„Lasst uns froh und munter sein“ – so gut es eben geht. Foto: imago images/Arnulf Hettrich/Arnulf Hettrich

Noch ein Coronawinter mit Schulkindern und unsere Autorin ist nicht wütend, sie ist fuchsteufelswild. Denn das alles fühlt sich nach einem sehr schlechten „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Reboot an.

Stuttgart - Treffen sich zwei Eltern. Fragt der eine: „Und wie läuft’s bei euch?“ Sagt die andere: „Och ja, solange die Schulen offen haben...“ Dieser Satz ist so etwas wie der „secret handshake“ von Erziehungsberechtigten, Stoßseufzer und Beschwörung zugleich.

Dieser Winter fühlt sich ja für uns alle sehr nach einem schlechten Reboot des Bill-Murray-Klassikers „Und täglich grüßt das Murmeltier“ an. Die Coronazahlen klettern schneller als die Huber-Buam auf einen 8000er. Nach und nach werden 40. Geburtstage, Weihnachtstheater und Racletteabende abgesagt. Ein Becherchen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt – die Utopie eines weltentrückten Romantikers. Nur dass es in diesem Winter eine Corona-Impfung gibt, die aber leider zu viele Menschen in Deutschland offenbar mehr fürchten als ein Virus, das inzwischen mehr als 100.000 Deutsche das Leben gekostet hat. Ich bin nicht mütend, ich bin fuchsteufelswild.

Besteht das Kind den Corona-Schnelltest?

Meine Kollegin Isabelle Butschek hat vor ein paar Tagen einen Artikel darüber geschrieben, wie sich diese Tage anfühlen, wenn man eine Familie ist: Das Bangen an Montagen, Mittwochen und Freitagen, ob das Kind den Corona-Schnelltest besteht. Und die Gespräche beim Mittagessen, dass Schülerin x jetzt Corona-positiv ist und die Berechnung der ungefähren Distanz ihres Sitzplatzes zum dem des eigenen Kindes. Es gibt gar nicht so viel pochende Herzchen, wie ich unter Isabelles Artikel setzen möchte.

Jüngere Kinder können sich noch nicht impfen lassen. Sie sitzen dicht an dicht in ihren Klassenzimmern und nach anderthalb Jahren Pandemie fällt uns immer noch nichts besseres ein, als alle 20 Minuten die Fenster aufzureißen. Oder haben Sie schon mal einen Luftfilter in einem Klassenzimmer gesehen? Ich nicht. Mir schwant langsam, dass Sascha Lobo recht damit haben könnte, wenn er schreibt, dass das möglicherweise damit zusammenhängt, dass es in Deutschland 14,5 Millionen Eltern minderjähriger Kinder, aber 21 Millionen ADAC-Mitglieder gebe. Denken Sie mal drüber nach.

„Vorgezogene Weihnachtsferien“ – klingt romantisch, ist es aber nicht

Und schon wabert auch das Wort wieder durch die Gegend, das doch alle Politiker nie wieder in den Mund nehmen wollten: „Schulschließungen“. Oder, wie es jetzt euphemistisch heißt: „Vorgezogene Weihnachtsferien“. Brandenburg macht das schon, Sachsen-Anhalt auch. Klingt schön: Nach Plätzchen backen, Schlittenfahren, auf dem Bärenfell vor dem Feuer kuscheln. Ein bisschen wie die Merci-Werbung früher. Aber so naiv sind wir Eltern nach anderthalb Jahren Pandemie nicht mehr: Wir wissen, wenn erst die Schulen schließen, machen sie lange, lange nicht mehr auf.

Theresa Schäfer (40) ist Mutter von Zwillingen - und Onlineredakteurin im Nebenberuf. Der geballten Power von zwei Neunjährigen steht sie manchmal völlig geplättet gegenüber.