Tobias Möhle, Timo Jung, Karin Götz und Jan Trost Foto: KS-Images.de

Beim zweiten Leser Forum der Marbacher Zeitung zur Bürgermeisterwahl in der Schillerstadt haben die Bewerber Jan Trost, Timo Jung und Tobias Möhle ihre Gedanken zu den wohl brennendsten Themen der kommenden Jahre geäußert.

Marbach - Zwei Stunden lang standen die Bewerber Jan Trost, Timo Jung und Tobias Möhle am Dienstagabend beim zweiten Leser Forum der Marbacher Zeitung im Atrium der Firma EgeTrans Rede und Antwort. Sie bezogen Stellung zu Themen, die auf der künftigen Bürgermeister-Agenda stehen. Wohnen
Für Jan Trost ist es „das zentrale Thema im Wahlprogramm“. Klar ist für ihn: Die neuen bezahlbaren Wohnungen in der Affalterbacher Straße und die Senioren-Wohnungen in Rielingshausen „reichen nicht aus“. Wichtig sei, „behutsam in die Fläche“ zu gehen, wofür im Keltergrund Rielingshausen die Weichen gestellt sind. Dort habe die Stadt in der Hand, zu welchem Preis Wohnraum geschaffen wird. Dazu sei „konsequente Nachverdichtung“ wichtig. Als „eines der wichtigsten Themen“ im Wahlkampf nimmt Timo Jung das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum wahr. Ein Instrument ist für ihn, Baugenossenschaften zum Zug kommen zu lassen. „Nur dann können wir das schaffen.“ Es gehe darum, Vorkaufsrechte der Stadt zu nutzen und den Wohnungsmarkt nicht nur der Rendite zu überlassen. Tobias Möhle möchte auch leer stehende Wohnungen beleben. Die Stadt habe die Aufgabe, Verbindungen herzustellen und den Eigentümern eine Sicherheit zu bieten.

Beim stockenden Baugebiet Kreuzäcker
gesteht Jan Trost ein, dass er das Thema kompakter und kommunikativer hätte angehen müssen. Schrittweise gelte es nun voranzukommen. Die 15-Prozent-Quote für bezahlbaren Wohnraum sei wichtig, damit auch Menschen mit mittlerem oder kleinem Einkommen zum Zug kommen. Als Stadt sei man nicht an die Grundstücke rangekommen. Timo Jung erklärt, dass es von außen schwer sei, die Lage zu beurteilen. „Die Kommunikation muss aber verbessert werden.“ Von Bauträgern dürfe man sich nicht mehr an der Nase herumführen lassen. Und besagte Quoten führten auch dazu, dass der übrige Wohnraum im Gebiet noch teurer wird. Bürgerbeteiligung
Jan Trost schwebt eine Zukunftswerkstatt vor, um die Menschen unter anderem beim „Jahrhundertprojekt“ Gartenschau einzubeziehen. So, wie das bei den Jugendlichen beim Jugendtopf gelungen sei. „In der Richtung ist Marbach bereits besonders.“ Timo Jung betitelt seine ähnliche Herangehensweise als „Agenda 2033“, über die groß angelegt herausgefunden werden soll, wie sich die Menschen Marbach im Jahr 2033 vorstellen. Dabei könnten auch Bürger per Zufall ausgewählt werden, um „nicht immer die gleiche Blase“ zu haben. Auch Tobias Möhle möchte die Bürger für die Gartenschau früh einbinden, „mit einer Richtung, aber erst mal ohne Ziel“. Mit der Zeit gelte es dann, Leitplanken zu entwickeln. Er spricht sich auch dafür aus, die Bürger der italienischen oder türkischen Community generell mehr einzubeziehen. Innenstadt
Für Tobias Möhle ist entscheidend, dass die zweijährige Sanierung der Fußgängerzone genutzt wird, um mit Eigentümern und Bevölkerung zu sprechen, was an Angeboten benötigt wird, um Ausschreibungen zu machen. So könne die Diversität gefördert werden. Jan Trost betont, dass mit der Citymanagerin die Weichen gestellt wurden. Er bringt den Vorstoß von vor Corona wieder ins Spiel, bei dem für die Bauphase geschaut worden wäre, welchen Umsatz die Betriebe in den vorherigen Jahren gemacht haben, damit die Einbußen während der Sanierung ausgeglichen werden. „Das ist damals bei der IGS aber nicht auf offene Ohren gestoßen.“ Timo Jung spricht sich für einen runden Tisch mit Eigentümern und Einzelhändlern aus. Denn auch hier müsse die Kommunikation verbessert werden. Der Rucksack der Citymanagerin dürfe aber nicht zu groß werden. Heißt: Nicht nur ihr dürfen diese Aufgaben aufgeladen werden. Vorstellen kann sich Jung das Ansiedeln eines Fair-Trade-Ladens. Wie das Volksbank-Areal
künftig aussehen soll? Hier sieht Timo Jung die Verbindung von Arbeit und bezahlbarem Wohnen, aber auch von Generationen. Tobias Möhle bringt einen Treffpunkt ins Spiel, bei dem sich Menschen begegnen, etwa in der Mittagspause. Jan Trost möchte einen Mehrwert für alle Generationen schaffen und auf den Wunsch nach zentrumsnahem Wohnraum für Senioren eingehen. Wirtschaft
Im Fokus steht das angedachte interkommunale Gewerbegebiet mit Erdmannhausen. Jan Trost spricht von einem „gordischen Knoten“, der gelöst wurde. Der noch zu schließende Vertrag sei aber „hochkomplex“. Er hofft, zukunftsfähige und gut bezahlte Arbeitsplätze ansiedeln zu können, ohne dass der Verkehr überhandnimmt. Auch Timo Jung setzt auf zukunftsfähige Branchen, „ohne die örtlichen Betriebe zu vergessen“. Es gehe nicht darum, anzusiedeln was nur geht. „Das hat die Ansiedlung von Logistik, deren Lkw durch Marbach fahren, gezeigt.“ Von der Idee einer klimaneutralen Stadt seien die Unternehmer im Gespräch mit ihm überzeugt gewesen. Tobias Möhle plädiert auch für Gemeinschaftsarbeitsflächen. Den lokalen Gewerbetreibenden möchte er die Expansion ermöglichen.