Oliver von Schaewen Foto: privat

Der Hochwasserschutz
im Bottwartal zieht sich in die Länge. Das hat auch Vorteile.

Bottwartal - Auf den ersten Blick wirkt das Vorankommen beim Hochwasserschutz im Bottwartal wie Trödelei. Immerhin sind 15 Jahre seit der Gründung des Zweckverbandes vergangen – und immer noch nicht sind alle Rückhaltebecken gebaut. In Zeiten, in denen der Klimawandel voranschreitet, kann man schon mal nachfragen, ob der Verband mit dem nötigen Nachdruck seiner Aufgabe nachgeht, die Bürger vor einem Hochwasser zu schützen, das statistisch gesehen alle 100 Jahre einmal vorkommt.

Die Antwort auf diese Frage muss differenziert ausfallen. Der Zweckverband hat stark begonnen und mit dem Bau der beiden großen Rückhaltebecken Am Stockbrunnen und Im Hoftal gleich zu Beginn zwei wuchtige Pflöcke in den Hochwasserschutz geschlagen. Damals lief vieles wohl unproblematischer als heute. Widerstand regte sich beim Bau des dritten Hochwasserbeckens im Oberstenfelder Hasenbachtal, das Anwohnern zu groß dimensioniert erschien. Heute sieht man, das Becken füllt sich bei Starkregen erheblich.

Die Verfahren, auch für den Artenschutz sind komplex, vieles muss qualifiziert geprüft, ausgeschrieben, begleitet werden. Das kostet Zeit, aber ist es nicht unsere Pflicht, dass etwa der heimische Steinkrebs vor dem amerikanischen Signalkrebs geschützt wird und eine Chance bekommt? Und ist der Gronauer Mühlkanal es nicht wert, dass man ihn erhält? Solche gemeinsam bewältigten Probleme können zusammenführen. Die Bürger im Bottwartal haben jedenfalls schon einen relativ hohen Standard im Hochwasserschutz erreicht. Hundertprozentige Sicherheit gibt es aber nicht. Denn sollte sich ein Starkregen ausgerechnet über dem eigenen Ort ergießen, spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie etwa die Tragfähigkeit des Kanalnetzes. Bei dessen Pflege haben viele Kommunen Nachholbedarf. Man sollte bedenken: Jeder Euro, der in den Zweckverband Hochwasserschutz fließt, könnte auch zur Sicherung des eigenen Kanalnetzes verwendet werden. So bleibt der Hochwasserschutz im Spannungsfeld der Haushalte eine Pflanze, die beständig nebenbei weitergegossen wird – bis zur letzten Etappe, dem Bau des Rückhaltebeckens im Schmidbachtal.