Der Wahlkampf war kein Zuckerschlecken für Amtsinhaber Jan Trost. Foto: Werner Kuhnle

Amtsinhaber Jan Trost hat einen Sieg errungen. Aber nun hat er eine große Aufgabe vor sich.

Marbach - Jan Trost wirkte nach der Niederlage im ersten Wahlgang angeschlagen, versicherte aber, an eine Wende in Runde zwei zu glauben. Und der Amtsinhaber schaffte es am Ende tatsächlich, seinen größten Herausforderer Timo Jung doch noch zu überflügeln.

Davor muss man den Hut ziehen. Der Wahlkampf war gewiss kein Zuckerschlecken für ihn, nachdem sich die CDU-Fraktion, die Grünen und Teile der SPD früh offen zu Jung bekannt hatten. Trost hat aber das in die Waagschale geworfen, was ihm manche als Schwäche auslegen, ihm nun aber geholfen haben dürfte: Er reagierte, zumindest äußerlich, gelassen, blieb bei seiner Linie, verlor nicht die Nerven und gab sich auch bei Podiumsdiskussionen keine Blöße. Außerdem konnte er speziell in den vergangenen beiden Wochen doch auf eine breite Unterstützerfront bauen. Seine Anhänger verfassten zahlreiche Leserbriefe und machten in den sozialen Netzwerken Stimmung gegen Jung und für ihn.

Dabei wurden aber Gräben aufgerissen. Und das Schlimmste: Der Zwist breitete sich auch in der Bevölkerung aus. Trost muss also in den nächsten Wochen eine Menge Einfühlungsvermögen zeigen, um alle wieder zu einen, angefangen bei den Stadträten. Das alleine wird aber nicht reichen. Gerade in den vergangenen Monaten wurde innerhalb der Verwaltung viel Porzellan zerschlagen. Trost wurde für seine Mitarbeiterführung kritisiert und dafür, die Mannschaft zu überlasten. Daran muss er arbeiten und erkennen, wann die Grenze des Machbaren erreicht ist. Denn sonst verliert er sein Team – und die Stadt damit an Schlagkraft.

Timo Jung sollte derweil nicht den Kopf hängen lassen. Er hat den Amtsinhaber an den Rand einer Niederlage gebracht. Und das in einem Wahlkampf, in dem er es wegen Corona schwer hatte, sich überhaupt bekannt zu machen. Das Format für den Posten scheint er zu haben. Vielleicht klappt es in ein paar Jahren woanders. Er ist ist jung und hat noch Zeit. Tobias Möhle darf sich ebenfalls als Gewinner fühlen. Er hat mehr Stimmen erreicht, als ihm die meisten am Anfang zugetraut hätten.

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