Gehandelt und selbst konsumiert: Acht Männer müssen sich vor dem Landgericht in Stuttgart verantworten. Foto: dpa

Ein 37-Jähriger mit Wohnsitz in Kornwestheim soll der Chef einer achtköpfigen Drogenbande gewesen sein. Ihm und den Mitangeklagten drohen hohe Haftstrafen.

Kornwestheim/Stuttgart - Sie sollen mit Kokain im Straßenwert von weit über einer Million Euro rund um die Uhr gedealt haben. Wegen bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sind acht Männer derzeit vor dem Landgericht Stuttgart angeklagt. Mutmaßlicher Chef der Gruppe: ein 37-Jähriger mit Wohnsitz in Kornwestheim. Ihm droht bei einer Verurteilung eine lange Haftstrafe.

Bereits im August 2018 hatten Beamte in Kornwestheim und in Stuttgart die mutmaßlichen Dealer festgenommen. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem mehrere Handys, geringe Mengen Kokain und synthetische Drogen sowie mehr als 2000 Euro Bargeld gefunden. Seither sitzen die acht Männer im Alter zwischen 22 und 56 Jahren in Untersuchungshaft.

Die Gruppe ging arbeitsteilig und professionell vor

Die Angeklagten stehen im Verdacht, mehrere Monate lang die Drogenszene in der Stuttgarter Innenstadt mit Kokain versorgt zu haben. Dabei soll der 37-jährige Kornwestheimer als Kopf der Bande fungiert haben. Seine Mitangeklagten werden beschuldigt, den Drogenhandel als Verkäufer, Fahrer und in anderen Funktionen unterstützt zu haben. Laut Anklage waren drei der Angeklagten spätestens seit Ende 2017 im Handel mit Kokain aktiv. Dabei sei die Gruppe arbeitsteilig und professionell vorgegangen. Die übrigen fünf Männer sollen spätestens im Sommer vergangenen Jahres zu der Bande gestoßen sein und die Geschäfte vorwiegend als Verkäufer vorangetrieben haben.

Laut Anklage wurden die Drogen im Straßenverkauf angeboten. Dabei sollen die Bandenmitglieder im Zwei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr gearbeitet haben. Auf Abruf sollen die Verkäufer unterwegs mit neuer Ware beliefert worden sein. Auf diese Weise habe die Bande täglich 25 bis 85 Gramm Kokain umgesetzt.

Einen Teil der Erlöse durften die Verkäufer laut der Anklageschrift behalten. Seine Gewinne soll der Chef mit Wurzeln in der Balkanregion vor allem nach Osteuropa transferiert haben. Dort soll er sich ein luxuriöses Haus gebaut und in Gold investiert haben.

Die mutmaßlichen Drogen-Dealer konsumierten auch selbst viel

Der 37-Jährige und seine mutmaßlichen Komplizen sollen nicht nur in großem Stil mit dem Kokain gehandelt, sondern selbst auch regelmäßig nicht unerhebliche Mengen Drogen und Alkohol konsumiert haben. Letzteres hat der Bandenchef während der Hauptverhandlung vor der 5. Großen Strafkammer des Gerichts eingeräumt. Allerdings wird sich das vermutlich nicht strafmildernd auswirken, weil laut einer Gutachterin der Angeklagte an Drogen gewöhnt ist. Auszahlen könnten sich für die Beschuldigten aber Geständnisse, für die die Staatsanwaltschaft mildere Anträge angeboten hatte.

Mit einer Telefonüberwachung hatte die Polizei versucht, dem Drogenring auf die Schliche zu kommen. Bei der Hauptverhandlung vor dem Landgericht in Stuttgart wurden die Protokolle mehrerer Gespräche aus dem August 2018 verlesen. Sie sollen die Absprachen der Bandenmitglieder belegen, da es in den Telefonaten vor allem darum ging, wie Drogen abgepackt werden sollen und wer wie viel Gramm selbst konsumiert hat.

Zumindest einer der Angeklagten bestreitet jedoch, dass seine Stimme in einem der Mitschnitte zu hören ist. Er hat über seinen Verteidiger einen Beweisantrag gestellt, um über einen Gutachter prüfen zu lassen, ob die Stimmen identisch sind. Dieser soll am nächsten Verhandlungstag, den 23. August, aussagen.