Die Veranstalterinnen sind mit dem Verlauf des Marktes sehr zufrieden. Foto: Ralf Poller/Avanti

Seit 43 Jahren wird in Affalterbach der Kinderkleidermarkt veranstaltet. Nach der zweijährigen Coronapause gibt es zum ersten Mal einen Openair-Markt.

Glück gehabt: die Veranstalterinnen des Affalterbacher Kleidermarktes strahlen. Zum ersten Mal wurde der Markt, der Baby- und Kinderkleidung sowie Spiele, Bücher und anderes in Second-Hand-Manier vertreibt, ins Freie verlagert. Das sei nicht allein Corona geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass der neue Pächter der Lemberghalle andere Vorstellung über die Abwicklung des Marktgeschehens habe. Für den Herbstmarkt zeichnet sich ein eine mögliche Lösung der Raumfrage ab, die soll aber noch nicht kommuniziert werden.

Kein Geschubse und Gedrängel

Über dem Stadion bei der Herbert-Müller-Halle strahlt an diesem Samstag die Sonne. Zwei Ludwigsburgerinnen – Linda (25) und Nina (33) – streben zufrieden zum Ausgang. „das ist einfach perfekt hier draußen“, sind sie sich einig und ergänzen: „Kein Geschubse und Gedrängel, keine verbrauchte Luft, einfach toll!“ Jede der beiden Frauen trägt einen Kinderliegestuhl. In umgehängten Taschen befinden sich weitere Beutestücke vom Streifzug auf der roten Tartanbahn, wo sonst die Sportler aktiv sind. Dort haben die Verkäuferinnen Tische aufgestellt und bieten ihre Waren persönlich feil.

Schon die Mütter waren dabei

Nadja Breitenbücher und ihre Schwester Ines Meyer fungieren als Leitungsteam. Unterstützt werden sie von fünf weiteren engagierten Frauen, die mit viel Herz und Einsatzfreude den Markt organisieren: Bettina Gall, Kerstin Klimek, Kerstin Kohl, Carmelina Montana und Kirsten Weber. „Bei vielen ist es so, dass schon die Mütter beim Kleidermarkt dabei waren“, sagt etwa Kerstin Klimek, die selbst seit 16 Jahren zum Orgateam zählt. „Meine Mutter war die Urgründerin des Kleidermarktes, der im Jahr 1979 zum ersten Mal im katholischen Gemeindehaus stattfand und der sich aus dem Treff ,Mütter helfen Müttern‘, einer Art Krabbelgruppe, heraus entwickelt hat. Ich erinnere mich noch heute an ihre handgeschriebenen Plakate mit dem einprägsamen Schriftzug. Sie war schon immer sehr, sehr umweltbewusst und ihr war wichtig, dass unsere Sachen auch von anderen Kindern genutzt werden können“, erzählt Klimek weiter. Doch dieser Gedanke sei in den Siebzigerjahren offensichtlich zunächst kritisch aufgenommen worden. „Vielen war es unangenehm, gebrauchte Kleidung weiterzugeben und manche Frau hat sich hinter ihrem Tisch erst einmal recht unwohl gefühlt“, sagt Klimek.

Offen und freundlich

Die Gegenwart zeigt ein ganz anderes Bild: offen und freundlich sitzen die Verkäuferinnen hinter dem Gebrauchtwaren-Angebot, das oft mit deutlichen Größen- oder auch Geschlechtsangaben die Orientierung erleichtert. Manche Frau wird von ihren Kindern oder auch dem Ehemann bei der Aufgabe unterstützt.

Keine Wühltischatmosphäre

Die Motivation habe sich über die Jahre hinweg nicht verändert, sagt Kerstin Klimek, die daran erinnert, dass es bislang auch eine Spendenaktion gegeben habe. Doch in diesem Jahr verkaufen die Frauen ihre Waren selbst. „Auf die Zukunft gerichtet, wollen wir den Markt aber wieder in der üblichen Weise gestalten und die Größen sortieren, also keine Wühltischatmosphäre erzeugen“, sagt Kirsten Weber, die innerhalb des Orgateams für Social Media und Werbung zuständig ist. „Das zählt schließlich zu unserem Erfolgskonzept“. Wie es aber kommt, wird die Zukunft zeigen.

Eines aber hat sich nicht geändert: die Hilfsbereitschaft. Im guten Gefühl des Miteinanders finden sich regelmäßig viele Helferinnen und Helfer auch außerhalb von Affalterbach – im Schnitt sind es 40 Frauen und Männer –, die aktiv dazu beitragen, dass der Secondhand-Markt funktioniert. Sie haben den Vorteil, dass sie vor dem öffentlichen Start einkaufen dürfen, eine feste Verkäufernummer erhalten und keine Gewinnbeteiligung abgeben müssen.