In Marbach und Benningen soll es eine Gartenschau geben. Foto: Fotolia

Nach dem Benninger Rat hat nun das Gremium in Marbach der Bewerbung zugestimmt. Jetzt muss man hoffen, auch den Zuschlag zu erhalten.

Marbach/Benningen - Deutlicher hätte das Signal aus Benningen nicht ausfallen können. Geschlossen votierte der Gemeinderat am Mittwochabend dafür, sich gemeinsam mit Marbach um die Ausrichtung einer kleinen Landesgartenschau für die Jahre 2031 bis 2035 zu bewerben (wir berichteten). Fast ebenso einmütig und bei nur zwei Gegenstimmen der Gruppe Puls bekundeten rund 24 Stunden später die Kollegen in der Schillerstadt ihr Interesse, das Projekt zu stemmen. Damit ist klar: Die beiden Kommunen werden bis zum Stichtag am 19. Dezember ihre Unterlagen einreichen und dann hoffen, den Zuschlag für die Organisation des grünen Großevents zu bekommen.

Bereits die erste öffentliche Vorstellung des Konzeptes zur Machbarkeitsstudie zur gemeinsamen Gartenschau mit den Gemeinderäten aus Marbach und Benningen sowie rund 50 Zuhörern am Mittwochabend in der Benninger Kelter war größtenteils auf Zustimmung gestoßen. Moniert wurde allerdings, dass der Natur- und Umweltschutz nicht stärker akzentuiert wird. Kritik gab es zudem daran, dass noch Informationen zu einem Verkehrs- und Parkierungskonzept fehlen. Hinterfragt wurde ferner, ob angesichts von Kosten von über 30 Millionen Euro alle Projekte verwirklicht werden können.

Die erste öffentliche Vorstellung

„Man möchte in der Bewerbungsphase möglichst alles darstellen“, sagte Johann Senner vom Büro Planstatt Senner bei der Präsentation der Studie in der Kelter. Nun gehe es darum, die Ideenskizze in einer konkreten Bewerbung zu verfeinern.

Etliche Projekte wie die Neugestaltung des Kelterplatzes oder die Aufwertung des Neckarufers seien ohnehin geplant, betonte der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon. Nun gebe es die Möglichkeit, dafür Zuschüsse abzuschöpfen. „Es liegt ein gewaltiges Potenzial auf beiden Seiten des Neckars.“ Die Gartenschau präge schon im Vorfeld die Kommunen, meinte Senner. „Die intensive Zusammenarbeit ist schon jetzt ein Riesenerfolg.“

Die Vielzahl der Ideen vom Römerpark in Benningen bis zur Überarbeitung der Siedlungsstruktur zwischen Stadtmauer und Neckar in Marbach haben zwar den „Charme eines hohen Realisierungsgrades“, vor der Umsetzung der Ideen gebe es aber auch „noch viele dicke Bretter zu bohren“, betonte Senner. Bei vielen Behörden müsse man Genehmigungen einholen – von der Schifffahrt bis hin zum Naturschutz. Und auch die Bürger sollen weiterhin intensiv einbezogen werden. Daher dürfe man die möglichen Zugänge zur Altstadt und die Neckarquerungen noch nicht als genau festgelegt betrachten. „Mutige Ideen“ wie ein Schrägaufzug oder die Reaktivierung der Fußgängerbrücke zum „Elektroschlössle“ könne man formulieren. „Man kann sicher nicht alles umsetzen, es funktioniert aber auch mit zwei bis drei guten Projekten.“

Man wolle mit der Bewerbung nicht nur Idylle zeigen, sondern auch Handlungsbedarf. Die ökologische Aufwertung des Neckarufers sei neben dem Erlebniswert ein zentrales Anliegen, das wie das Pflanzen von neuen Bäumen auch nachhaltig wirke. Der Neckar sei auf beiden Ufern aus dem Blick und von den Gemeinden weggerückt, hier gelte es, Zugänge und „Sichtfenster“ zu öffnen, beispielsweise am Benninger Kelterplatz, oder mit wenig Aufwand Erlebnisplätze zu schaffen.

Die „vorbildliche interkommunale Zusammenarbeit“ erreiche damit einen ersten Höhepunkt, so der Benninger Bürgermeister Klaus Warthon.

Manche Antworten wie auf die Fragen nach den Parkplätzen und den exakten Kosten könne man heute noch nicht geben. „Aber wir wissen, dass es für alle Fragen Lösungen geben wird.“ Er finde es schade, so Klaus Warthon, dass es „schon bewertende Stimmen gibt“, bevor man das Konzept genau kenne. Er habe nie einen Hehl aus seinem „Pro Gartenschau“ gemacht und betrachte die Bewerbung als „Jahrhundertchance“. Nicht nur die Aufwertung des Neckarufers und die baulichen Veränderungen, auch das Begleitprogramm eines solchen Events stifte Identität und lang anhaltenden Zusammenhalt.

Die Abstimmung im GR Benningen
Gleich nach der gemeinsamen Klausurtagung der Gemeinderäte hat sich am Mittwochabend das Benninger Gremium einstimmig für die Bewerbung zur Gartenschau in den Jahren 2031 bis 2035 ausgesprochen. Das „blaue Band“, das die Kommunen trennt, soll als Verbindung dienen, so Manfred Meister (SPD). Er freue sich über das Zusammenrücken von Marbach und Benningen, die ökologische Aufwertung und die Steigerung des Erlebniswertes in der Neckaraue. Der Benninger Bürger Uwe Essig hatte zuvor in der Kelter betont: „Ich bin ein Gegner der Gartenschau!“ Fragen des Hochwasserschutzes, ein Rettungskonzept und fehlende Parkplätze seien für ihn die Hauptkritikpunkte, was der Gemeinderat aber nicht als Hindernis für die Bewerbung betrachtete.

Die Abstimmung im GR Marbach
Starke Vorbehalte gegen das Megaprojekt wurden am Donnerstag auch auf der anderen Seite des Neckars geäußert – allerdings nur von der Gruppe Puls. Die anderen Fraktionen brachen eine Lanze für das Vorhaben, verwiesen auf die vielen Möglichkeiten, die sich dadurch für Marbach ergeben. Der Bürgermeister Jan Trost hob hervor, dass die Gartenschau der Stadt einen Schub verschaffen würde. Man könne die Lebensqualität verbessern, das Wir-Gefühl stärken, die lokale Wirtschaft ankurbeln und im Zuge der Umgestaltung auf der Schillerhöhe einen großen Spielplatz errichten. Ernst Morlock von der SPD sah das ähnlich und erinnerte daran, dass etliche Projekte, die man schon lange auf der Agenda habe, nun verwirklicht werden könnten. In dem Zusammenhang nannte er die Anbindung des Neckars an die Altstadt oder die Verlagerung der Sportstätten ins Lauerbäumle. Natürlich müsse dafür viel Geld in die Hand genommen werden. Doch die Beträge verteilten sich auf zehn bis zwölf Jahre.

„Wir waren immer dafür und werden auch jetzt dafür stimmen“, stand auch Dr. Michael Herzog von den Freien Wählern voll hinter der Bewerbung. Die Rückmeldungen aus anderen Kommunen zeigten, dass es sich bezahlt mache, eine Gartenschau auf die Beine zu stellen. Zudem gebe es viele Vorhaben zu erledigen. Und die könnten nun schneller und mit öffentlichen Zuschüssen umgesetzt werden. Herzog positionierte sich auch deutlich gegen einen von der Gruppe Puls ins Spiel gebrachten Bürgerentscheid in dieser Angelegenheit. Rechtlich wäre ein solches Votum der Marbacher Einwohner zu der Bewerbung zwar möglich gewesen, hatte der Hauptamtsleiter Thomas Storkenmaier zuvor ausgeführt. Doch die Stadt habe keine Signale erhalten, dass eine solche Befragung tatsächlich angeleiert werden soll, betonte er.

Einen dahingehenden Hinweis gab es nun auch nicht von Barbara Eßlinger von den Grünen, die im Gegenteil ein Plädoyer für die Bewerbung hielt. Die Stadt könne über Jahre von dem Event und seinen Bausteinen zehren. Gerade in dicht besiedelten Gegenden sei es wichtig, Freiräume für die Bürger zu kreieren. Entscheidend sei auch, eine vernünftige Lösung für die Überbrückung der L 1000 zu finden, ergänzte Heike Breitenbücher von der CDU. „Sonst kriegen wir die Stadt nicht zum Neckar. Das ist ein unglaublicher Einschnitt“, sagte sie. Es reiche auch nicht, auf Vorschläge mit kurzer Halbwertszeit zu setzen, die Projekte müssten einen Mehrwert haben. „Wenn was kommt, muss es nachhaltig sein“, forderte Breitenbücher, die sich wie ihre Fraktion zu der Bewerbung bekannte.

Das eindeutige Stimmungsbild im Gremium beeindruckte Hendrik Lüdke von Puls wenig. Er befürchtet, dass die Stadt durch die Gartenschau als Wohnort an Attraktivität gewinnt und die Preise für Immobilien weiter anziehen. Verlierer seien die wirtschaftsschwachen Marbacher. Zudem bemängelte er, dass Kraft und Personal auf Jahre gebunden würden. Als Beitrag zum Klimaschutz könne man das Ganze auch nicht sehen. „Allein die Baumaßnahmen werden viel Energie verbrauchen.“