Das sogenannte „Kinderbüro“ bei Hainbuch ermöglicht es den Angestellten, kurzfristig die Sprösslinge mit zur Arbeit zu bringen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist sowohl für Arbeitnehmer wie auch für Arbeitgeber eine Herausforderung

Marbach - Hobby, Beruf, Familie . . . heutzutage gilt es, viele Bereiche des Lebens unter einen Hut zu bekommen. Morgens wartet der Schreibtisch, die Kinder wollen ihr Frühstück und nach Feierabend wird der Spross am Kindergarten wieder aufgegabelt. Das hört sich nach viel Stress an – aber das muss nicht so sein. Denn die Vereinbarkeit von Freizeit, Familie und Beruf ist kein Hexenwerk, sondern Teamwork.

Und dabei beschränkt sich das Thema Familie auch nicht nur auf Kinder. Manchmal geht es auch um die Pflege von Eltern oder Großeltern oder Hobbys. „Das Leben ist nun mal sehr facettenreich und ein Unternehmen muss in der Lage sein, dies abzubilden“, weiß Geschäftsführerin Sylvia Rall von der Firma Hainbuch.

„‚Familie und Beruf’ ist inzwischen auch nicht mehr nur ein Frauenthema“, fügt Sandra Schüle, Leiterin des Bereichs Personal von Hainbuch, hinzu. „Auch Männer sind heute stärker an Teilzeitstellen und Elternzeit interessiert. Das merken wir deutlich.“ Ebenfalls aufgekommen ist – vor allem bei Jüngeren – der Wunsch, nach einem „Sabbatical“ – also einer Auszeit, etwa für eine Weltreise.

Damit sich Mitarbeiter etwas Luft verschaffen können, setzt man bei Hainbuch auf mehrere Bausteine, einer davon ist die Flexibilität der Arbeitszeit in Form von Gleitzeit oder verkürzter Arbeitszeit. „Ich selbst arbeite etwa als Führungskraft in Teilzeit“, verrät Schüle. Gleichzeitig wissen beide Frauen aber auch, dass es nicht ein Modell für alle geben kann. Jeder hat eine individuelle familiäre Situation. Und genau das sei die Herausforderung, die sich dem Arbeitgeber stelle. Jede Situation eines Mitarbeiters müsse da separat betrachtet werden. Dann werde für beide Seiten nach einer optimalen Lösung gesucht. Insgesamt gebe es um die 130 Arbeitszeitmodelle bei Hainbuch. „Aber es muss auch klar sein, dass davon nicht jedes Modell auf jeden Arbeitsplatz anwendbar ist. Denn natürlich müssen die Interessen und Bedürfnisse der Kunden ebenfalls berücksichtigt werden. Die Maschinen müssen besetzt sein und können nicht einfach stillstehen. Dieses Jonglieren der Interessen – das ist eine große Aufgabe“, führt Sylvia Rall aus.

Die Arbeitszeit sei auch sowieso nicht der einzige Punkt, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht. „Es geht manchmal auch um Kleinigkeiten, die den Alltag erleichtern“, so Schüle. Ein paar Stichpunkte: Kantine, Paketshop und der Wäscheservice für Mitarbeiter. Zudem gibt es in den Ferien ein Kinderprogramm.

Und auch das eigene Kinderbüro gehört zu diesen „kleinen“ Annehmlichkeiten. Hier können Eltern ihr Kind an einzelnen Tagen mitbringen, wenn etwa der Kindergarten zu ist oder die Tagesmutter krank wird. „Bisher ist die Nachfrage eher gering“, weiß Rall. Doch darum gehe es nicht. „Entscheidend ist die Kultur, die im Betrieb gelebt wird. So ein Angebot hat Signalwirkung, dass der Arbeitnehmer in seiner Situation ernst genommen wird. Es ist wichtig, eine gute Balance von Beruf und Privatem zu schaffen.“

Das wissen auch Rall und Schüle nur zu gut. „Wir haben beide Kinder und tragen sowohl hier als auch zu Hause Verantwortung“, erklärt Schüle. „Und eigentlich ist da keine Doppelbelastung, sondern vor allem eines: eine doppelte Bereicherung.“