Alle drei Generationen der Maiers genießen das Zusammenleben, sie profitieren aber auch voneinander. Foto: Frank Wittmer

Drei Generationen unter einem Dach – das funktioniert. Jedenfalls bei den Maiers in Marbach, die sich für unsere Familienserie porträtieren ließen.

Marbach - Dass drei Generationen unter einem Dach leben, scheint heutzutage eher die Ausnahme zu sein. Früher war es üblich, dass man wieder bei den Eltern untergeschlüpft ist, auch wenn man zuvor schon flügge war.

Wohnraum war knapp, das Geld oft auch. So haben auch Elisabeth und Kurt Maier nach ihrer Hochzeit vor mehr als 60  Jahren die frei gewordene Wohnung im elterlichen Haus bezogen. Damals sei das Zusammenleben mit der Schwiegermutter unter einem Dach manchmal nicht ganz so einfach gewesen, erinnert sich die 82-jährige Elisabeth Maier.

„Sie war die Chefin im Haus“, sagt ihr 86-jähriger Mann Kurt. Daher weiß das Ehepaar, dass sie es ihrem Sohn Oliver und der Schwiegertochter Kerstin etwas einfacher machen wollen. Und zudem verfügt Kurt Maier über eine besondere Portion Humor und Fröhlichkeit, die das Zusammensein mit dem rüstigen Senior sowieso besonders angenehm macht. Auch Kerstin Maier ist in einer Großfamilie in der Pfalz aufgewachsen. „Die ganze Familie war immer beisammen. Ich weiß noch gut, wie das war, wenn ich mit meiner Mutter Streit hatte, dann bin ich runter zu Oma und hab mit der geredet und mich wieder beruhigt.“

Ihr Freund Oliver, bei der Marine an der Nordsee stationiert, wusste, wie er die Familie für sich gewinnen konnte: Bei seinen Besuchen begrüßte er immer die Oma zuerst. „Ein eigenes Haus war für uns nie eine Option“, berichtet Kerstin Maier. Zunächst habe man im Jugendzimmer von Oliver „gehaust“, als dann die Wohnung der Oma frei geworden ist, sich für den Um- und Anbau des Hauses entschieden. Sogar der Onkel habe noch eine Zeit lang mit im Haus gewohnt. Natürlich knirscht es manchmal, wie bei vielen anderen Familien auch. „Die kritischen Themen kommen auf den Tisch, man spricht sich dann aus“, meint Kerstin Maier. „Man braucht klare Spielregeln.

Die Wäsche zum Beispiel ist tabu, das habe ich der Schwiegermutter gleich gesagt, das mache ich selbst.“ Aber dass bei Oma und Opa andere Regeln gelten als „zuhause“, das ist auch in Ordnung. Zwei- bis dreimal die Woche ist Enkeltag. Der achtjährige Pascal hat seine Spielsachen schon oben in der Wohnung der Großeltern deponiert. Auch die 15-jährige Natalie schaut gerne mit der Oma die alten Fotos an. Als eifrige Reiterin nimmt sie gerne die Fahrdienste des Opas in Anspruch.

„Früher habe ich manchmal DVDs anschauen dürfen“, erinnert sich die junge Dame. Und Pascal freut sich auf seinen Multivitaminsaft, den es nur beim Opa gibt. „Die Großeltern dürfen verwöhnen, und wir müssen erziehen“, meint Sohn Oliver, der sich gut mit seinem Vater versteht. „Ich bin froh, dass er im Haus ist. Das hat auch ganz praktische Vorteile, wenn er den Kaminfeger in Empfang nimmt oder auf der Baustelle aufpasst, während ich bei der Arbeit bin.“

Tradition ist den Maiers wichtig: Die große Standuhr, das Verlobungsgeschenk der Großeltern von 1929, schlägt mit sanftem Klang die Stunden. Alle drei Generationen genießen das Zusammenleben. „Im Winter gibt es das Glühweinfest und im Frühling machen wir unsere Eigentümerversammlung, dazu sind wir ja gesetzlich verpflichtet“, schmunzelt Oliver. Man war schon zusammen im Urlaub, sogar mitten im Winter. „Wir haben Wohnmobil und Wohnwagen zusammengestellt und draußen Bescherung gefeiert.“

Zentraler Treffpunkt der Großfamilie ist der Garten, das Reich von Senior Kurt. „Im Sommer ist er den ganzen Tag draußen“, meint Ehefrau Elisabeth. Mit Trampolin und Pool ist der Garten ein Kinderparadies, in dem sich auch die Freunde wohl fühlen. „Abends besprechen wir bei einem Glas Wein die nächsten Tage“, so Kerstin Maier. Mitunter telefoniere man zwei, drei Mal am Tag, um Dinge abzusprechen. Die Enkelkinder Natalie und Pascal wissen schon, wo sie den Opa suchen müssen, wenn sie aus der Schule heimkommen. Sogar eine „Gartenklingel“ gibt es in dem Haus. Die Oma hat immer einen Topf Nudelsuppe oder die geliebten Spaghetti bereit. „Das ist für uns beruhigend, dass wir wissen, dass immer jemand im Haus ist, weil wir beide berufstätig sind“, freut sich Kerstin Maier über die tatkräftige Unterstützung der älteren Generation.

Von Jung bis Alt genießen alle das Zusammensein, das sich manchmal ganz spontan entwickelt. Einmal habe sie vorsichtig angefragt, so Kerstin Maier, ob es den Großeltern nicht zu viel werde. „Nehmt mir bloß nicht meine Enkel weg“, hat Kurt Maier dann gesagt. „Es ist uns noch nie zu viel geworden“, ergänzt seine Frau Elisabeth, die sich über die „Besuche“ der Kinder und Enkel ebenso freut.