Claudia Trost malt mit ihren Kindern Marleen, Karla und Jakob (von links). Foto: Werner Kuhnle

Die Familie des Bürgermeisters pflegt den Brauch, bei dem die Kinder einfach drauflosmalen können.

Marbach - Auf handlichen Holzstäben aufgespießt stehen die ausgeblasenen Eier bereit. Claudia Trost hat sie in einem Glas einladend ausgestellt. „Ich backe gerade viel, die Kinder lieben Muffins – da gibt es immer wieder Eier, die wir anmalen“, erzählt die dreifache Mutter. Das Ostereiermalen zählt für die Familie des Marbacher Bürgermeisters Jan Trost, der an diesem Nachmittag arbeitet, zu den Aktivitäten, mit denen sie sich auf das nahe Osterfest einstimmt. „Die Kinder basteln sowieso viel – das Eierbemalen ist eine schöne Abwechslung“, sagt Claudia Trost.

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Mit von der Partie sind der fünfjährige Jakob und die zweijährige Klara, während sich die sieben Monate junge Marleen das Geschehen vom Schoß der Mutter aus anschaut. Jakob legt gleich los und malt die Spitze seines Eis in einem tiefen Blauton an. „Seine Lieblingsfarbe“, erklärt die Mutter, die erfreut darüber ist, dass am Ende ein buntes Ei „mit Struktur“ entstanden ist: mit drei breiten Farbringen aus Blau, einem gemischten Hellgrün und einem hellen Braunton.

Das Ostereiermalen gilt als alte Tradition. Wie es dazu kam, darüber gibt es mindestens zwei Erklärungsansätze. Der eine ist eher materiell und besagt, dass im Mittelalter in der Fastenzeit wenig tierische Produkte gegessen werden durften, die Hühner aber weiter Eier legten. Woraufhin die Menschen die Eier, die sie kochten und für den späteren Verzehr zurücklegten, färbten, um sie zu erkennen. Das soll vorwiegend mit Roter Bete und Zwiebelschalen passiert sein. Die andere Erklärung: Zu Ostern wurden in den Kirchen die bunt gefärbten Ostereier gesegnet. Damit waren sie unterscheidbar von nicht gesegneten weißen Eiern und konnten zu einem besonderen Geschenk werden.

Die Familie Trost bemalt Eier mit Wasserfarben. „Das kennen die Kinder, damit malen sie viel.“ Auch Klara hat sich einen Pinsel geschnappt und bemalt ein Ei mit ihrer Lieblingsfarbe rosafarben. Der Reiz besteht darin, einfach drauflos malen zu können, wie es für Kinder in diesem Alter ganz normal ist. Wenig später hat Klara noch ein mittelblaues Ei produziert. „Ich sehe einen Pinguin“, sagt die Mutter und zeigt eine Stelle auf dem Ei, an der tatsächlich mit einiger Fantasie ein antarktischer Bewohner gesichtet werden könnte. Ein drittes Ei zeigt eine schöne Farbmischung in rotorange. Klara ist selbst ein bisschen stolz und möchte das Ei ihrer Betreuerin aus dem Kindernest zeigen. „Wir hängen die Eier selbst auf oder verschenken sie“, erzählt Claudia Trost, die zurzeit als Mutter daheim alle Hände voll zu tun hat, aber sich vorstellen kann, bald wieder als Grundschullehrerin zu arbeiten. Dann ist das Ostereiermalen schlagartig zu Ende. Klara und Jakob haben Hunger und essen einen Joghurt. Marleen wird gestillt. Auf Ostern freuen sich alle – „weil der Osterhase kommt“, sagt Jakob und strahlt. Die Eier von Meister Lampe werden ebenfalls schön bunt und auf jeden Fall nicht so leicht zu finden sein. Versteckt werden Ostereier in Familien seit dem 18. Jahrhundert. Besonders Eltern aus der bürgerlicher Schicht förderten damit den Spieltrieb ihrer Kinder. Das Verstecken der Eier soll auch darauf zurückgehen, dass die Kirche schon lange vorher den Kult um die germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostara ungern sah, sodass die Übergabe bunter Eier zu einer geheimen Aktion werden musste.

Jakob und seine Schwestern dürften die Hintergründe weitaus weniger interessieren, als die Ostereier am Sonntag in den Verstecken dann auch aufzustöbern.