Das Lastenrad Foto: Lastenrad-Initiative

Die Lastenrad-Initiative zieht nach einem Vierteljahr eine positive Zwischenbilanz. Trotz kühler Monate war das elektrische Gemeinschaftsrad oft im Einsatz.

Marbach - Ob Friedrich Schiller auch mal mit ihr geradelt wäre? Immerhin trägt das Marbacher E-Lastenrad den Namen seiner Ehefrau Charlotte. Angetan von dem Fahrrad der Stadt waren im ersten Vierteljahr jedenfalls zahlreiche Nutzer: Das Lastenrad ist an 63 von 92 möglichen Tagen in Betrieb gewesen.

Diese Zwischenbilanz stimmt Andreas Sieber, Sprecher der Marbacher Lastenrad-Initiative, zufrieden. „Wir hatten insgesamt 57 registrierte Nutzer – das ist für die ersten, noch dazu relativ kühlen Monate ein ganz guter Wert.“ Charlotte sei auch mal für zwei oder drei Tage am Stück gebucht worden. Dass es noch Luft nach oben gibt, entnimmt Sieber der hohen Zahl von 2700  User-Clicks auf der Homepage www.lastenrad-marbach.de. Das Lastenrad der Stadt Marbach sei zum Ausprobieren angeschafft worden, und so gibt es bisher nur wenige Mehrfachnutzer.

Von der Idee angetan, seine Fahrten mit Fracht durch die Stadt ohne Auto, dafür aber mit Muskelkraft zu erledigen, ist etwa der 80-jährige Reinhard Schmidt, der sein Holz vom Gartengrundstück in der Nähe des Kirchenweinbergs zur Wohnung im Marbacher Osten transportiert. „Das Radfahren und das Holzholen tragen dazu bei, dass ich mich fit fühle.“ Mit Charlotte sei er auf diese Weise im Winter alle drei bis vier Wochen unterwegs. Andreas Sieber sieht das als Beleg dafür an, dass das Lastenrad nicht nur etwas für die junge Generation ist, was ihm zuweilen von älteren Mitbürgern vorgehalten wurde, die nach wie vor gerne mit dem Auto einkaufen fahren. Tatsächlich wisse er von einer jungen Frau, die ihre Einkaufsfahrten an der frischen Luft genieße und Charlotte schon dreimal gebucht habe. „Ansonsten haben wir den Grund der Fahrten noch nicht ausgewertet.“ Einen Lackschaden habe ein Nutzer gemeldet und mit einer kleinen Spende beglichen. „Wir haben den Schaden dann in Eigenleistung ausgebessert.“

Anfragen von außerhalb hat es laut Andreas Sieber vom ADFC Winnenden und von einem Bürger in Ingersheim gegeben, der den Ort gerne durch Fahrten mit einem Lastenrad beleben möchte. Dass das Zusammenspiel mit Geschäften in Marbach noch ausbaufähig ist, verhehlt Sieber nicht. „Da ist noch viel Potenzial“, sagt er und lobt die Weingärtner Marbach, die Charlotte von Dezember bis Ende Februar beherbergen. „Wir haben nach der Veranstaltung ,Glühendes vom Grill‘ zwei Auslieferungen von Wein übernommen – das ist nicht so viel, aber es wurde auch relativ wenig beworben.“ Die Empfänger hätten sich jedenfalls gefreut.

Wie man das Gewerbe stärker an einem Lastenrad beteiligen könnte, zeigt die Aktion „Schorndorf bringt’s“. Die Bürger konnten beim Einkauf auf dem Wochenmarkt ihre Waren abgeben. Die Lastenrad-Gruppe hat sie dann nach Hause gefahren. „Wir allein könnten so etwas als Initiative nicht stemmen“, schränkt Andreas Sieber ein, doch könnten bei einer entsprechenden Aktion in Marbach vielleicht Schüler oder Jugend-Abteilungen von Vereinen mitmachen. In Schorndorf sei ein Kühlschrank in der City aufgestellt worden. Dort konnten Interessierte ihre leicht verderblichen Waren abgeben, noch ein bisschen Zeit in der Stadt verbringen und dann ihre Lebensmittel per Lastenrad nach Hause bringen lassen. „Wir könnten in Marbach den Kühlschrank im Schlosskeller nutzen und müssten dann keinen extra aufstellen“, denkt Andreas Sieber, der sich schon mit der Marbacher Verwaltung in Verbindung gesetzt hat.

Es gebe viele Ideen, Charlotte im Jahr 2020 noch bekannter zu machen, sagt Lastenrad-Fan Andreas Sieber, dessen Initiative einen Beitrag für nachhaltige Mobilität in der Stadt leisten will. Wichtig sei, dass das Lastenrad kostenlos genutzt werden könne und dass es sich herumspreche. Buchungen seien unter www.lastenrad-marbach.de immer tageweise möglich.

Bis Ende Februar steht das Rad noch bei den Weingärtnern Marbach, danach wird es drei Monate beim Reformhaus Sieber in der Ziegelstraße sein, von Juni bis August bei der Buchhandlung Taube. Deren Inhaber Markus Schneider hat mit Charlotte schon Bücher an das Deutsche Literaturarchiv ausgeliefert – und Friedrich Schiller auf seinem Denkmal bestimmt ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.