Andreas Hennings Foto: MZ

Ohne höhere staatliche Zuschüsse wird sich an der „Breitbandwüste“ Deutschland nichts ändern.

Großbottwar-Winzerhausen - Es hat schon etwas von einem Schildbürgerstreich. Da investiert der Kabelnetzbetreiber Unitymedia rund 170 000 Euro und verlegt ein zehn Kilometer langes Kabel, um Winzerhausen ans Glasfasernetz anzuschließen. Doch profitieren kann vom schnelleren Internet nach einem Jahr – und auch in absehbarer Zukunft – nicht einmal ein Viertel der Winzerhäuser Bevölkerung. Das Unternehmen muss rechnen, rechnen und nochmals rechnen, inwieweit sich ein weiterer Ausbau lohnt. Und möglicherweise warten, ob Fördermittel vom Bund zu haben sind. Immerhin lief der erste Bauabschnitt gänzlich ohne Zuschüsse – insofern war es gut von Unitymedia, das Projekt Winzerhausen überhaupt angegangen zu sein. Die Hoffnung, dass das Projekt in weiteren zwei oder drei Abschnitten im restlichen Teilort vollbracht wird, ist bei den Bürgern natürlich groß. Klar ist aber auch, dass Unitymedia als Unternehmen gezwungen ist, so zu haushalten und zu investieren, dass es in einem verträglichen Rahmen bleibt. Also doch kein Schildbürgerstreich?

Die Frage ist eher, ob es überhaupt richtig ist, dass Kommunen, Bürger und Gewerbetreibende, wohlgemerkt im Internetzeitalter, von den Kalkulationen einzelner privater Unternehmen abhängig sind, wenn es darum geht, ans schnelle Internet angeschlossen zu sein. Gerade in ländlicheren Gebieten, wozu auch Winzerhausen zählt. Immerhin haben Standorte ohne hohe Surf-Geschwindigkeit heutzutage einen bedeutenden Nachteil, Firmen sind nun mal darauf angewiesen. Gefordert ist also der Bund, der gerade beim Glasfaser im Vergleich zu vielen anderen Ländern hinterher hinkt. Laut dem Statistik-Portal „Statista“ lag der Anteil von Glasfaser bei den Breitbandanschlüssen im Juni 2017 in Deutschland bei nur 2,1 Prozent. In Japan waren es 76,2 Prozent, in Spanien immerhin 40 Prozent. Ohne höhere Zuschüsse der Regierung wird sich das nicht ändern.