Foto: Michael Raubold Photographie

Familie testet neuen Hardy-Erlebnispfad im Hardtwald.

Valeria Gabler aus Hof und Lembach ist mit Emma und Sophia an diesem Augustnachmittag auf den Parkplatz Rohrtäle am Hardtwald gekommen. Bei drückend schwülen Temperaturen kann sich die Hausfrau wirklich Schöneres vorstellen, als mit ihrer Zwei- und ihrer Vierjährigen ins volle Freibad zu gehen. Ständiges Ein- und Nachcremen, Gerangel um die besten Schattenplätze, Schlangen am Imbissstand: Die Sommerferien-Laune kann da schnell sinken. Viel besser fühlt es sich da unter den schattenspendenden Wipfeln des Hardtwalds an. Mit dabei ist auch Daniela Hillebrand aus Murr, die ihren Sohn Max auf dem Arm trägt, dazu sein Opa Franz Langer.

Gemeinsam möchten die Familien den Hardy-Pfad mit seinen 16 Stationen im Beisein von Reporter und Fotograf testen. Nach etwa zehn Minuten Fußweg, immer den Hardy-Schildern nach, ist die Gruppe an der mannshohen, geschnitzten Figur des „Waldhüters“ angekommen, die dem Pfad ihren Namen gegeben hat. Hardy grinst unter Knollennase und hölzernem Hut hervor. Die beiden Mädchen postieren sich mit ihrer Mutter daneben zum Erinnerungsfoto. Nur Max, der auf Daniela Hillebrands Armen sitzt, zeigt der stämmigen Holzfigur die kalte Schulter, denn Hardy macht ihm Angst. Seine Mutter sagt verständnisvoll: „Bei den Tieren nachher bist du dann dabei!“

Die gilt es auf dem „Pirschpfad“ zu entdecken, der vom breiten Hauptweg zwischen den Bäumen ins Dickicht führt. „Mädels, wir müssen jetzt hier sieben Tiere finden, guckt mal links und rechts“, spornt Daniela Hillebrand an. Und warnt noch: „Vorsicht Brennnesseln!“

„Ein Fuchs“, sagt Emma plötzlich, und hastet in Richtung des erspähten Rotpelzes. Dort angekommen, stellt sie halb enttäuscht, halb empört fest: „Das ist aber kein echter!“ Sophia greift sich zwei Tannenzapfen vom Boden, streckt sie dem Fuchs hin, der plastisch, aber zweidimensional auf einer dünnen Scheibe abgebildet ist. Beim Reh entfährt ihr wenig später: „Das ist ja nur eine Statue!“

Daniela Hillebrand erwidert: „Aber Mädels, wären es keine Statuen, würden sie ja auch nicht so ruhig sitzen bleiben!“ Auch die Wildschweine begeistern Sophia und Emma nur mäßig. „Ach, Mädels“, kommentiert Mutter Valeria und erklärt, sie hätten in einem Wildpark schon echte Exemplare gesehen und sogar gefüttert. „Deine Kinder kann man echt nicht beeindrucken“, meint Daniela Hillebrand schmunzelnd.

Auf dem Pirschpfad fehlen Erklärtafeln, die Eltern beim Identifizieren der Tiere helfen könnten – ob es sich in einem Fall um einen Iltis oder Marder handelt, kann nicht zweifelsfrei geklärt werden. „Weil unsere Kinder sowieso noch nicht lesen können, sind die Erklärtafeln aber nicht so wichtig“, findet Daniela Hillebrand. Später am Hochsitz, der dritten Station, sind dann Tierarten auf Tafeln dargestellt, die man mit einem Fernrohr erspähen soll. Doch wo ist dieses? „Vielleicht muss man selbst eines mitbringen“, meint Hillebrand.

Der Balancierbalken fordert den Ehrgeiz der Mädchen dagegen lang anhaltend heraus, besonders Emma wächst an ihrer Aufgabe. Erst sagt sie: „Ich kann nicht!“ Ihre Mutter ermutigt sie: „Mach’ das wie beim Ballett, einen Fuß vor den anderen setzen. Du musst Deine Balance finden!“ Wenig später geht es bei Emma schon ganz flott voran mit ausgestreckten Armen. Ihre Schwester rutscht den Balken dagegen auf dem Hosenboden entlang. „Sophia, man darf nicht schummeln“, empört sich prompt Emma.

Als die Gruppe am Feuersee und der dortigen Wasserspielstation ankommt, gibt es kein Halten mehr. Ein Wasserrad gilt es hier mittels über eine Rinne geleitetes Wasser zu bewegen, das zuvor mit Eimern aus dem See geschöpft werden muss. „Mama, das ist schwer“, stellt Sophia fest. Nach und nach füllt sich trotzdem das Becken. Dann löst Sophia den Hebel, die Schleuse öffnet sich. Opa Langer kommentiert: „Jetzt geht die Post ab!“ Das Wasser schießt die Rinne hinab, das Rad fängt an zu rotieren.

Das Urteil über den Hardy-Pfad fällt einhellig positiv aus: Valeria Gablers Kinder haben zwar in Hof und Lembach ohnehin schon Natur satt, doch die Mischung aus Aktivitäten und lehrreichen Stationen findet sie gelungen, sowohl für Größere als auch für die ganz Kleinen sei was dabei. Daniela Hillebrand meint, er sei eine tolle Sache für Kinder, „die einen Draht zur Natur haben“. Dass sich Kinder, die pausenlos am Bildschirm klebten, vom Anblick eines Sees oder vom Gehen auf dem Pirschpfad begeistern lassen, kann sie sich eher schwer vorstellen.