Kabarettist Werner Koczwarafeuerte ein Feuerwerke an Pointen ab. Foto:  

Kabarettist Werner Koczwara hat mit gut 100 Gästen in Steinheim das Zwerchfell trainiert. Die Veranstaltungsreihe Kult-X feierte an diesem Abend zugleich die Rückkehr aus der Coronapause .

Steinheim - Gerade mal 95 Besucher sind erlaubt, wo sonst rund 250 Gäste Platz finden würden. Doch weder die Besucher noch das Organisationsteam der Kulturreihe Kult-X beschweren sich. Ganz im Gegenteil: Alle sind glücklich über ein Stück Kultur und wiedergewonnener Lebensqualität.

„Endlich! Wenn auch die Bedingungen weiterhin schwierig sind, bitten wir Sie um Ihr Verständnis”, begrüßte der Kult-X-Kopf Jörg Thum die Gäste zu einem Abend mit dem Schwäbisch Gmünder Kabarettisten Werner Koczwara, der mit seiner Show „Mein Schaden hat kein Gehirn genommen“ in der Urmenschstadt Station machte. „Wir sind sehr froh, dass wir wieder Kultur anbieten können”, so Jörg Thum weiter.

Mehr Aufwand und weniger zahlende Gäste

Der Start nach der Coronapause hatte so seine Tücken, weiß Monika Spieht, die sich um den Backstage-Bereich kümmert: „Die Vorbereitungen waren herausfordernd.“ Und ohne die Unterstützung der Stadt Steinheim wäre alles auch nicht möglich gewesen, ist Heinz-Peter Nilkens überzeugt, der sich um die Buchhaltung der Kulturreihe kümmert: „Wir haben mehr Aufwand, doch weniger zahlende Gäste.“ Die Mehrbelastung sei groß. Doch die Freude über die Rückkehr und die freudigen Gesichter der Gäste überwiege in jedem Fall.

Die Zwangspause hat allerdings auch zu einer Art positivem Dilemma geführt. „Im Moment bin ich nicht in der Lage, neue Künstler zu engagieren“, erklärt Jörg Thum. Das liegt an einer Maxime der Veranstaltungsreihe: „Wir stornieren oder kürzen keinen Vertrag, den wir mit den Künstlern noch vor der Pandemie vereinbart haben. Das macht Kult-X aus: Verlässlichkeit in allen Dingen.“ Jörg Thum kennt zudem die Gefühlslage der Künstler genau: Er ist selbst Chorleiter und litt unter den ausfallenden Veranstaltungen. Manche Künstler, die den Weg nach Steinheim finden, seien verblüfft, „weil wir hier an alles gedacht hätten“, freut sich Thum. Es sei hilfreich, wenn einer aus ihren Reihen mit im Organisationsteam ist, der die Sorgen und Nöte kennt.

Die Vorgaben „nimmt man einfach in Kauf“

Und das Publikum? „Endlich!“ lautete der häufigste Kommentar. Die Freude überwiegt die Einschränkungen. „Es ist angenehm. Wir haben keine Angst. Die Umstände und die Maske nimmt man einfach in Kauf“, so Peter Tiefenbrunner pragmatisch. Kabarettist Koczwara brauchte wie das Publikum eine kleine Anlaufphase, bis die stakkatoartigen Pointen alle im Saal erreichten. Spätestens als er über das schwäbische Yin und Yang – „Hanno und Ha scho“ – und das Finanzamt als wohl einzige verlässliche Institution zu Pandemiezeiten ins Rennen schickte, hatte er alle Lacher auf seiner Seite.

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Bei der Zugabe seines sich noch in Arbeit befindlichen „Schwäbisch-Hochdeutsch“ Lexikons war es dann eine Herausforderung, die Mund-Nase-Masken beim Lachen noch im Gesicht zu behalten. „Darauf haben wir jetzt fast zwei Jahre gewartet“, so umschreib Wolfgang Kreuzer dieses wiedergewonnene Lebensgefühl. Er und fast 40 ehrenamtliche Helfer hatten an diesem Abend wieder zu einem kulturellen Genuss beigetragen – den viele lange Zeit vermisst haben.