“ Ernte aus.