Die Marbacherin Carolin Knoch kehrt nach ihrer Babypause ins Team zurück. Foto: /Georg Hrivatakis

Die Turnerinnen der KSV Hoheneck starten am Sonntag (14.15 Uhr) mit einem Heimwettkampf in die Saison der 3. Bundesliga.

Vor gut zwei Wochen kamen die Drittliga-Turnerinnen der KSV Hoheneck mit der Ankündigung um die Ecke, dass sie als erste Vereinsmannschaft mit Ganzkörperanzügen antreten werden – ganz nach dem Vorbild der deutschen Nationalmannschaft, die bei der EM 2021 diese Art Anzüge präsentiert hatte. Es geht um ein Zeichen gegen die Sexualisierung im Sport und für mehr Wohlbefinden der Sportlerinnen. Die KSV-Athletinnen wollen „zeitgemäßen Turnsport präsentieren, ohne dass das Schamgefühl junger Mädchen und Frauen verletzt wird“, wie es in einem Facebook-Post heißt.

In den sozialen Medien sind die Ankündigung und die Fotos auf viel Zuspruch gestoßen. „Die Resonanz war riesig“, freut sich Trainerin Uta Ziegler. Auf den Bericht in der Marbacher Zeitung hin meldete sich sogar ein Leser, der nach eigenem Bekunden keinen Bezug zum Verein oder dem Ort hat, aber dennoch nachfragte, wohin er zweckgebunden für die Anzüge etwas spenden könne. Denn komplett finanziert ist das rund 8000 Euro teure Projekt noch nicht. Mittlerweile ist übrigens auch klar, dass der Deutsche Meister MTV Stuttgart den Hoheneckerinnen nicht noch kurzfristig zuvorkommen wird. Man plane zwar, in dieser Saison noch mit langen Anzügen zu turnen, aber noch nicht zum Start der 1. Bundesliga an diesem Samstag, heißt es vom MTV.

„Das ist alles total verrückt“, findet KSV-Trainerin Uta Ziegler.

Am Sonntag ab 14.15 Uhr werden die Hoheneckerinnen zum Auftakt der 3. Bundesliga in der heimischen Kugelberghalle nun also erstmals bei einem Wettkampf in den neuen Anzügen turnen. Und dazu hat sich sogar ein TV-Team des SWR angekündigt. „Das ist alles total verrückt“, findet Uta Ziegler, freut sich aber natürlich gewaltig über dieses Echo.

Doch so wichtig ihr und ihren Sportlerinnen das Thema auch ist, sie möchte darüber nicht den sportlichen Aspekt außer Acht lassen. Denn Leistung bringen müssen die KSV-Turnerinnen natürlich auch in den neuen Anzügen. „Nach den Olympischen Spielen gab es ja neue Wertungsrichtlinien. Das wird jetzt der erste Wettkampf, die Punktzahlen sind also nicht vergleichbar“, ist sie gespannt. Mit dem Aufsteiger SSV Ulm III und dem Absteiger Heidenheimer SB seien zwei starke Teams dazugekommen. Für die KSV Hoheneck geht es deshalb auch im zweiten Jahr in der 3. Bundesliga nur um den Klassenerhalt. Zumal Punktegarantin Joana Lamatsch nach einer Fuß-OP lediglich an Balken und Barren turnt, „und das auch nur mit abgespeckten Übungen – das können wir nicht voll kompensieren. Aber ansonsten sind die Mädels alle fit“, ist Uta Ziegler zuversichtlich.

Carolin Knoch hat sich nach Babypause wieder ins Team gekämpft.

Ihr „ganzer Stolz“ ist dabei Carolin Knoch. Die Marbacherin ist so etwas wie die „Mutter der Kompanie“ – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Knoch feiert in diesem Sommer ihren 30. Geburtstag und hatte eigentlich schon 2019 überlegt, die Karriere zu beenden. Doch dann stieg die Mannschaft in die 3. Bundesliga auf, und das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Allerdings verhinderte Corona 2020 die Saison, und 2021 kam die Geburt ihrer Tochter „in die Quere“. Doch jetzt hat sie sich wieder herangekämpft. „Das war natürlich viel Arbeit, zumal ich ja jetzt nicht mehr so viel Zeit habe“, sagt Knoch. Und Uta Ziegler ergänzt: „Ich habe Rücken, weil ich die Kleine stundenlang durch die Halle trage, damit Caro trainieren kann.“ Wofür Knoch ihrer Trainerin auch „unendlich dankbar“ sei, „Rücken habe ich aber auch“, fügt sie lachend hinzu.

So ganz auf dem Stand von früher sei sie noch nicht. „Ich habe so früh wie möglich wieder angefangen, Sport zu treiben. Aber so richtig im Turntraining bin ich erst seit Februar wieder. Im Kopf konnte ich sofort alles noch. Es fehlte halt die Fitness. Die ist inzwischen ganz gut, aber es fehlt noch etwas an Schnelligkeit beim Anlauf. Deshalb werde ich auch nur am Boden turnen und nicht am Sprung“, erklärt die Marbacherin. In den letzten Jahren war sie sonst meist an beiden Geräten am Start.

„Die Anzüge sind einfach toll und fühlen sich richtig gut an!“

Wirklich aufgeregt sei sie noch nicht. „Ich freue mich total, weil es Anfang des Jahres noch nicht so recht danach ausgesehen hatte. Und die Geschichte mit den Ganzkörperanzügen spielt da natürlich auch eine Rolle. Da gab es jetzt so viel Wirbel drum, da möchte ich beim ersten Mal natürlich dabei sein“, erklärt sie und ergänzt: „Die Anzüge sind einfach toll und fühlen sich richtig gut an!“ Die Premiere am Sonntag ab 14.15 Uhr kann also kommen.