Die Schwarzpappel kann bis zu 30 Meter hoch werden. Foto: Conrad Fink

Die stark gefährdete Baumart soll zwischen Murr und Murrhardt im großen Stil gepflanzt werden. Die Auftakt-Aktion findet am 7. März bei Kirchberg statt.

Kirchberg/Murrtal - Die Neckar-Schwarzpappel ist stark gefährdet, galt bis 1997 sogar als ausgestorben. Heute gibt es 135 Bäume dieser Art im Gebiet zwischen Heilbronn und Reutlingen. Da sie in freier Natur aber nicht mehr konzentriert beieinander stehen, können sich viele von ihnen nicht mehr vermehren. Im Murrtal sieht das genauso aus. Und das soll sich jetzt ändern. Die im vergangenen Jahr gegründete Hegegemeinschaft Einzugsgebiet Murr plant entlang des 50 Kilometer langen Flusses eine Pflanzung der Baumart im großen Stil – von der Quelle bei Murrhardt bis zur Mündung bei Murr. Insgesamt sollen 90 bis 100 Bäume gepflanzt werden.

Am Donnerstag stellte der Verbund aus Angelvereinen, darunter jene aus Kirchberg, Steinheim und Murr, das Vorhaben dem Kirchberger Gemeinderat vor – denn der Ort nimmt bei der Aktion eine zentrale Rolle ein. Allein hier sollen entlang der Murr 50 bis 60 Bäume eingesetzt werden. Zudem ist für den Samstag, 7. März, die Auftaktveranstaltung des Projektes gegenüber der Kläranlage Eisbachtal geplant.

„Den Bäumen wurde der Lebensraum genommen“, macht der Biologe Justin Guest aus Backnang deutlich, der die Hegegemeinschaft berät. Besonders wohl fühle sich die Schwarzpappel auf Flussinseln. Solche, wie es sie in der Murr vor den Begradigungen häufiger als heute gegeben hatte. Doch auch entlang des Ufers wächst sie gut. Ziel sei nun, sagt Vlado Pajurin, Vorsitzender der Hegegemeinschaft und des Angelsportvereins Kirchberg, ein zusammenhängendes Schwarzpappel-Gebiet entlang der Murr zu bilden. Es gebe männliche und weibliche Bäume. Nur wenn diese beieinander stünden, könnten sie sich bestäuben und selbstständig vermehren. Diese Voraussetzung soll geschaffen werden.

Die Vorteile, die das Projekt laut der Initiatoren mit sich brächte, betreffen nicht nur den Bestand des Baumes. So nutze die Neckar-Schwarzpappel Vögeln als Nistplatz. Auch Falter, die es entlang der Murr kaum noch gibt, fühlen sich bei ihr wohl. Wichtig sei laut Justin Guest zudem der Aspekt, dass der Baum Schatten spende, was sich zumindest in gewissem Maß auf die Wassertemperatur auswirke. „Wir haben hier Werte von 25 Grad Celsius gemessen. Das ist zu warm. Natürlich werden die Schwarzpappeln das nicht um zwei bis drei Grad ändern. Es geht aber auch darum, die Menschen überhaupt dafür zu sensibilisieren, dass der Fluss Hilfe benötigt“, unterstreicht Justin Guest. Gerade für die Fische sei eine Verbesserung wichtig.

Da in Kirchberg besonders viele Pflanzungen vorgesehen sind, sei hier auch mit Besuchern aus anderen Landkreisen zu rechnen, so Guest. „Die werden sich den Bestand ansehen. Das hier im Murrtal wäre ja ein Alleinstellungsmerkmal. Das hat es in der Geschichte der Neckar-Schwarzpappel noch nicht gegeben“, betont der Biologe. Zwar gebe es das Ansinnen, die Schwarzpappel wieder zu vermehren, seit zehn Jahren. „In den vergangenen fünf Jahren ist aber kaum was passiert. Da hat man sich schon gefreut, wenn Schüler ein, zwei Bäume gepflanzt haben.“

Die Neckar-Schwarzpappeln sollen bei ihrer Pflanzung bereits zwei bis drei Meter hoch sein, wachsen dann etwa einen Meter pro Jahr. „Dieser Baum ist sehr robust. Sprösslinge würden den ersten Sommer aber nicht überleben. Jetzt im Frühjahr ist der Boden noch feucht, das ist gut, um die etwas größeren Bäume zu etablieren“, erläutert Justin Guest. Der Pflanztermin wurde deshalb kurzerhand vom 24. April auf den 7. März vorverlegt. Ausgesucht worden seien Flächen, auf denen der jetzige Bestand keine Nachteile habe. In Kirchberg sollen allein 25 in zwei Ausgleichsflächen bei der Schweißbrücke eingesetzt werden. „Die Flächen bestehen bisher eher aus Büschen und Gestrüpp. Es wird Zeit, dass da echte Bäume reinkommen“, sagt Guest schmunzelnd. Schwarzpappeln können 30 Meter hoch werden. Generell wird ein Mittelweg zu finden sein: Denn unter einer Pappel bleibt es kahl, was bei der Pflanzung zu vieler dieser Bäume für die Tier- und Pflanzenwelt also auch wenig Nutzen hätte.

Die Räte Kirchbergs zeigten sich hellauf begeistert vom Projekt. Fraktionsübergreifend dankten sie den Initiatoren für ihr Engagement und stimmten zu, dass sich Kirchberg mit knapp 10 000 Euro an dem Projekt beteiligt. „Das Geld ist gut investiert“, sagte Christoph Berroth (UBK). Bürgermeister Frank Hornek fügte in Anbetracht der Setzlinge augenzwinkernd hinzu: „Dann weiten wir unsere gute Kinderbetreuung, die wir in Kirchberg traditionell haben, auch auf die Bäume aus.“

Für die Pflanzaktion am 7. März um 9 Uhr haben sich bereits mehr als zehn Helfer von den Angelvereinen angekündigt, auch die Gemeinde und der Obst- und Gartenbauverein versuchen, jeweils zehn Personen zusammenzubekommen. Insgesamt 40 Helfer sei die perfekte Anzahl. „Wir hoffen, dass dann auch das ganze Murrtal vertreten ist“, so Justin Guest.