Verkaufsoffener Schillersonntag in Marbach Foto: Avanti

Der verkaufsoffene Sonntag hat zahlreiche Besucher angelockt, die sich unter anderem an einer Kletterwand, einer Druckwerkstatt oder beim Raketenbau versuchten.

Marbach - Beste Rahmenbedingungen für den verkaufsoffenen Schiller-Sonntag mit dem Motto „Marbach, bitte berühren“: herbstlich kühles Sonnenwetter, eine belebte Innenstadt, wie es sich manch ein Wochentag wünschen würde und eine entspannte Sonntagsstimmung. Das bunte Treiben zeigte sich jedoch nicht nur in der Fußgängerzone oder der Güntterstraße, wo sich etwa die Besucher vor der Kreissparkasse kopfkratzend einer „Klettwand“ gegenübersahen. Mit einem Spezial-Klettanzug bekleidet, konnten sich bei dem Action-Spielgerät vorwiegend kleinere Menschen nach oben arbeiten: indem sie sich schwungvoll hüpfend an die Wand warfen und im besten Fall daran hängenblieben.

Abseits gelegen, aber gut besucht war die Stadtbücherei, die nicht nur Kaffee und Kuchen bot, sondern für die jüngsten Gäste eine Druckwerkstatt eingerichtet hatte, in der sich Karten und Lesezeichen frei gestalten ließen. Sowohl Tisch und Boden wie auch die Künstler waren mit Schutzfolie sowie alten Hemden vor Farbklecksen geschützt. Der siebenjährige Samuel schlüpfte entschlossen in den Malerkittel, um eine Weihnachtskarte mit Acrylfarbe, Pinsel und diversen Stempelmotiven wie Sternen, Lebkuchenmann oder Socke zu kreieren.

Bei der beißenden November-Kälte war das Angebot von Sebastian Fischer und Joanna Banerjee beliebt, das sich vom übrigen Speiseangebot in der Fußgängerzone abhob: Indischer Dhal, der „ausgewogen gewürzt sein muss“, wie die Köchin, die „wie zuhause gekocht hat“, die heiße, aromatische Linsensuppe beschrieb. Frittierte Erbsenbällchen mit Minze-Koriander-Chutney gab es bei dem Marbacher Paar auch zu essen.

Dass Bewegung Freude macht, zeigte die interaktive Reaktionswand am Lugplätzle. Familie Starykov ließ sich die Chance nicht nehmen und testete, wie viele aufleuchtende Tastenfelder sie in einer Minute drücken kann. Vater Starykov war dabei Reaktions-Sieger. Er brachte es auf beachtliche 90 Berührungen, seine Frau auf 73. Gelassener ging es beim Bücherflohmarkt des Tobias-Mayer-Vereins zu, wo sich Roswitha Hüttermann darüber freute, „wie gut es heute läuft“. Bei dem umfangreichen Buch-Angebot finden neue wie auch Stamm-Gäste immer wieder Geeignetes zum Schmökern. Und auch zum Verschenken, wie Ute Matthäus erzählte.

Schon von Weitem war er zu hören: Mister Sax, der den Stücken aus seinem virtuosen Repertoire wie beispielsweise „Petit fleur“ oder „Oh happy day“ unglaublich viel Ausdruckskraft, Gefühl und professionelle Eleganz zur Seite stellt. Er verlieh der lebendigen Einkaufs-Szenerie, die auch Leckereien wie „Mauldascha“, Crêpes, Fleischgerichte oder ungarische Langos im Programm hatte, mit seinem Instrument eine ganz besondere Wohl-fühlatmosphäre. Und Glücksrad drehen hieß es bei der Fahrschule Abc, die dabei gar keine Verlierer zuließ.

Die Seifenblasenshow mit Ekaterina Kraft faszinierte Kleine wie Große gleichermaßen. Zu schwungvoller Musik ließen sich die Zuschauer vom anmutigen Spiel mit den schimmernden Blasen verzaubern. Wie manche Träume zerplatzten die von Kraft geformten Riesenblasen oder „Kettengebilde“ binnen weniger Sekunden. Die Künstlerin unterstützt damit das Projekt „Stückchen Himmel“, das von dem Vereinsvorsitzenden Gerhard Rall kurz vorgestellt wurde. Der Firmenchef hat sich später dann auch als Vorleser seines eigenen Buches „Wuselburg“ im Hörzentrum Krohmer engagiert.

Dass diese Aufgabe auch jungen Vorlesern Spaß macht, bewiesen einige: Etwa die elfjährige Emma Häussermann, die in der weihnachtlich anmutenden Galerie der Wendelinskapelle nicht nur demonstrierte, wie couragiert sie ist, sondern auch, wie sie die Auszüge von „Mord ist nichts für junge Damen“ in reinstem Hochdeutsch und völlig redegewandt formulierte. Helena Korn, die sogar ihren Katzen im Bett vorliest, trug anschließend aus ihrem derzeitigen Lieblingsbuch „Matilda und das Geheimnis der Buchwandler“ vor. In der Schilleria beeindruckte Helena Schwaigert mit szenisch ausdrucksvoll gelesenen Passagen, bei denen sie ihrer Stimme viele neue Facetten gab.

Gelesen wurde auch im Tobias-Mayer-Museum. Sabine Abbenseth las in einem bequemen Sessel nahm sich Otfried Preusslers Klassiker „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ vor. Der Clou dabei war, dass die Kinder im Untergeschoss des Museums selbst Raketenbauer sein durften: 16 Kinder auf einmal saßen an den Tischen - plus deren Begleitpersonen. „Die helfen uns ganz toll. Ohne die Eltern hätten wir das gar nicht so gut geschafft“, freute sich Sabine Abbenseth, die mit ihren Teamkollegen beim Bau der Brausepulverrakete hilfreich zur Seite stand. Höhepunkt war das gemeinsame Abschießen der gebastelten Raketen draußen vor dem Museum.

Von einigen nicht entdeckt, aber gesucht, waren die beweglichen Buchstaben des Alphabets, die von Cornelia Funke gestaltet und von der Gruppe Kajom in Übergröße und im Leiterwagen durch die Stadt gezogen wurden. Ein wahrer Hingucker war der Mann mit der besten Aussicht: Auf Stelzen war er unterwegs und ließ sich mit den kreativen Buchstaben und den bunt gekleideten Kollegen gerne ablichten. Imposant fand den Riesenmann auch Marbach-Besucher Jonathan Heidger, weil seine eineinhalb Jahre alte Tochter ihn fasziniert bestaunte.