In die Wasserstofftechnologie werden große Zukunftshoffnungen gesetzt. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Der Solarverein Marbach will auf dem Schulcampus eine Anlage bauen, mit der gezeigt werden soll, dass die neue Technologie funktioniert – und zwar auch in der Praxis.

Marbach - Viele Wissenschaftler und Politiker halten die grüne Wasserstofftechnologie für das nächste große Ding unter den umweltfreundlichen Energiequellen und für einen wichtigen Baustein im Kampf gegen die Erderwärmung. Auch beim Solarverein Marbach hat man im Einsatz von ökologisch gewonnenem Wasserstoff einen Schlüssel zur Klimawende erkannt. Denn über dieses Element ließe sich die Energie, die wetterabhängige Photovoltaik- oder Windkraftanlagen produzieren, speichern und dann bei Bedarf abrufen. Um zu demonstrieren, dass die neue Technologie keine bloße Zukunftsmusik ist und tatsächlich funktioniert, möchte der Verein in Kooperation mit dem Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG) ein geradezu bahnbrechendes Projekt auf die Beine stellen: Auf dem Schulcampus soll eine Anlage zur Gewinnung des Gases entstehen.

Lademöglichkeiten für E-Bikes

Der Clou dabei ist, dass die Energie nach Möglichkeit gleich vor Ort angezapft werden kann. Entstehen soll die Produktionsstätte auf dem Parkplatz zwischen Schulstraße und Gymnasiumturnhalle, wo perspektivisch moderne, überdachte Fahrradabstellflächen eingerichtet werden könnten. Und so wäre es möglich, E-Bikes und Pedelecs mit genau jenem Strom aufzuladen, der direkt daneben über den Wasserstoff generiert wird. „Dadurch könnten unsere Schüler zusätzlich profitieren. Und sie würden die Alltagsrelevanz tagtäglich merken“, sagte FSG-Chef Volker Müller am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik, wo das Vorhaben vorgestellt und einhellig begrüßt wurde. Einen Nutzen würden die Kinder und Jugendlichen aber auch schon dadurch haben, dass das Vorhaben in einschlägigen Fächern in den Unterricht integriert werden soll. „Wir möchten mit dem FSG zusammen entsprechende Lerninhalte erarbeiten und das auch runterbrechen auf andere Schulen, zumindest bis auf Klasse fünf. Ob es auch in der Grundschule geht, muss man sehen“, erklärte Hans Martin Gündner, der Vorsitzende des Solarvereins. Mitentscheidend ist aus seiner Sicht jedenfalls, Jungs und Mädchen auf das Thema aufmerksam zu machen und sie vielleicht auch dazu zu animieren, sich beruflich in diese Richtung zu orientieren.

Sinnvoll in den Unterricht einbauen

Zum Konzept gehört ebenfalls, die Universitäten mit ins Boot zu holen. Bereits zugesagt habe die PH in Ludwigsburg, berichtete Gündner. Es gehe darum, dass von dort im Rahmen von Studienarbeiten ein Input dazu kommt, wie das Projekt sinnvoll im Unterricht eingeflochten werden könnte.

Der Platzbedarf ist relativ überschaubar. Gündner schwebt ein Labor-Container mit den Maßen sechs auf zweieinhalb Meter vor, in dem in kleinen Gruppen Prozesse analysiert und Daten ausgewertet werden könnten. „Daneben würde noch ein Wasserstoffspeicher stehen“, erklärte der ehemalige Stadtrat und wies darauf hin, dass der Tank umzäunt würde, um ihn vor etwaigen Randalierern zu schützen. Der Strom, den man für die Abspaltung des Wasserstoffs benötigt, soll von einer Photovoltaikanlage auf dem Campus beigesteuert werden. „Wenn viel Sonne da ist, wird elektrisch Wasserstoff erzeugt, den man lagert und in dunklen Zeiten, wenn Flaute herrscht, wieder in Strom und Wärme rückverwandelt“, erklärte er das Grundprinzip. Alles in allem müssten für die Aufbauten etwa vier bis fünf Parkplätze wegfallen, sagte Gündner.

Der Solarverein braucht noch Geld

Der Vorsitzende des Solarvereins legte auch einen Zeitplan vor. Demnach könnte bei optimalem Verlauf schon in zwei Jahren die Einweihung der Anlage gefeiert werden. Gündner machte jedoch keinen Hehl daraus, dass die Finanzierung bislang noch nicht steht. Er schätzt, dass für die Umsetzung gut 200 000 Euro in die Hand genommen werden müssten. „Das wird keine leichte Aufgabe“, prognostizierte er. Einen Teil der Summe will der Solarverein selbst aufbringen, der sich über die Jahre ein finanzielles Polster angespart hat. Dazu hoffen Gündner und seine Mitstreiter auf die Unterstützung von Firmen, Sponsoren und Stiftungen.

Darüber hinaus möchte man man sich in ein großes Förderprogramm einklinken – was sich allerdings als ziemlich schwierig entpuppt. Gündner hat schon eine Menge Drähte glühen lassen und dabei zunächst feststellen müssen: Es wurden viele Programme aufgelegt, die erneuerbare Energien fördern, aber offenbar keines, das für eine Idee wie das Wasserstoff-Projekt am FSG maßgeschneidert wäre. „Inzwischen gibt es allerdings einen kleinen grünen Schein am Horizont“, sagte er. Über die Deutsche Bundesstiftung Umwelt könnten eventuell Zuschüsse nach Marbach fließen. „Da passt unser Vorhaben ganz gut rein“, meinte Gündner, der sich optimistisch zeigte, das Geld zusammenbekommen zu können.

Er versicherte jedoch, auf keinen Fall „bei der Stadt betteln zu kommen. Wenn wir das Geld nicht zusammenkriegen, dann war es ein schöner Traum“, konstatierte Gündner.

Wie die Sicherheit gewährleistet werden soll

Vorkehrungen
Die Wasserstofftechnologie birgt zwar enormes Potenzial, kann aber bei unsachgemäßer Handhabung durchaus Gefahrenmomente heraufbeschwören. Das ist natürlich auch Hans Martin Gündner vom Solarverein bewusst, der betonte, dass entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen würden.

Leichtes Gas
 So solle eine zertifizierte Anlage angeschafft werden. Ein Rückschlagventil verhindere, dass das in einem Tank im Freien gehortete Gas in den Labor-Container zurückströmen kann. Wasserstoff sei auch sehr leicht, sammle sich nicht am Boden, sondern entschwinde sofort nach oben. „Wenn dort was undicht werden sollte, ist es völlig unproblematisch“, sagte Gündner. Im Container sei zudem für alle Fälle eine „Zwangsbelüftung“ vorgesehen.