Evelyn (Michelle Yeoh) stellt fest, dass sie nicht nur einmal existiert. Foto: IMAGO//rod.DB

In „Everything everywhere all at once“ feiern die Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert das Genre-Kino. Der Film hat sich vom Geheimtipp zum kleinen Kino-Hit entwickelt.

Seit dem zweiten „Doctor Strange“-Film hat der Begriff „Multiverse“ eine breite Öffentlichkeit erreicht. Gleichzeitig ist ein zweiter Film über parallele Realitäten gestartet, der sich im Hintergrund zu einem kleinen Hit entwickelt: „Everything everywhere all at once“.

Die amerikanischen Regie-Talente Daniel Kwan und Daniel Scheinert („Swiss Army Man“), Künstlername: „Daniels“, konnten für die Hauptrolle die Kung-Fu-Königin Michelle Yeoh („Tiger and Dragon“) verpflichten. Sie spielt Evelyn, die unglückliche Inhaberin eines Waschsalons mit Steuer-Problemen. Deren harmloser Ehemann Waymond (Jackie-Chan-Lookalike Jonathan Ke Quan) verwandelt sich beim Termin im Finanzamt in einen Aktivisten aus einem Paralleluniversum, der ihr eröffnet, dass sie die Welt retten muss.

In einem Paralleluniversum ist Michelle Yeoh sie selbst

Nun beginnt eine cineastische Achterbahnfahrt mit schnellen Schnitten, Evelyn gerät in sehr unterschiedliche parallele Realitäten – auf noch extremere Weise als jüngst der Protagonist in der Marvel-Serie „Moon Knight“. In einer spielt sie doppelbödig den glamourösen Filmstar, der sie tatsächlich ist. Und natürlich demonstriert sie in einigen Sequenzen ihre Martial-Arts-Expertise, die sie zuletzt in der Serie „Star Trek: Discovery“ gezeigt hat.

Eine wichtige Rolle spielt Stephanie Hsu, die aktuell in der Serie „The marvelous Mrs. Maisel“ mit trockenem Humor glänzt. In „Everything everywhere all at once“ verkörpert sie eine Figur, die in allen Paralleluniversen gleichzeitig sein kann. Dabei veranstaltet sie eine morbide Zirkus-Show wie die Comic-Heldin Harley Quinn, die Margot Robbie in den Filmen „Suicide Squad“ (2016) und „Bird of Prey“ (2020) verkörpert hat.

Jamie Lee Curtis als Finanzbeamtin

Überhaupt zitieren die Daniels gerne, virtuos und humorvoll, die gewitzten Anspielungen reichen bis hin zu Stanley Kubricks „2001“. Einige grandiose Auftritte hat die „Scream Queen“ Jamie Lee Curtis („Halloween“) als pedantische Finanzbeamtin.

Der Film mag stellenweise ein wenig zu überdreht und mit 139 Minuten auch ein wenig zu lang geraten sein – zwischendurch ist mit den Daniels wohl ihre jugendliche Begeisterung durchgegangen. Dennoch ist er mit seinem überbordenden Einfallsreichtum und seiner ausgeklügelten Montage ein spektakuläres Beispiel dafür, was fantasievolles Genre-Kino bieten kann.

Eine der wichtigsten Menschheitsfragen

Letztlich dreht sich „Everything everywhere all at once“ darum, was man alternativ aus dem eigenen kleinen Leben hätte machen können – und das ist vielleicht eine der wichtigsten Menschheitsfragen überhaupt.