Die Corona-Pandemie hat auch für den Fußball weitreichende Folgen. Foto: Archiv (avanti)

Die anhaltenden Einschränkungen für den Freiluftsport sind weder nachvollziehbar noch gerechtfertigt.

Marbach - Als vor ein paar Wochen die als „Doc Caro“ bekannt gewordene Notfallmedizinerin und Oberärztin Caro Holzner mit dem Hashtag #mütend um die Ecke kam, da war ich einigermaßen begeistert. Zum einen weil ich ihre Aussagen sehr treffend und einleuchtend finde. Zum anderen, weil ich ein Fan von guten Wortspielen bin. Leider fiel mir zur aktuellen Situation des Sports in der Pandemie kein ähnlich gutes Wortspiel ein. Daher habe ich einen wesentlich einfacheren Hashtag gewählt: #stinksauer!

Offenbar keine Ahnung vom Sportbetrieb

Ich bin stinksauer, weil auch vier Wochen nach der Veröffentlichung des offenen Briefes der Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) dessen Inhalte offenbar noch nicht bei der Politik angekommen sind. Die Auflagen, unter denen Sport unter freiem Himmel stattfinden muss, sind wissenschaftlich nicht zu begründen und teilweise grotesk, wie zum Beispiel die willkürliche Altersgrenze von 14 Jahren, die im März noch bei 15 lag.

Ich bin stinksauer, weil diejenigen, die diese Regelungen ausgetüftelt haben, offenbar keine Ahnung vom Sportbetrieb in den Vereinen haben. Denn was bedeutet „kontaktarmer Sport in Fünfer-Gruppen“ in der Praxis, wenn man es ganz genau nimmt? Da müssen zum Beispiel zwei Zehnjährige darauf achten, dass sie stets mindestens eineinhalb Meter Abstand halten, wenn sie gerade bei einer Übung anstehen. Oder aber die Trainer müssen ständig ermahnen, dass sich die Kids nicht zu nahe kommen. Und wenn mal ein Ball in Richtung des Kollegen verspringt, dann darf man nur bis maximal eineinhalb Meter an diesen heran, um die Kugel wieder einzufangen. Da ist es nachvollziehbar, dass manche Vereine unter diesen Bedingungen abwinken.

Zu wenig Einsatz der Funktionäre

Und ich bin stinksauer, weil die Spitzen der großen Sportverbände sich in meinen Augen nicht vehement und nachdrücklich genug für die Öffnung des Sports einsetzen. Ich hätte erwartet, dass die Top-Funktionäre von DOSB als Dachverband und DFB als größtem Fachverband spätestens nach der Veröffentlichung des offenen Briefes der GAeF tagtäglich den zuständigen Ministern die Türen einrennen. In der Satzung des DOSB steht als zweiter Satz: „Er (der DOSB) will den organisierten Sport in der Bundesrepublik Deutschland als Ausdruck individueller Lebensgestaltung und als Quelle sozialer Beziehungen stärken.“

Und laut Präambel der DFB-Satzung unterliegt „der Freizeit- und Breitensport der besonderen Förderung“. Es ist also eine der vorrangigsten Aufgaben dieser Verbände, ihren Mitgliedern das Ausüben des Sports zu ermöglichen. In der einzigartigen Situation, die wir derzeit haben, sollte dies daher die erste, zweite und dritte Priorität sein.

Die weitgehende Öffnung des Freiluftsports, gerne mit Einschränkungen neben dem Platz, ist mit Hinblick auf die physische und psychische Gesundheit insbesondere von Kindern und Jugendlichen überfällig.

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