Matthias Jung hat Verständnis für Teenis und ihre Eltern. Foto: Avanti/Ralf Poller/Avanti

Matthias Jung gibt im Schlosskeller nicht ganz ernst gemeinte Erziehungstipps.

Marbach - Wenn die Bettwanzen im nicht gelüfteten Teenager-Zimmer unter Asthma leiden, bekommen die Zuschauer im Schlosskeller vor Lachen Schnappatmung. Weit mehr als 100 Leute wollten am Samstag die nicht ganz ernst gemeinte Erziehungstipps von Matthias Jung hören. Einige Kurzentschlossene mussten wieder von dannen ziehen, weil die Vorstellung komplett ausverkauft war.

Im Publikum waren viele Eltern, die Teenager zu Hause oder gleich mit gebracht haben. Auch die jungen Leute hatten ihren Spaß an den Witzen, die immer ein Körnchen Wahrheit enthielten. Dass die Pubertät 20, 25 Jahre dauert und bei manchen Männern immer noch nicht zu Ende ist, liegt am Umbau im Gehirn. „Teenager sind verplant, verpeilt, sie haben’s im wahrsten Sinn nicht im Kopf.“

Da kann schon mal vorkommen, dass man beim Netflix-Schauen die Zeit vergisst. „Bin dann Sommer 2021 wieder zurück“, schreiben die Teenis per Whats-App. „Die sind beim Rendezvous mit sich selbst. Das ist halt kein Speed-Dating.“

Jungs sind plötzlich stundenlang mit dem Handy auf dem Klo. „WC heißt dann Wir Chillen.“ Das Bad finden sie nur mit Google Maps, die Mädels wohnen praktisch dort. „Wenn Sie Teenager-Väter im Neckar schwimmen sehen, die sind nicht bekloppt, nur verzweifelt.“ Drei Zimmer, Küche, Bad, Bad, Bad – das wäre das richtige Wohnmodell in einem Teenager-Haushalt.

Die Pubertät hat auch ihre praktischen Seiten. „Wenn du deine Teenager zum Essen rufen willst, schaltest du einfach das W-Lan aus. Komischerweise standen die Nachbarskinder auch vor der Tür.“ Der studierte Pädagoge wirbt um Verständnis für den Nachwuchs. „Teenager handeln emotional und dann brodelt auch noch der Hormon-Vulkan. Die sind oft selbst geschockt, wie sie reagieren, wenn sie die Grenzen austesten.“ Irgendwann ist die Pubertät vorbei, und dann hat man „einen wunderbaren Erwachsenen vor sich“.

Bis zwölf Jahre geht das Bestimmen, dann beginnt das Aushandeln. Man solle Vertrauen schenken, auch wenn das schwierig ist. „Man muss loslassen können – und wenn es nur die Kreditkarte ist.“

Für Eltern ist es wichtig, diese Zeit „ganz gechillt“ anzugehen. Das ist schwierig, wenn der erste Freund oder die erste Freundin zu Besuch ist und es im Jugendzimmer verdächtig ruhig wird. Helikopter- oder Kumpeleltern sind einfach nur „peinlich“, ruft das Publikum im Chor, und der Mainzer ist mit den Schwaben sehr zufrieden. „Also, in Geislingen letzt hat das nicht so gut geklappt.“

Auf die Mithilfe im Haushalt muss man verzichten. „Von World of Spülcraft ham die jetz nich so die Ahnung.“ Man könne seinen Teenis aber durchaus was für’s Leben mitgeben. „Und wenn es nur die Mülltüte ist.“