Den Anwohnern schmeckt es nicht, dass die Idylle der Holdergassen durch zu viele Fahrzeuge gestört werden könnte. Foto: )

Holdergässler wollen Fahrverbot und übergeben Stadt Protestnote. Doch nicht nur sie sind besorgt.

Marbach - Die Gemeinderatssitzung am Donnerstag mit stolzen 24 Tagesordnungspunkten hatte noch gar nicht begonnen, da wurde der Bürgermeister Jan Trost schon mit dem 25. Thema des Abends konfrontiert. Peter Zell überreichte dem Rathauschef eine Liste mit rund 160 Unterschriften von Anwohnern, die sich für eine Sperrung der Holdergassen starkmachen. Und zwar mindestens so lange, wie am Pfundhaus mit schwerem Gerät hantiert wird und deshalb die Niklastorstraße nicht von Autos passiert werden kann. Die Altstadtbewohner befürchten, dass sich ansonsten zu viel Durchgangsverkehr auf Ausweichrouten an ihren Häusern vorbeidrückt. Die Umgestaltung des Pfundhauses zum zweiten Rathaus soll im Frühjahr starten und wenigstens 18 Monate dauern.

Peter Zell monierte, dass es „fantasielos“ sei, nun nur die Niklastorstraße dichtzumachen. „Dabei ist die Lösung so einfach“, betonte er. Man müsse auch die Holdergassen zur Tabuzone für Autos auf der Durchfahrt machen. An der Überprüfung des Verbots dürfe es nicht scheitern. Schließlich werde mit großem Personalaufwand auch überwacht, ob Fahrer ihren Gurt angelegt haben. „Wenn dafür Zeit ist, muss auch Zeit dafür sein, das Durchfahrtsverbot zu kontrollieren“, sagte der Vorsitzende des Holdergassenvereins, der die Unterschriftenliste in Kopie den einzelnen Fraktionsvorsitzenden zukommen ließ.

Der Bürgermeister Jan Trost beteuerte, dass in der Sache noch nicht das letzte Wort gesprochen worden sei. Man habe die Fahrzeuge in der Altstadt zählen lassen. „Im Januar werden die Zahlen vorliegen, wie hoch der Durchgangsverkehr ist, dann muss der Gemeinderat diskutieren, wie es weitergehen soll“, sagte er. Sollte sich bei der Untersuchung herausstellen, dass der Durchgangsverkehr tatsächlich größere Ausmaße angenommen hat, werde man darauf anders reagieren, als wenn der Anteil der Auswärtigen niedrig ist. Er hoffe, dass die Interessen der Anwohner gebührend berücksichtigt werden, meinte daraufhin Peter Zell. „Es gibt immer einen Weg, wenn man vernünftig miteinander umgeht“, sagte er.

Darauf hoffen wohl auch die Nachbarn direkt um die Ecke in der Straße Auf den Felsen. Denn auch dort ist man unzufrieden mit der Verkehrssituation, wie eine Frau in der Bürgerfragestunde deutlich machte. In der Altstadt dürfe zwar nur Schritttempo gefahren werden, „aber es gibt vielleicht fünf Autos am Tag, die das wirklich einhalten“, berichtete sie. Außerdem seien die Fahrzeuge nicht nur zu schnell unterwegs, es schlängelten sich auch zu viele davon durch die Gasse. „Das ist eine halbe Autobahn“, sagte die Anwohnerin. Kinder könnten sich kaum noch auf die Straße trauen. Durch die Sperrung der Niklastorstraße spitze sich die Situation zu. „Ich bitte Sie dringend darum, sich einen Plan zu überlegen, wie man das Auf den Felsen regeln möchte“, erklärte sie. Vielleicht könne man auch diese Gasse für den Durchgangsverkehr dichtmachen.

Der Bürgermeister verwies erneut auf die Untersuchung und deren Ergebnis, das im Januar präsentiert werden solle. Entsprechend werde man Maßnahmen ergreifen und Schilder aufstellen lassen. Außerdem gebe es eine Bürgerinformation, bevor der Kran in der Niklastorstraße aufgestellt werde. Der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling ergänzte, dass die Tempoüberschreitungen in Auf den Felsen zu einem gewissen Teil der Gestaltung des Straßenraums geschuldet seien. „Da ist aber der Gemeinderat schon dran“, versicherte Seiberling und erinnerte an die Absicht, die Fußgängerzone umzubauen.