Tobias Vogt (links) und sein Vorgänger Fabian Gramling sind enttäuscht vom CDU-Ergebnis. Foto: avanti/Andreas Essig

Die Grünen haben mit Tayfun Tok einen Newcomer ins Rennen geschickt – und doch gewonnen.

Bietigheim-Bissingen - Es war ein Spiel mit dem Feuer, auf das sich die Grünen im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen eingelassen haben. In einer Kampfabstimmung hatten sie den jungen Murrer Tayfun Tok zu ihrem Kandidaten gekürt und stürzten damit Daniel Renkonen vom Thron – einen Mann, der als sichere Bank für die Ökopartei galt. Doch das Wagnis hat sich gelohnt. Tok hat das Ergebnis von Renkonen sogar getoppt. Dabei kam ihm gewiss zugute, dass er auf der Kretschmann-Welle reiten konnte. Tok hat aber im Wahlkampf auch ein gutes Näschen für Themen bewiesen, die hiesige Wähler umtreiben, wie die Wiederbelebung der Bottwartalbahn. Ferner hat er verstanden, wie man in Corona-Zeiten vor allem auf Stimmenfang gehen muss: Mit digitalen Formaten und virtuellen Gesprächsrunden, für die er hochrangige Parteifreunde organisierte.

Weiteren Boden verloren hat hingegen Tobias Vogt für die CDU. Schon sein Vorgänger Fabian Gramling hatte die guten Ergebnisse der Christdemokraten aus den Vorjahren nicht bestätigen können. Vogt trat also ein schweres Erbe an, hat es aber auch nicht geschafft, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. Er führte jedoch in gewisser Weise auch einen Kampf gegen Windmühlen. Denn CDU-Spitzekandidatin Susanne Eisenmann war letztlich eher Bremse als Zugpferd für die Partei.

Ein gutes Zeichen ist, dass Nikolaos Boutakoglou mit seiner AfD eingebrochen ist. Denn das heißt, dass immer weniger Bürger Interesse an einer Politik haben, die vornehmlich auf Ausgrenzung abzielt. Daniel Haas für die SPD hielt sich derweil noch recht passabel. Doch das ökologische Feld, auf dem er punkten wollte, ist schon längst von den Grünen bestellt. Und soziale Themen spielten in Zeiten von Corona eine eher untergeordnete Rolle. Das musste auch Walter Kubach für Die Linke erkennen. Das recht starke Abschneiden von Elvira Nägele für die FDP hängt vermutlich auch damit zusammen, dass sich ihre Partei zuletzt mit am lautesten für Lockerungen im Lockdown starkmachte – und damit den einen oder anderen Nerv getroffen haben dürfte.

Unseren Hauptartikel zum Wahlergebnis im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen finden Sie hier.