Wer trocken bleiben wollte, musste schnell vorsorgen. Foto: Werner Kuhnle

In Wolfsölden ist ein Regenwasserkanal gebrochen. Jetzt wird beraten, wie der Ort vor Wasser geschützt werden kann. Die Aufräumarbeiten beginnen am Montag.

Marbach/Affalterbach-Wolfsölden - Es sind gewaltige Wassermassen, die am Samstagmittag den Affalterbacher Teilort Wolfsölden in Atem halten. Bis zu 70 Liter Regenwasser pro Quadratmeter gehen nieder. Das ist heftig und in dem beschaulichen Örtchen wird schnell klar: Es besteht große Gefahr. Denn aus etwa drei Bereichen, so berichtet Affalterbachs Bürgermeister Steffen Döttinger, sind große Wassermassen zusammengeflossen. Mit diesen ist der Regenwasserkanal nicht fertig geworden. Während er unterirdisch durch den Ortskern noch standgehalten hat, ist er am Hang zur dortigen Mühle auf einer Länge von etwa 150 Metern gebrochen. Rohrteile werden bis in die Nacht vom THW geborgen. Die Mühle in Wolfsölden ist fast schon von Wasser umspült, überall türmen sich Unmengen an Geröll auf. „Evakuieren mussten wir aber nicht“, so Döttinger weiter. Mit speziellen Hochwasserbarrieren des Landkreises, die herbeigeschafft worden waren, werden die Häuser im Ortskern gesichert, während das Wasser kontrolliert abgeleitet wird. „Das war nötig als die zweite Flutwelle mit dem zweiten Gewitter kam“, berichtet Steffen Döttinger. Insgesamt sind am Samstagmittag in Affalterbach 120 Einsatzkräfte vor Ort: Feuerwehr Affalterbach, Marbach, Remseck, das THW Ludwigsburg und die Polizei. Bis gegen 2.30 Uhr in der Nacht wird dort gearbeitet und Wache gehalten. Möglicherweise handelte es sich um eine so genannte „Böenwalze“ oder Shelf Cloud, die an diesem Tag über Affalterbach gezogen ist.

Am Sonntagmorgen ist die Gefahr zwar gebannt, die Ortsdurchfahrt Wolfsölden ist gereinigt und die Rohre sind geborgen, aber die Sorgen bleiben. Denn Wolfsölden hat nun keinen funktionierenden Regenwasserkanal mehr. „Wenn es wieder schüttet, hat der Ort keinen Schutz“, sagt der Bürgermeister besorgt. Das ablaufende Wasser hat eine vier bis fünf Meter tiefe Schneise in das Kanalbett zwischen der Wohnbebauung und der Mühle gerissen. Unmengen an Geröll und Treibgut sind bei der Mühle angeschwemmt. „Am Montagmorgen beginnt der Bauhof dort mit den Aufräumarbeiten“, kündigt Döttinger am Sonntag an. Zudem wird es früh morgens eine Begehung mit Spezialfirmen geben, damit der Kanal so schnell wie möglich wieder instand gesetzt wird. Steffen Döttinger rechnet damit, dass das Unwetter einen Schaden in Höhe von mehreren Hundertausend Euro bis hin zu einer Million angerichtet hat.

Während des Unwetters sind in Affalterbach 16 Keller vollgelaufen, die die Feuerwehr nach und nach ausgepumpt hat. Am Samstagmittag hatte die Polizei in Affalterbach die Straße nach Winnenden gesperrt. Auch die K 1669 nach Remseck-Hochdorf ist wegen eines Hangrutsches bis mindestens Montag gesperrt, berichtet Bürgermeister Döttinger weiter.

Weit weniger Niederschlag hat es am Samstag in Marbach gegeben. Und dennoch gibt es Schwierigkeiten: Fast einen halben Meter hoch steht das Wasser am Samstagmittag auf der Ludwigsburger Straße in der Höhe des Eichgrabens. Deshalb wird die Landesstraße 1100 rasch von der Polizei gesperrt – es gibt kein Durchkommen mehr. Die Wassermassen kommen den Eichgraben hinuntergeschossen. „Das ist zu einem reißenden Fluss geworden“, berichtet der Marbacher Kommandant Alexander Schroth nach dem Einsatz an der Landesstraße. Das Problem: Die Wassermassen hatten Geröll und Geäst mitgerissen, die wiederum ein Auffanggitter oberhalb der Landesstraße verstopften, so der Kommandant. So lief das Wasser auf die Landesstraße und der gegenüberliegenden Firma Egetrans in den Hof. Mit einem Fahrzeug des Bauhofs hat man das Gitter freiräumen können, so Schroth weiter. Die Feuerwehr selbst öffnet Schächte und sorgte dafür, dass die Wasserabläufe wieder frei sind. In der Folge ist das Wasser zurück in den Schacht gelaufen und hat die Landesstraße gegen 18 Uhr wieder freigegeben. Bei der Firma Egetrans entstand nach ersten Angaben kein Schaden, beim benachbarten Reifenhändler allerdings musste Wasser aus dem Gebäude gepumpt werden, berichtet der Kommandant. Gegen 19.30 Uhr neigen sich die Aufräumarbeiten auf der Straße dem Ende entgegen. Die Polizei gibt die Ludwigsburger Straße gegen 20 Uhr wieder frei – gesperrt hatte man sie um 15.40 Uhr.

Auch in Rielingshausen muss die Feuerwehr am Samstagmittag ausrücken: In die Gemeindehalle ist Wasser eingedrungen. „In den vergangenen 72 Stunden haben wir neun Einsätze gehabt“, sagt der Marbacher Kommandant Alexander Schroth am Samstagmittag – einer davon der Großbrand in Rielingshausen. Dabei lobt er die interkommunale Zusammenarbeit der Feuerwehren sehr.