Karin Götz hat die Runde in gewohnt spritzig-kritischer Manier moderiert. Foto: KS-Images.de

Bürgermeister-Bewerber nehmen Stellung zur Einkaufssituation in Marbach und in Rielingshausen.

Marbach - Die Einkaufssituation in Marbach-Süd war vor rund zwei Jahrzehnten schon einmal ein richtig heißes Eisen. Seinerzeit wurden leidenschaftlich Argumente zum Für und Wider eines Aldi in dem Gebiet ausgetauscht. Zu einer Ansiedlung des Discounters ist es am Ende dann nicht gekommen. Beim Leser Forum der MZ am Mittwochabend mit den Bürgermeisterkandidaten Jan Trost, Timo Jung, Edwin Kubotat, Tobias Möhle und Andreas Freund ploppte das Thema aber wieder auf und wurde ebenso wie die Einkaufssituation im Allgemeinen in der Innenstadt und in Rielingshausen diskutiert.

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Die Moderatorin Karin Götz reichte die Frage einer Bürgerin an die Runde weiter, die sich danach erkundigt hatte, ob in Marbach-Süd eine Einkaufsmöglichkeit geschaffen werden könnte, eventuell neben der Feuerwache oder in Richtung Hörnle. Andreas Freund gab zu bedenken, dass man mit Bedacht vorgehen und sich auch über Dinge wie die Größe eines etwaigen Ladens genau Gedanken machen müsse. Er schlug vor, zunächst in die Marbacher reinzuhören, wie deren Bedürfnisse sind. Tobias Möhle kann einem Ansatz wie dem kleinen Markt im Hörnle durchaus etwas abgewinnen. „Es ist aber immer die Frage: Wo siedeln wir es an. Und finden wir jemanden, der das ganze Ding betreibt“, erklärte der 37-Jährige. Vielleicht ergebe sich eine Lösung mit dem Stadtmarketingverein und den Marbachern, die ein solches Projekt voranbringen wollen. Der Amtsinhaber Jan Trost gab jedoch zu bedenken, dass man schon drei Supermärkte habe. Geselle sich dazu noch Konkurrenz, drohe womöglich die Abwanderung eines derzeitigen Betreibers. „Und es wäre natürlich für uns fatal, muss man ehrlicherweise sagen, wenn beispielsweise der Rewe innenstadtnah als Frequenzbringer schließen würde“, erklärte er.

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Skeptisch zeigte sich Trost auch im Hinblick auf ein ebenfalls von Bürgerseite ins Spiel gebrachtes großes Einkaufszentrum. Dafür sei Marbach nicht unbedingt prädestiniert. Auf dem Areal der Volksbank sehe er aber die Chance, ein Konzept für Wohn- und Geschäftsräume zu entwickeln. Ein Einkaufszentrum ergibt auch für Tobias Möhle keinen Sinn. Wolle man Besucher in die Innenstadt locken, müsse dort die Musik spielen mit Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistern, nicht gebündelt irgendwo an der Peripherie, wo noch Flächen frei wären. Timo Jung hat ebenfalls andere Visionen für Marbach als ein klassisches Einkaufszentrum. Er könne sich stattdessen eine Konzentration von Fair-Trade-Angeboten vorstellen, um das Zentrum in Schwung zu bringen. Der 31-Jährige bezweifelt auch, dass ein Einkaufszentrum wie das Breuningerland für die Schillerstadt überhaupt erstrebenswert wäre. „Ich sage immer: Die Innenstadt von Marbach sollte einzigartig sein“, betonte er und regte außerdem an, ein Schülercafé in der Stadt anzusiedeln oder einen Jugend-Pop-up-Store.

Edwin Kubotat geht davon aus, dass es Marbach auch gut zu Gesicht stehen und frische Energien freisetzen würde, wenn all die engagierten Leute in den Vereinen zusammengeführt würden. Attraktiver könne die Stadt zudem über Läden wie in Hamburg oder Berlin werden, die Fleisch am Start haben, das in der Petrischale gezüchtet wurde. „Dann sind wir nachhaltig und die Leute sagen: Wow, hier geht was“, meinte der Benninger. Das würde Marbach auch städtischer und zum Trendsetter machen.

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Andreas Freund schlug hingegen vor, zu leeren Parkplätzen wie am Wochenende beim Schulzentrum Shuttlebusse hinzuleiten, um Kunden in die City bringen. „Wenn wir Umsätze in der Stadt haben, locken wir auch andere an“, ist er überzeugt. Die Ansiedlung von Firmen aus der IT-Branche würde er ebenfalls unterstützen.

Potenzial sieht Jan Trost zudem im Bereich der eher schöngeistigen Angebote. Ziel müsse es sein, die sieben Museen in Marbach als kulturelles Zentrum im Landkreis zu vermarkten, zum Beispiel über eine lange Nacht der Ausstellungs-Häuser. In puncto Digitalisierung könne man sicher ebenfalls noch nachjustieren.

Timo Jung hält es für notwendig, Marbach als Kultur- und Bildungsstadt weiterzuentwickeln, um seine Einzigartigkeit zu bewahren. „Und diese Dinge kann man verbinden“, meinte er. Das Engagement der Museums-Betreiber müsse man nutzen, die Kultur gehöre gefördert. Für Rielingshausen schwebt ihm vor, eine Apotheke an den Ort zu bringen oder die Installation eines Geldautomaten zu forcieren. Entscheidend sei ein nachhaltiges Angebot für Rielingshausen, betonte zudem Trost im Hinblick auf die Frage, ob der Stadtteil einen zweiten Supermarkt braucht. Und Nachhaltigkeit habe der vorhandene Euli mit seinem langen Engagement bewiesen. Er brauche wie viele andere Rielingshäuser keinen zweiten Supermarkt, pflichtete Tobias Möhle bei.

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