Das angemietete Blockheizkraftwerk ist defekt – im Juli soll ein neu gekauftes in Betrieb gehen. Foto: Oliver von Schaewen

Das Klärwerk Häldenmühle weist gute Werte auf – ein verschärftes Abwassergesetz verlangt mehr.

Marbach/Bottwartal - Der Zweckverband des Gruppenklärwerks Häldenmühle in Marbach kann eigentlich mehr als zufrieden sein. Das liegt vor allem an der „sehr guten“ Reinigung, erklärte der Ingenieur Frank-Steffen Schmid vom Stuttgarter Büro Jedele und Partner am Mittwoch in der Verbandssitzung im Marbacher Rathaus. Die Ablaufwerte von Phosphor, Nitraten und anderen Schadstoffen liegen laut Schmid unter den gesetzlichen Vorgaben.

Auf den Lorbeeren ausruhen können sich die Vertreter der Mitgliedskommunen Marbach, Erdmannhausen, Benningen, Murr, Steinheim und Großbottwar jedoch nicht. Der Grund ist ein verschärftes Abwassergesetz. Es erlaubt von 2015 an nur noch einen Fremdwasseranteil von 45  Prozent, von 2020 an sogar nur noch von 40 Prozent. Erlaubt waren bisher 50 Prozent. Das Marbacher Klärwerk kann die Vorgabe aktuell mit etwa 40 bis 48 Prozent in Jahren mit normaler Feuchtigkeit noch erfüllen. „Auf uns kommt einiges zu“, sagte der Verbandsvorsitzende Jan Trost mit Blick auf die noch nicht erreichten neuen Werte. Der Verband zahle derzeit 150 000 Euro Abwasserabgabe und wolle natürlich keine Mehrkosten an den Verbraucher weitergeben.

Der Gesetzgeber ahndet seit diesem Jahr mit einer höheren Abgabe den hohen Anteil von Wasser, das durch undichte Kanäle in die Klärwerke dringt. Schadstoffe könnten im verdünnten Wasser nicht mehr so wirkungsvoll ausgesondert werden, erklärte Hermann Weinbrenner vom Landratsamt Ludwigsburg. Das Mittel gegen höhere Abgaben sind rechtzeitige Kanalsanierungen. Dafür warb Weinbrenner. Benningen mit 25 Prozent und Erdmannhausen mit 30 bis 35 Prozent seien „unverdächtige Fälle“. Andere Kommunen sollten auch mittels Kanalfahrten und Prüfung der Regenüberlauf-Becken ein Fremdwasserkonzept erstellen. Der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon beklagte, dass etwa das nachträgliche Legen von Drainagen in Privathaushalten nicht zu verhindern sei. Weinbrenner sieht trotzdem die Kommunen in der Pflicht, den Bauherren die erforderlichen Vorschriften zu machen.

In puncto Stromerzeugung steht das Gruppenklärwerk gut da. Zwar musste seit 2012 ein angemietetes Blockheizkraftwerk im Klärwerk seinen Dienst erfüllen. Im Juli wird jedoch ein neues in Betrieb gehen. Der Zweckverband kauft es für 366 000 Euro inklusive eines fünfjährigen Wartungsvertrages. „Unser Ziel ist, 80 Prozent des Stroms selbst zu erzeugen“, sagte Frank-Steffen Schmid. Der Durchschnittswert läge derzeit bei 71 Prozent. Es sei bereit gelungen, den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren, da man nicht mehr so viel Strom von außen dazu kaufen müsse.

Im Plan liegt die Sanierung der Belebungsbecken in dem Klärwerk. Die Betonschicht der drei Beckenblöcke wird sukzessive erneuert. Im Oktober sollen die alle 20  Jahre anfallenden Arbeiten abgeschlossen sein. „Wir sind froh, wenn wir den normalen Betrieb mit allen drei Beckenteilen wieder aufnehmen können“, sagte Klärwerksleiter Andreas Knie unserer Zeitung.

Nichts zu beanstanden hatten die Vertreter der Versammlung an der Jahresrechnung, die der Verbandsrechner Martin Pauleit vorlegte. Die Kommunen haben im Jahr 2013 insgesamt eine Umlage von rund 2,6 Millionen Euro an den Zweckverband des Gruppenklärwerks gezahlt.