Mehr Möglichkeiten, den E-Tank zu füllen, wird es bald auch in Steinheim geben. Foto: dpa/Sina Schuldt

In Steinheim sollen zwei neue Ladesäulen entstehen, in Kleinbottwar und Höpfigheim jeweils eine. Ein Zapfhahn soll dabei stets für einen besonderen Autotyp reserviert sein.

Steinheim - Die Fördermittel standen längst bereit. Gleichwohl stockte der Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in Steinheim zuletzt gewaltig. Die Stadt vermisste auf dem Markt ein geeichtes System, mit dem sich die exakte Menge an abgegebenem Gleichstrom messen lässt. Der Einsatz eines solchen Modells sei aber Voraussetzung, um die Zuschüsse ohne jegliche rechtliche Fallstricke abrufen zu können, hatte Vize-Bauamtsleiter Michael Knöpfle in den vergangenen Monaten gebetsmühlenartig betont. Nun, sagt Bürgermeister Thomas Winterhalter, seien entsprechende Apparaturen endlich verfügbar – und die Kommune macht bei der Erweiterung des Ladenetzes ernst.

Steinheim soll E-Carsharing-Autos bekommen

Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich grünes Licht dafür gegeben, den Aufbau von vier weiteren Tankstellen für Stromer im Stadtgebiet auszuschreiben. Doch nicht nur das. Ziel ist, dass in dem Zusammenhang auch gleich ein E-Carsharing-Modell etabliert werden kann. Für die Mietfahrzeuge mit Batterieantrieb soll jeweils einer von zwei Ladepunkten an den vier neuen Säulen reserviert sein, erklärt der Rathauschef. Zwei der Standorte sind im Grunde fix. Eine E-Tankstelle soll beim Parkplatz an der Bottwartalhalle in Kleinbottwar entstehen, eine in Höpfigheim bei den Melchior-Jäger-Stuben. An diesen beiden Stellen sollen die Bürger auf jeden Fall auch ein Carsharing-Auto antreffen können, erklärt Winterhalter. Ein solches Angebot direkt vor Ort senke die Einstiegshürde für die Leute aus den Stadtteilen.

Bahnhöfle als Verkehrsdrehscheibe

Für die Kernstadt hoffe man ebenfalls auf das volle Programm und darauf, über die Ausschreibung des Projekts jeweils ein Mietfahrzeug pro Standort einer neuen Ladesäule zu erreichen, im ungünstigeren Fall soll aber zumindest ein E-Carsharing-Auto für Steinheim herausspringen. Hier schwebt der Stadt vor, am Bahnhöfle eine Säule montieren zu lassen. Denn dort sei eine Art Verkehrsdrehscheibe mit der Bushaltestelle und den Leihrädern von RegioRadStuttgart, erläutert Winterhalter. Als zweiter Punkt kommen der Parkplatz Murrinsel und der Bereich vor der Riedhalle infrage. Entscheidend sei dabei auch, wo die Stromversorgung mit vergleichsweise wenig Aufwand hergestellt werden könne, sagt der Bürgermeister.

Künftig sechs Ladesäulen im Stadtgebiet

Wenn sich die Pläne der Kommune so verwirklichen lassen, könnten E-Mobilisten ihre Fahrzeuge an sechs Stellen im Stadtgebiet mit frischer Energie versorgen. Schon etabliert sind nämlich E-Tankstellen auf dem Klosterparkplatz und beim Kaufland. Selbst das würde aber bei Weitem nicht reichen, wenn alle Steinheimer E-Mobilisten gleichzeitig auf die Idee kämen, ihre fahrbaren Untersätze an einer der öffentlichen Säulen aufzuladen. Wie das Landratsamt Ludwigsburg mitteilt, waren Stand 14. Dezember genau 183 vollelektrische PKW in der Stadt zugelassen. Das bedeutet eine rasante Zunahme im Vergleich zum Vorjahr, als zum Stichtag 31. Dezember 115 Stromer registriert waren. Einen ähnlichen Aufschwung erfahren die batteriebetriebenen Vehikel landkreisweit. Rollten zum Jahresende 2020 noch 3451 durch die Straßen, sind es mittlerweile schon 5923.

Kritik an der Leistung der Säulen

Diesen Trend hat natürlich auch der Freie Wähler Timo Renz erkannt, der von Berufs wegen mit Autos vertraut ist. Gleichwohl übte er Kritik an den Plänen. Ihm schmeckte nicht, dass selbst die geplanten Schnellladesäulen maximal 50 Kilowatt Leistung bringen. „Ein Ladepunkt mit 50 KW Gleichstrom ist 2022 nicht mehr zeitgemäß für das, was bislang schon am Markt ist und zu laden ist, geschweige denn für die Zukunft“, sagte er. Deshalb plädierte Renz dafür, die Ausschreibung umzugestalten und zumindest im Gleichstrom-Bereich einen dreistelligen Leistungswert vorzugeben.

Kommune will die Förderung nicht gefährden

Der Bürgermeister wollte Renz aber keine großen Hoffungen machen, dass sich dieses Ziel umsetzen lässt und man von den bisherigen Planungen mit 22- und 50-KW-Ladepunkten abweichen kann. „Wir haben die Förderung für diese Art von Säulen bekommen“, sagte er. Weiche man davon ab, drohe der Verlust der Bundeszuschüsse von mehr als 80 000 Euro. Er versprach aber, die Unterlagen nochmals zu prüfen. Wobei der Erste Beigeordnete Stephan Retter zu bedenken gab, dass der große Umbruch in der Hinsicht nicht in den nächsten zwei oder drei Jahren erfolgen werde und „jeder nur noch 100, 150 oder noch mehr KW ziehen will“. Insofern werde es für die Ladesäulen, die die Stadt bestellen möchte, zunächst schon genügend Nutzer geben, prognostizierte er.

Worauf die EnBW setzt und was Bosch bietet

Zukunft
 In Steinheim wird gerade diskutiert, wie leistungsstark Ladesäulen heutzutage sein müssen. Die EnBW hat ihren Kurs bei Stromtankstellen im öffentlichen Raum schon festgezurrt. „Wir fokussieren uns hier auf Schnellladepunkte mit bis zu 300 KW. So fügt sich das bestmöglich in den Alltag der Menschen ein“, sagt Pressesprecher Rashid Elshahed. Beim Ladepark der EnBW beim Breuningerland im Tammerfeld gebe es zum Beispiel zwölf Stationen mit einer Leistung zwischen 150 und 300 KW.

Bedarf
 Elshahed gibt zu bedenken, dass Bürger nur kurze Zeit mit Einkauf oder Arztbesuch beschäftigt sind. Wenn sie zum Auto zurückkehren, sollte dieses möglichst voll geladen sein. Beim Laden zuhause reichten auch 22 KW, wenn das Fahrzeug die ganze Nacht am Kabel hängen kann.

Dichtes Netz
 Während Steinheim den Ausbau der Ladeinfrastruktur aktuell forciert, gilt Schwieberdingen als Vorzeigekommune. Drei Stationen gebe es im Stadtgebiet, sagt Carmen Hirsch, Leiterin des Haupt- und Ordnungsamts. Dazu kämen dank Bosch im Gewerbegebiet viele weitere Stromtankstellen. „52 Ladepunkte betreibt Bosch in Schwieberdingen, viele davon sind öffentlich zugänglich, weil sie auf den Bosch-Parkplätzen stehen“, berichtet Pressesprecherin Christiane Spindler. Die Gemeinde hat dabei in gewisser Weise Modellcharakter für Bosch. „Wir bauen speziell in Schwieberdingen die Ladesäulen seit 2016 kontinuierlich aus – auch um Erfahrungen zu sammeln.“