In diesem Gebiet soll zunächst ein Nahwärmenetz entstehen. Foto: LEA

Die Ludwigsburger Energieagentur startet in Steinheim eine Fragebogenaktion. Rund 70 Interessierte nehmen an der ersten Online-Informationsveranstaltung teil. Das Ergebnis der Befragung soll im Mai 2021 präsentiert werden.

Steinheim - Die Stadt Steinheim will gemeinsam mit der Ludwigsburger Energieagentur (LEA) ein klimafreundliches Wärmenetz rund um das Schulzentrum und das Freibad errichten. Das soll in drei Stufen geschehen und den Bürgern im Nordwesten der Stadt ermöglichen, ihre Heizungen auch für sie selbst vorteilhaft umzurüsten. Die Auftaktveranstaltung, wegen der Corona-Pandemie in einem Online-Kanal abgehalten, stieß auf Interesse. Rund 70 Bürger schalteten sich zu.

Zufrieden mit der Resonanz zum Auftakt ist der Steinheimer Bürgermeister Thomas Winterhalter. Er hatte 700 Haushalte in der ersten Quartierstufe ganz in der Nähe von Freibad und Schule anschreiben lassen. Dieses Gebiet steht zunächst im Blickpunkt. Für diese erste Stufe hatte die Stadt Steinheim bei den Förderstellen des Bundes in Berlin eine Zusage von 5 Millionen Euro bei einem Investitionsvolumen von 7 Millionen Euro erreicht. Wie die Kosten konkret verteilt würden, wenn das Nahwärmenetz Solnet tatsächlich komme, hänge auch von den Untersuchungen der LEA im Quartierskonzept ab, betonte Thomas Winterhalter. Er würde sich freuen, wenn möglichst viele Hauseigentümer den Fragebogen der LEA ausfüllten. „Auch wenn Solnet nicht kommen sollte, haben die Eigentümer aktuelle Daten für mögliche private Baumaßnahmen.“

Mit dem Projekt hatte der Steinheimer Gemeinderat in diesem Jahr Neuland für eine Klimawende im Raum Marbach und im Bottwartal betreten. Eine regelmäßige Energieberatung für Bürger findet zwar in vielen Kommunen für Hausbesitzer statt, doch möglichst weite Teile der Haushalte in einem ganzen Viertel mit erneuerbaren Energien ausstatten zu wollen, daran hatte sich in der Region rund um Marbach noch keine Stadt oder Gemeinde gewagt. Die Mitarbeiter der Ludwigsburger Energieagentur – schon mit drei solchen Projekten in Ludwigsburg vertraut – betonten deshalb die Freiwilligkeit. Hausbesitzer müssten keinen Druck haben, schnell etwas an ihren Heizungen zu verändern.

Wichtig ist für die LEA allerdings, an möglichst viele verlässliche Daten aus dem Gebiet zu gelangen. Denn nur so kann ein Quartierkonzept entstehen. Dafür sollte möglichst jeder Hausbesitzer auf einem Fragebogen detailliert über sein Gebäude Auskunft geben. „So können wir berechnen, wie viel Wärme wir überhaupt benötigen“, sagte Lea Johannsen von der Energieagentur, die diese Daten als „unglaublich wertvoll“ bezeichnete und versprach, dass die Angaben nicht veröffentlicht würden und man auch keine Angst vor irgendwelchen Strafen haben müsste.

Vielmehr sehen sich die Energieberater der LEA auf der Seite der Steinheimer, die vielleicht schon länger überlegen, ihre Heizung zu optimieren. Ihnen winken nämlich hohe Fördergelder. „Wir begleiten die Bürger, wenn sie konkrete Maßnahmen umsetzen wollen“, sagte Johannsens Kollege Raphael Gruseck. Man gebe eine Entscheidungshilfe bei der Frage, ob etwa der Anschluss an ein Nahwärmesystem mit Heizzentrale im Schulzentrum von Vorteil ist oder eine individuelle Lösung – was zum Beispiel bei frei stehenden Häusern der Fall sein könnte.

Bei den Energie-Checks schwärmen die LEA-Mitarbeiter auch mit einer Wärmebildkamera aus. Eine 45-minütige Energieberatung über das Rathaus ist kostenlos, der Energie-Check mit Messung kostet 30 Euro. Wer sich beeilt und unter den ersten 50 Antragstellern ist, kann ihn sogar durch eine Förderung des Landkreises gratis erhalten. Eine rege Teilnahme wirke sich auch aus, wenn es zu einem Anschluss an ein Nahwärmenetz komme: „Je mehr mitmachen, desto geringer wird am Ende auch der Preis“, sagte Gruseck.

Die Fragebogenaktion läuft bis zum 20. Dezember. Die Präsentation der Ergebnisse für das Quartierskonzept soll im Mai 2021 erfolgen. Eine weitere Informationsveranstaltung über Wärmenetze und Klimaschutz ist für Mittwoch, 16. Dezember, um 19 Uhr online vorgesehen.