Der Prozess geht kommende Woche weiter. Foto: dpa

Vier Männer sind wegen des Überfalls angeklagt.

Marbach - D

er Gang zu ihrer Bank ist für eine betagte Dame im Sommer vergangenen Jahres zum Albtraum geworden. Die 81-Jährige ging noch kurz zum Bäcker, nachdem sie bei der Bank in Ludwigsburg 2000  Euro Bargeld abhoben hatte, und stieg dann in die S-Bahn nach Hause. Kaum hatte sie die Bahn in Tamm verlassen, entriss ihr ein Mann von hinten ihre Tasche und rannte davon. Für diesen Raub müssen sich seit Dienstag vier Männer vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts Marbach verantworten.

Laut Anklage beobachteten die vier Männer im Alter von 22, 25 und 32 Jahren die alte Dame bereits in der Bank bei ihrer Geldabhebung und vereinbarten dort, die Tasche zu klauen. Sie folgten der Frau in die Bahn und stiegen an deren Haltestelle mit aus, wo ihr einer der beiden 22-Jährigen die Tasche entriss. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft teilten sie das Geld untereinander auf und behielten es für sich.

Die Frau stürzte bei dem Raub zu Boden, konnte so jedoch einen Blick auf den Täter werfen. Zu Hilfe eilende Passanten versuchten vergeblich, ihn noch zu erwischen. „Die Geschädigte war derart aufgelöst und mitgenommen, dass ich Rettungssanitäter rief“, berichtete ein Polizeibeamter als Zeuge im Gerichtssaal. Nachdem diese es schafften, die Frau zu beruhigen, konnte sie den Täter anhand seines Aussehens und seiner Kleidung für eine Fahndung beschreiben. Mit Hilfe zahlreicher Videoaufnahmen aus der Bank und der S-Bahn ermittelte die Polizei die Gruppe.

Zum Auftakt des Prozesses ergaben die Aussagen der Angeklagten ein uneinheitliches Bild vom Geschehen. Der 22-Jährige gestand, wie schon bei der Polizei, der Frau die Tasche entrissen zu haben, jedoch auf Anweisung des 32-Jährigen. Dieser bestritt allerdings eine Beteiligung an dem Raub und erklärte wortreich, er habe lediglich dem 25-Jährigen bei der Übersetzung seiner Angelegenheiten in der Bank geholfen.

Der vierte Angeklagte hat den Plan der Gruppe abgelehnt und das vor Ort auch so gesagt, war aber in der Bahn dabei, um nach Hause zu fahren. Der 25-Jährige will eigenen Angaben zufolge nur dem 22-Jährigen 500 Euro gegeben und den Rest der Beute für sich selbst behalten haben.

Alle vier Männer kennen sich aus einer Asylunterkunft, wo sie nach ihrer Flucht aus Syrien und Algerien zunächst strandeten. Sie waren zwischen 2015 und 2017 nach Deutschland gekommen. Die beiden 22-Jährigen sind als Flüchtlinge anerkannt, die Anträge der beiden anderen Angeklagten sind abgelehnt.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag, 29. Januar, vor dem Amtsgericht Marbach fortgesetzt.