Helga Becker alias Frau Nägele hat ein buntes Pointen-Feuerwerk gezündet. Foto:  

Helga Becker ist nach fast eineinhalb Jahren wieder als Frau Nägele auf der Bühne des Bürgersaals in Steinheim gestanden. Das Publikum dankt es mit zahlreichen Lachern und viel Applaus.

Steinheim - Jetzt muss ich mich erst mal gründlich umgucken, ich hab‘ schon so lang kein Publikum mehr gesehen“, verkündet Helga Becker alias Frau Nägele, als sie am Freitagabend die Bühne des Steinheimer Bürgersaals betritt. Als sie fragt: „Freut ihr euch auch, endlich mal wieder rauszukommen?“, brandet der erste laute Beifall auf – der Hunger nach Kultur ist nach der langen Entbehrung bei Künstlern und Publikum gleichermaßen groß. Gut zwei Stunden lang zündet Helga Becker in der Folge ein Pointen-Feuerwerk und schlägt den Themenbogen von ethnologischen Studien in der S-Bahn über Videosprechstunden beim Arzt bis hin zu militanten Veganern.

Im Prinzip waren es zwei Premieren, die Helga Becker ihrem Publikum am Wochenende präsentiert hat. Das Programm „I muss amol a Reblaus gwäsa sei!“, das am Samstag und Sonntag geboten wurde, hat sie tatsächlich für die diesjährigen Höpfigheimer Schlossfestspiele geschrieben. Das Stück „Do schnallsch ab! Die Welt verblödet…“, das sie am Freitag zeigte, stammt zwar vom Frühjahr 2020, kam wegen der Corona-Pandemie aber nur dreimal zur Aufführung. „Eigentlich war das jetzt eine zweite Premiere“, meint sie schmunzelnd.

Perspektive für die Kultur hat lange gefehlt

Auch die Corona-Pandemie versuchte sie anfangs mit Humor zu nehmen. „Erst habe ich gedacht, ok, mach ich halt ein paar Tage Urlaub. Dann bringt man das Haus in Ordnung, dann den Garten, aber dann hangelt man sich von Woche zu Woche und von Monat zu Monat, ohne dass sich eine Perspektive für Kulturveranstaltungen ergibt“, erzählt die Steinheimerin ein Stück weit ernüchtert.

Bis auf einen Auftritt in der Rutesheimer Bücherei im vergangenen Oktober ergaben sich in den vergangenen fast eineinhalb Jahren keine weiteren Engagements für sie. „Die bekannteren Namen in der Kulturszene haben vor ein paar Wochen wieder mit Auftritten angefangen, aber in der Breite geht es erst wieder seit Juli richtig los“, ist Helga Beckers Erfahrung.

Witze über Corona gibt es (noch) keine

Der Steinheimer Ordnungsamtsleiterin Tanja Glück, die ihr häufig abends um 22 Uhr noch die neuesten Corona-Regeln schickte, ist Becker besonders dankbar: „Vor vier Wochen haben wir angefangen, Flyer zu verteilen, innerhalb von vier Tagen waren dann zwei Drittel der Eintrittskarten vergriffen.“

Mit dem Stück „I muss amol a Reblaus gwäsa sei!“ – eine Art Heurigen-Abend auf Schwäbisch – hat sich die Steinheimerin einen Traum erfüllt. Ihr Bühnenpartner war Baritonsänger und Gesangslehrer Reiner Hiby aus Nürtingen, den sie bei einem Wiener Liederabend gesehen und angesprochen hat, ob er mit ihr auftreten wolle. Übrigens: Witze über Corona gab es keine: „Von dem Thema haben die Leute die Nase voll. Das ist noch zu nah, um sich darüber lustig zu machen.“