Was dem Maler der Pinsel ist, ist Matteo die Motorsäge. Fünf Sägen mit unterschiedlichen Schwertern und Schnitzschienen bilden das Equipment. Foto: Avanti/Ralf Poller/Avanti

Der Murrer Schüler Matteo Malchin hat sich ein Steckenpferd ausgesucht, das ihn gemeinsam mit der Motorsäge zum Holzkünstler macht.

Murr - Wer das Haus der Familie Malchin in Murr besucht, wird im Außenbereich von einem heulenden Wolf begrüßt. Die Schnauze in den Himmel gereckt, symbolisiert das hölzerne Tier nicht nur die Leidenschaft des jüngsten Familienmitglieds, Matteo, für dessen Umgang mit der Motorsäge und dem Naturprodukt Holz; die Holz-Skulptur steht ganz grundsätzlich für die Liebe der Malchin-Männer zu dem harzig duftenden Werkstoff aus dem Wald.

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Vater Stefan hat seinen Sohn nämlich schon als Knirps mit in den Wald genommen, wenn es wieder einmal darum ging, ein Flächenlos Holz zu ersteigern. Holz, das zu handlichen Holzscheiten gesägt werden muss, um dem von der Familie gemeinsam kreierten Lehmofen im Haus Nahrung zu geben. „Seit ich mich erinnern kann, haben wir Holz gemacht“, sagt der 17-jährige Matteo Malchin und schwärmt davon.

Details lassen sich bei Hartholz am Besten herausarbeiten

„Ich bin da jedes Jahr ein bisschen mehr reingewachsen“, erzählt der kreative Waldorfschüler, der inzwischen mühelos mit der Säge umzugehen versteht. Allerdings nicht nur, um Holzstämme kleinzukriegen. Matteo hat es viel mehr mit der Holzkunst, wie der Besuch auf dem Wiesengrundstück beim Gewann Honat verdeutlicht. Dort schneit es an diesem Freitag in dicken Flocken. Drei Riesensegmente einer alten Pappel stechen ins Auge: sie warten darauf, von der Motorsäge und der geübten Hand Matteos in Kunst verwandelt zu werden. Auch aus dem Stamm einer Weide oder einer Eiche sägt der Schüler Skulpturen, die er fast alle bereitwillig an Liebhaber verkauft. „Doch auch, wenn die Eiche das Gold unter den Hölzern ist, weil es sehr hart ist und viel länger hält – ich schnitze, was ich kriege“, kommentiert Matteo die Tatsache, dass er das Holz vielfach geschenkt bekomme. Mit der ihm eigenen Begeisterungsfähigkeit führt er weiter aus: „Die feinen Details lassen sich bei hartem Holz jedoch noch besser herausarbeiten.“

Die Kraft der Motorsäge fasziniert den Künstler

Dass er nach jedem Einsatz die Zähne der Sägekette mit der Feile schleift, damit diese sich wieder wirkungsvoll ins Holz verbeißen, auch das ist für den Schüler inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Fünf Sägen sind es, die mit ihren unterschiedlichen Schwertern und Schnitzschienen das motorenbasierte Equipment von Matteo bilden. Der Schnee hat ihnen ein Mützchen aufgesetzt. Mit ihrer Hilfe rückt der Bändiger der Kettensägen dem harten Werkstoff zuleibe. An diesem stillen, beschaulichen Ort im Freien, wo er sich unbekümmert austoben kann. Die Säge heult auf, und der Schüler setzt hochkonzentriert das Schwert an. Fasziniert ihn eigentlich das Geräusch oder vielmehr das Zähmen des Motors sei? „Es ist die Kraft, die davon ausgeht“, sagt Matteo und fügt strahlend hinzu: „Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie schnell es mit der Kettensäge selbst bei harten Hölzern geht.“

Beim Speedcarving kommt Matteo Malchin auf den Geschmack

Schließlich war es auch ein vergleichbar kraftvolles und „für mich einschneidendes Ereignis“, das den damals zwölfjährigen Jungen zu seinem Hobby gebracht hat: die Deutschen Speedcarving-Meisterschaften, die auf dem Gelände der Benninger Firma Aspen – diese vertreibt Sonderkraftstoffe für die Forst- und Landwirtschaft – durchgeführt wurden. Matteo: „Die Teilnehmer sollten dort innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters Holz-Skulpturen schnitzen, die anschließend versteigert wurden. Wer dabei den größten Erlös erzielte, hat gewonnen. Damals entstand mein Wunsch, solche Holzskulpturen auch einmal auszuprobieren.“

Inzwischen ist es fast schon ein bunter Zoo geworden, den er mit seinen Motorsägen fabriziert hat: Geflügelte Gestalten wie etwa ein Kakadu oder ein Adler haben es ihm ebenso angetan, wie die kreative Umsetzung menschlicher Körper in ansprechender Pose. Denn in Zusammenarbeit mit einem Nürtinger Künstler hat er sich vor geraumer Zeit ans Werk gemacht, dessen Bronzefigur als Anstoß zu nehmen und daraus eine eigene Figur aus Holz zu sägen.

Der Schüler lässt sich von seiner Eingebung leiten

Für seine Kunstwerke lässt sich der bald 18-Jährige von der Holzbeschaffenheit und seiner Eingebung leiten. Wenn draußen auf der Wiese der Motor aufheult und der junge Künstler mit der Säge ins Innere des Stammes vordringt, dann erlebt er freilich auch Überraschungen: faule Stellen etwa, die sich ausbreiten. „So hat mein Kakadu beispielsweise besonders lange Flügel bekommen“, sagt der Autodidakt augenzwinkernd und überlegt sich aktuell, was er aus dem Holz der Pappel Schönes anfertigen will.

Info: Matteo Malchins Holzskulpturen sind verkäuflich. Instagram- oder auch Mailkontakt unter: matzes_holzkunst@gmx.de.