Das Kinderhaus soll gegenüber vom bestehenden gebaut werden. Foto: Werner Kuhnle

Kommune erzielt Einigkeit mit Firma über Kosten für den Neubau – der nun auch mehr Plätze bietet.

Marbach - Die Ernüchterung war den Räten ins Gesicht geschrieben, als die Verwaltung im Ausschuss für Umwelt und Technik im Februar bekannt gab, dass die Kosten für das neue Kinderhaus in der Kernerstraße weit über dem Ansatz liegen. Die Konsequenz war, dass die Ausschreibung aufgehoben wurde. Mit drei Millionen Euro hatte man gerechnet, das günstigste Angebot von der Firma Rikker alles in allem aber bei 3,5 Millionen Euro gelegen. Deshalb setzte sich die Verwaltung nochmals mit dem Affalterbacher Unternehmen an einen Tisch, um über einen besseren Preis zu verhandeln. Genau das hat hingehauen, sodass der Ausschuss nun sehr wohlwollend eine Eilentscheidung zur Kenntnis nahm, wonach der Bürgermeister Jan Trost die Arbeiten vergeben hat.

Wie der Rathauschef ausführte, müssen zwar nach wie vor 3,5 Millionen Euro in die Hand genommen werden, um das Projekt zu schultern. Doch dafür bekommt die Stadt eine Einrichtung mit zwei Ü-3- und zwei U-3-Gruppen. Das ursprüngliche Gebot hatte sich auf zwei Einheiten für Kindergartenkinder und nur eine Einheit für unter Dreijährige bezogen. Insofern hat die Kommune also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, weil man jetzt fürs gleiche Geld eine weitere Gruppe in dem Gebäude unterbringen und zugleich für deutlich mehr Entspannung auf dem extrem angespannten Betreuungssektor sorgen kann.

„Gratulation an die Stadtverwaltung zu diesem Ergebnis“, sagte Ernst Morlock von der SPD, der seine Hoffnung zum Ausdruck brachte, dass die Einsparungen nicht zu Lasten der energetischen Standards gehen. Fakt sei, dass man den Kindergarten dringend benötige. Ab März 2020 seien alle Plätze in den Marbacher Einrichtungen belegt – was aber auch bedeutet, dass die Kommune einige Monate improvisieren muss, weil das neue Gebäude erst im Sommer 2020 stehen wird. Morlock erinnerte in dem Zusammenhang an einen SPD-Antrag zur Einrichtung eines Waldkindergartens. „In so einer Notlage wäre das auch ein Strohhalm, an den man sich klammern kann“, erklärte der Fraktionssprecher. Er wollte wissen, ob hier schon der Bedarf bei den Eltern abgeklopft worden sei. Jan Trost konnte diese Frage nicht aus dem Stegreif beantworten, versprach aber, sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Was die ökologischen Standards anbelangt, für die sich auch Benjamin Flaig von Puls interessierte, versicherte Bauamtsleiter Dieter Wanner, dass man in der Hinsicht keine Abstriche machen müsse. „Ein Großteil der Ersparnis ist ein allgemeiner Nachlass, der eingeräumt worden ist“, erklärte Wanner. Außerdem habe man beispielsweise auf den eigentlich geplanten Speiseaufzug verzichtet. Bei den Fenstern wurde Kunststoff statt Alu gewählt. „Wir haben das Schritt für Schritt durchgearbeitet. Bei den ökologischen Aspekten haben wir aber keine Defizite“, versicherte er. Man bekomme jetzt auch keine Billiglösung, aber eine vertretbare.

Jürgen Waser von den Grünen hob in dem Zusammenhang hervor, dass sich die Investitionen in ein hohes Umweltniveau langfristig auszahlen. Und die Firma Rikker sei für ihre Holzbauweise bekannt, womit man auf einen nachhaltigen Rohstoff setze. Jochen Biesinger von der CDU lobte ebenfalls den Kompromiss, der nun mit dem Unternehmen erzielt wurde, gab jedoch zu bedenken, dass jetzt auch noch Personal für die Einrichtung gefunden werden müsse. „Wir werden frühzeitig auf die Suche gehen. Bisher haben wir die Stellen immer besetzen können“, sagte der Rathauschef Jan Trost. Dass dies auf dem leer gefegten Erzieher-Markt erneut gelingt, wird wohl auch Martin Mistele von den Freien Wähler hoffen, der wie seine Kollegen im Ausschuss mit dem Gesamtergebnis zufrieden war: „Die Zahlen sprechen für sich“, sagte er.