Nicht jeder ist in den eigenen vier Wänden sicher. Foto: Maurizio Gambarini/dpa

In Marbach ist die Zahl der Gewaltdelikte um rund 20 Prozent gestiegen. Das liegt unter anderem daran, dass es in den eigenen vier Wänden häufig zu Körperverletzungen kam.

Marbach - Kaum Abwechslung, den ganzen Tag hockt man aufeinander: Experten hatten schon früh in der Corona-Krise prognostiziert, dass sich Spannungen in den eigenen vier Wänden in dieser Ausnahmesituation eher als sonst in Form von Handgreiflichkeiten entladen könnten. Zumindest in Marbach scheint sich diese Vorhersage bestätigt zu haben.

Anstieg um 20 Prozent

Aus der Kriminalitätsstatistik für 2020 lässt sich ablesen, dass bei den so genannten Rohheitsdelikten im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um rund 20 Prozent zu verzeichnen ist. Mit 124 Fällen wurde in dieser Kategorie der Straftaten sogar ein Fünf-Jahres-Hoch erreicht. Und das ist eben auch auf Auseinandersetzungen im engsten privaten Kreis zurückzuführen, wie der Marbacher Revierleiter Frank Bartel in der jüngsten Gemeinderatssitzung bei der Vorstellung der Zahlen erläuterte. „Wir hatten letztes Jahr sehr viele Körperverletzungsdelikte einfacher Art im Bereich der häuslichen Gewalt“, erklärte Bartel. Ein Umstand, der auch den Bürgermeister Jan Trost beschäftigte. Das gebe sicherlich zu denken, konstatierte er.

Oft geht es am Bahnhof rund

Die Leiterin des Ludwigsburger Vereins Frauen für Frauen, die Rielingshäuserin Christiane Scheuing-Bartelmess, habe ihm auch schon berichtet, „dass im Frauenhausbereich leider eine stärkere Nachfrage da ist“. Allerdings ist es nicht nur im Rahmen von Beziehungen in den eigenen vier Wänden zu physischen Streitigkeiten gekommen. „Wir hatten auch relativ viele Körperverletzungsdelikte am Bahnhof und in den Asylunterkünften“, konstatierte Bartel. Joachim Schäfer, der Leiter des Ermittlungsdienstes, hob jedoch hervor, dass die weniger gravierenden Fälle deutlich überwogen hätten. Bei den Raubdelikten, also einer besonders heftigen Straftat, weise die Statistik sogar einen Rückgang von fünf auf drei Vorfälle auf.

Ein Minus konnte Schäfer auch bei den Diebstählen vermelden. Die aufgenommenen 107 Straftaten seien in diesem Segment sogar der niedrigste Wert der vergangenen fünf Jahre. Auffällig ist jedoch, dass Gaststätten in Marbach vergleichsweise häufig zur Zielscheibe von Einbrechern wurden. Fünfmal machten sich kriminelle Elemente 2020 an Lokalen zu schaffen, lediglich einmal war das 2019 geschehen.

Graffiti an Zügen

Einen Ausreißer in negativer Hinsicht gaben die Polizisten auch in puncto Sachbeschädigungen bekannt. 185 Fälle werden hier in der Statistik geführt, ein Plus zum Vorjahr von 61 Vorkommnissen. Frank Bartel wies jedoch darauf hin, dass alleine 98 Anzeigen im Ressort der Bundespolizei, die für den Bahnhof zuständig ist, zu verorten sind. „Das ist dann in der Regel Graffiti an den Waggons, die da abgestellt wurden“, erklärte Bartel. Ob die Züge aber tatsächlich in Marbach besprüht oder die Verschandelungen erst hier entdeckt wurden, lasse sich nicht sagen. Aber der Tatort liege dann formal dort – und die Zahlen gehen in der Statistik auf das Marbacher Konto. Den Tätern via Kameraüberwachung auf die Schliche zu kommen, sei gar nicht so einfach. Ob es Aufzeichnungen gibt, hänge immer davon ab, wo die Waggons abgestellt werden. Die Aufklärungsquote in dem Bereich sei jedenfalls gering.

Erfreulich ist hingegen, dass die Zahl der Verkehrsunfälle zurückgegangen ist, von 148 auf 138. „Das ist ein Tiefstwert, vielleicht auch coronabedingt“, sagte Joachim Schäfer. Frank Bartel hob zudem hervor, dass es aktuell in der Schillerstadt keinen Unfallschwerpunkt gebe.