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Die Murrer Kindergartengebühren
steigen leicht – für die Eltern zumutbar, aber die Gemeinde hätte es sich auch leisten können, darauf zu verzichten.

Murr - Hart, aber fair ist im Murrer Gemeinderat über die Erhöhung der Kindergartengebühren diskutiert worden. Das Abstimmungsergebnis von 8:7 spiegelt wider, wie man über den Sachverhalt denken kann. Denn es erscheint absolut zumutbar, eine Gemeinde mit rund 40 Millionen Euro in der Rücklage mit 9000 Euro mehr jährlich zu belasten – und es erscheint ebenso vertretbar, eine Familie mit ein bis zehn Euro pro Kind und Monat mehr zur Kasse zu bitten, wenn dem Nachwuchs angesichts steigender Kosten in der Kita auch eine hochwertigere Betreuung zugute kommt.

Wenn es für beide Seiten um relativ niedrige Beträge geht – hat sich dann der Gemeinderat unnötig verkämpft? Die Antwort ist ein klares Nein! Einige Argumente verdienen eine nähere Betrachtung. Wenn die Murrer Verwaltung etwa sagt, man sollte die Kita-Betreuung nicht noch stärker einfrieren, um dem Land nicht zu signalisieren, dass man deren Arbeit erledige, ist das hinterfragbar. Denn wenn viele Kommunen beschließen würden, die Eltern noch stärker zu entlasten, wären das klare Signale an die Landesregierung, einem solchen Beispiel zu folgen.

Kitas sind inzwischen zu hoch qualifizierten Bildungseinrichtungen geworden. Dort wird vielen Menschen in der Frühphase ihres Lebens in einer Weise geholfen, Defizite aufzuholen, wie es später an der Schule so nicht mehr möglich wäre. Bildung aber ist tatsächlich ein Gut, an dem in einer solidarischen Gesellschaft alle Menschen –  reiche wie arme – an Angeboten der öffentlichen Hand kostenfrei teilhaben sollten. Gefragt ist das Land Baden-Württemberg. Vorbilder gibt es genügend: In Rheinland-Pfalz etwa haben Kinder vom zweiten Lebensjahr an Anspruch auf einen kostenfreien Kindergartenplatz. Auch in Niedersachsen gibt es eine Kostenfreiheit für Kindergartenjahre. In einigen anderen Bundesländern erhalten Eltern zumindest Zuschüsse.

Immerhin entlastet die Gemeinde Murr Eltern, indem sie den Richtsatz auf den Stand von 2018 festlegt. Das ist nicht der große Wurf, aber der Ball liegt beim Land. Tut sich dort nichts, wird es immer wieder zu Diskussionen wie in Murr kommen, die sich in Symbolik erschöpfen.