Lennart (9) vertreibt sich die Zeit auf seinem Ezyroller. Foto: privat

Daheimbleiben und Lernen – so sieht im Moment das Leben der meisten Schüler in Deutschland aus. Seit einer Woche sind Kinder und Jugendliche wegen der hohen Coronazahlen wieder im Fernunterricht. Unser Kinderreporter Lennart (9) erzählt im Gespräch mit Nadia Köhler, wie er die Zeit im Homeschooling meistert.

Stuttgart - In der Familie unseres Kinderreporter Lennarts sitzen seit Montag drei Jungs daheim im Fernunterricht. Während sich Lennarts Brüder, die zwölf und fünfzehn Jahre alt sind, mit der digitalen Lernplattform Schul-Cloud herumschlagen, hat der Drittklässler aus Aldingen mit Online-Unterricht noch gar nichts am Hut. Lennart arbeitet Tag für Tag seine Aufgaben ab, die ihm seine Mutter auf Moodle herunterlädt und ausdruckt.

Lennart, wie ist die Stimmung bei euch im Homeschooling?

Die ist gut! Unsere Klassenlehrerin hat uns einen Wochenplan auf Moodle gestellt, und den haben meine Eltern zum Glück schon am Sonntagabend ausgedruckt. Da hat Moodle noch – anders als am Montagmorgen – funktioniert. Mit den Blättern arbeite ich jetzt. Das finde ich ganz gut, denn so muss ich nicht wie meine älteren Brüder auf einer Plattform unterwegs sein, die ständig abstürzt. So habe ich für jeden Tag Aufgaben und weiß genau, was zu tun ist.

Was musstest du heute machen?

Im Sachunterricht musste ich einen Text lesen, der erklärt hat, woher unser Trinkwasser hier in Aldingen kommt, und dazu ein Blatt ausfüllen. In Mathe musste ich eine Seite mit Minus-Aufgaben rechnen und in Deutsch einen Text lesen und Fragen dazu beantworten.

Konntest du das alles alleine machen oder brauchtest du ein bisschen Hilfe?

Das Meiste habe ich allein geschafft. Nur das Sachkunde-Arbeitsblatt war schwer, da musste meine Mutter helfen. Notfalls hätte ich aber auch meiner Lehrerin eine Mail schreiben oder meine älteren Brüder fragen können, die sind zwölf und fünfzehn.

Haben die Zeit? Müssen die nicht auch lernen?

Nein! Die haben Zeit, denn die haben Onlineunterricht auf einer Plattform, die die ganze Zeit abstürzt, und telefonieren eh nur mit ihren Freunden.

Wir lange hast du für all deine Aufgaben gebraucht?

Ich habe um neun Uhr angefangen und für jedes Fach ungefähr zwanzig Minuten gebraucht. Um halb elf war ich fertig und bin rausgegangen. Später habe ich freiwillig noch auf unserer Mathe-Plattform „Zahlen-Zorro“ gerechnet.  

Was passiert mit deinen Aufgabenblättern, wenn du fertig mit ihnen bist?

Nichts, ich mache die fertig, kontrolliere sie und fange am nächsten Tag die neuen an.

Schickst du sie nicht deiner Lehrerin?

Nein, das müssen wir nicht.

Hast du da nicht schon mal drüber nachgedacht, das ein oder andere Arbeitsblatt einfach mal unter den Tisch fallen zu lassen?

Mhm (lacht)... nein, das würden meine Eltern wahrscheinlich schnell merken. Und Mathe mache ich echt gerne, bei den anderen Fächern käme ich da schon eher in Versuchung.

Hättest du gerne manchmal so eine Videokonferenz wie deine Brüder?

Ja, das fände ich schon cool. Dann würde ich meine Freunde und meine Lehrerin mal sehen.

Wie bleibst du in Kontakt mit deinen Freunden?

Wir telefonieren. Zwei Freunde wohnen direkt nebenan, da klingle ich und dann spielen wir draußen Verstecken oder fahren mit unseren Fahrzeugen rum.

Wird dir trotzdem manchmal langweilig?

Ja! Die Tage mit Homeschooling vergehen viel langsamer. In der Schule lernst du was, machst Pause, lernst was – schwups ist die Schule vorbei und es ist schon 13 Uhr. Jetzt stehe ich um 8 Uhr auf, frühstücke, dann ist es 8.30 Uhr, dann langweile ich mich, dann ist es 9 Uhr, dann mache ich meine Aufgaben, dann langweile ich mich, dann gibt es um 13 Uhr Mittagessen, dann spiele ich mit meinen Brüdern, fahre mit meinem Ezyroller, dann wird es dunkel, dann langweile ich mich, dann spiele ich ein Brettspiel mit mir selbst, dann spielen wir ein Runde Dart, dann darf ich noch ein bisschen auf der Playstation spielen, dann gibt es Abendessen, dann gehe ins Bett.

Wie spielt man denn ein Brettspiel mit sich allein?

Ich übernehme einfach beide Spieler, das kann ich seit Corona richtig gut.

 Hast du noch kein Handy?

Jein, wir haben ein altes, das gehört schon fast mir. Aber zu Weihnachten habe ich ein Tablet bekommen.

Sozusagen ein Corona-Tablet?

Ja (lacht)! Schließlich kann ich das ja auch gut für die Schule brauchen: Zahlen-Zorro und Antolin machen, Youtube-Videos schauen …

Würdest du gerne wieder schnell in die Schule?

Ja, eigentlich schon, ich würde gerne alle meine Freunde wiedersehen. Aber wegen der hohen Coronazahlen finde ich es schon gut, dass wir daheimbleiben. Wichtig ist, dass der Lockdown an Pfingsten vorbei ist, denn da will ich endlich wieder einen coolen Urlaub auf einem Bauernhof am Bodensee machen.

Nadia Köhler ist die Leiterin der Stuttgarter Kinderzeitung und der Stuttgarter Kindernachrichten. Das 24-seitige Magazin für Kinder erscheint jeden Freitag. Probeabo bestellen unter: www.stuttgarter-kinderzeitung.de oder stuttgarter-kindernachrichten.de