Freude an Charlotte haben Familie Hammer sowie Lastenrad-Organisator Andreas Sieber (rechts). Foto: KS-Images.de / Karsten Schmalz

Die Hammers aus Marbach haben das Lastenrad zwei Wochen lang ausprobiert.

Marbach - Nach zwei Wochen mit Charlotte strahlt Luise Hammer: „Wir fanden es super – und hat es riesigen Spaß gemacht, mit ihr zu fahren.“ Wir – das ist die Mutter mit ihren drei Kindern Helena (7), Ferdinand (5) und Valentin (2). Papa Andreas, sonst oft mit dem E-Bike auf täglicher Tour zum Arbeitsplatz in Feuerbach, war auch ganz froh, dass er nach seinem Homeoffice in Marbach mit dem Gemeinschaftslastenrad der Stadt an der frischen Luft eine Runde mit Kind und Kegel drehen konnte.

Die Lastenrad-Initiative mit ihrem Organisator Andreas Sieber hatte eine Familie für das Experiment gesucht – und mit den Hammers gefunden. „Für uns ist es spannend zu sehen, wie sich Charlotte im Alltag über eine längere Zeit bewährt“, sagt Sieber. Die Plätze vorne im Lastenkorb waren in den beiden Wochen Ende Oktober und Anfang November heißt begehrt. „Wir konnten zwei Kinder vorne mitnehmen – das dritte fuhr selbst Rad oder wir haben es im Anhänger mitgenommen“, erzählt Luise Hammer. Die 38-Jährige fuhr bisher selbst nur mit einem Fahrrad ohne Elektroantrieb. Charlotte habe ihr in der topografisch anspruchsvollen Schillerstadt ganz neue Welten erschlossen: „Es hat einfach Spaß gemacht, so gut rauf und runter fahren zu können.“

Bequemer war auch der Weg vom Wohnhaus in der Goethestraße hin zum Kindergarten in der Kernerstraße. Aber auch die Fahrt zum Drogeriemarkt im Murrer Gewerbegebiet war mit den Kindern problemlos machbar. „Die Fahrt dauert nur zehn Minuten – so schnell bin ich dort nicht mit dem Auto hin.“

In der ersten Woche machte noch Nässe und Kälte den Hammers zu schaffen. Aber dann entfaltete Charlotte ihre Stärken: „Wenn die Kinder vorne sitzen, kann ich mit mit ihnen unterhalten – das ist im Anhänger nicht möglich“, erzählt die Mutter. Im Fußraum des Ladeteils bringe sie noch einiges unter. Nur bei zwei Sprudelkisten und einem größeren Einkauf sei die Familie an Grenzen gestoßen. Auch sei es für sie als 1,60 Meter große Person schwierig, starke Steigungen aus dem Stand heraus zu bewältigen. „Aber man kann ja mehrmals fahren und muss sich nicht so schwer beladen.“

Überhaupt glaubt Luise Hammer, dass es einer Kleinstadt wie Marbach guttäte, wenn Bürger für Einkäufe öfter auf ihr Auto verzichten würden. „Dabei wollen wir das Auto aber nicht verteufeln“, sagt sie. Für lange Fahrten, etwa zur Ursprungsheimat in den Schwarzwald, möchte sie darauf nicht verzichten. Und einmal half ihr das eigene Auto auch in der zweiwöchigen Zeit mit Charlotte auch aus der Klemme, als sie eilig nach Ludwigsburg gelangen musste. Persönliches Highlight mit dem Gemeinschaftslastenrad der Stadt Marbach und der Lastenrad-Initiative war jedoch der Transport von Kochutensilien für ein Ferienprogramm unter Corona-Auflagen im Hörnle. „Ich habe da für 45 Personen gekocht und alles mit Charlotte dorthin gefahren.“

Angesprochen worden sei sie öfter, wenn sie mit dem Lastenrad am Wochenmarkt war. „Ich habe jedes Mal gesagt, wie toll ich es finde, dass es so etwas in einer kleinen Stadt wie Marbach gibt und dass es sich noch mehr herumsprechen sollte.“ Privat wäre ihr ein Lastenrad zu teuer, aber nach der Zeit mit Charlotte steht für sie fest: „Ich schaffe mir für mich ein E-Bike an.“ Ausleihen könne man das Lastenrad ja nach wie vor kostenlos – unter www.lastenrad-marbach.de.