Wie geht es weiter mit dem Krankenhaus? Darüber ist in den vergangenen Jahren viel und oft diskutiert worden. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Betten der Belegklinik des Marbacher Krankenhauses werden wohl wegfallen, das haben die Aufsichtsräte der Kliniken am Dienstag entschieden. Dafür soll es mehr ambulante Operationen und mehr Ärzte geben.

Marbach - Der gordische Knoten ist mit der Aufsichtsratssitzung der Regionalen Kliniken-Holding (RKH) in Markgröningen am Dienstag sicher noch nicht durchschlagen worden. Doch der scheidende Landrat Rainer Haas zeigte sich zuversichtlich, dass man sich einander angenähert habe. Und auch Marbachs Bürgermeister Jan Trost gab sich nach dem offiziellen Teil der Versammlung verhalten optimistisch. Zuletzt hatte der Gemeinderat der Schillerstadt die Baugenehmigung für die psychosomatische Klinik verweigert, die nach den Vorstellungen von Haas das baufällige alte Krankenhaus ersetzen soll (wir berichteten).

In der Sitzung hatten der Geschäftsführer der RKH, Professor Jörg Martin, und der Landrat immer wieder betont, dass in Marbach, auch wegen des Mangels an Pflegekräften, im Jahresschnitt nur acht Betten der Belegklinik belegt seien. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, bräuchte man aber einen Schnitt von 25 bis 30 Betten.

Zudem würden die verbleibenden stationären Leistungen bei gleicher Leistung immer schlechter vergütet. Weitere Faktoren kämen erschwerend dazu: Der Ansiedlung zusätzlicher Belegärzte aus anderen Fachgebieten habe das Sozialministerium eine Absage erteilt. Nach deren Vorgaben dürfen Belegärzte zudem maximal 30 Minuten von ihrem Zuhause oder ihrer Praxis zur Belegklinik brauchen. Auch der Druck durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen werde immer größer. So müsse man nicht nur das Geld für aus Sicht der Kassen zu lange Liegezeiten zurückerstatten, sondern zusätzlich noch Strafe zahlen. So rechne man für Marbach mit einem jährlichen Verlust von mehr als zwei Millionen Euro.

Doch auch wenn die Belegklinik aus wirtschaftlichen Gründen wirklich geschlossen werden sollte, versprach der RKH-Chef: „Wir werden in Marbach mit dem Gesundheitszentrum eine optimale Versorgung der Bevölkerung aus Marbach und dem Bottwartal erreichen.“ Die Lösung lautet: Marbach wird zu einem Zentrum für ambulantes Operieren. So soll es unter anderem auch eine augenärztliche Ambulanz geben. Von dieser Aussage war Marbachs Bürgermeister Jan Trost sichtlich überrascht: „Das ist mir neu.“ Und er hakte nach, ob es denn theoretisch auch eine Ambulanz im Bereich HNO oder Urologie geben könne. Martin entgegnete, generell solle das ambulante Operieren möglichst aus den großen Häusern rausgeholt werden, weil es da nichts zu suchen habe. „Und im Rahmen des Strukturfonds könnte man dafür auch richtig Geld kriegen.“ Denn Ziel der Landesregierung sei es, Betten abzubauen.

Weniger klar war die Antwort auf eine weitere Frage Trosts, nämlich die, ob das Konzept, Marbach zu einem Zentrum für ambulantes Operieren auszubauen, auch mit den Belegärzten abgestimmt sei. Für ihn ist das der Knackpunkt, doch Martin entgegnete lediglich vage, das Konzept sei möglich. Bedenken hatte der Bürgermeister auch im Hinblick auf die Erschließung des geplanten Gesundheitscampus in der Schillerstadt: „Es gibt nur eine Zufahrt mit begrenzter Leistungsfähigkeit; ob das, wenn auch noch mehr Mitarbeiter als bisher dort arbeiten sollen, überhaupt möglich ist, sollte möglichst rasch geprüft werden.“

Insgesamt zeigte sich der Marbacher Rathauschef aber nicht unzufrieden mit dem Verlauf der Sitzung: „Es ist zu begrüßen, dass es mehr Belegärzte geben soll. Und dass eine Entscheidung, was weiter passiert, schon im März und nicht erst im Herbst kommenden Jahres getroffen werden soll; das gibt Zeit für die evangelische Heimstiftung.“ Kritik kam dagegen vonseiten des Betriebsrats. Gerhard Locher meinte: „Das klingt so, als sei die Schließung der Belegklinik bereits beschlossen, aber dann brauchen wir auch nicht mehr darüber abzustimmen.“

Matthias Ziegler erwiderte, wichtig sei, dass erst einmal das Gesundheitszentrum geplant werden könne; die mögliche Schließung der Belegklinik sei erst einmal außen vor. Und Christoph Martin stellte klar: „Wir könnten loslegen und haben auch Geld dafür eingestellt, aber dafür brauchen wir vom Gemeinderat das „Go“, damit wir starten können.“ Dazu soll das Gesamtkonzept im Frühjahr nochmals vorgestellt werden. Bei einer weiteren Verzögerung sieht nicht nur der Landrat die Gefahr, dass die evangelische Heimstiftung sich anderswo umschaut. Fest stehe jedoch: „Ohne Marbach und ohne den Marbacher Gemeinderat machen wir nichts.“