Ob das Einfamilienhaus in der Silvanerstraße als Kinder- und Jugendhaus geeignet ist, überprüft das Landratsamt. Foto: Werner Kuhnle

Die Kinder- und Jugendhilfe Consocio prüft, ob ein Einfamilienhaus in Schmidhausen als Wohnheim nutzbar wäre.

Beilstein - Wenn die Beilsteiner Stadräte zum Ausschuss für Umwelt und Technik zusammenkommen, bleiben die Zuschauerreihen bis auf ein paar künftige Bauherren meist eher leer. Nicht so in der jüngsten Sitzung, denn da ging es um eine Bauvoranfrage im Teilort Schmidhausen, die einige Nachbarn doch umtrieb: Die Kinder- und Jugendhilfe Consocio aus Stocksberg möchte nämlich ein Haus in der Silvanerstraße künftig als Kinder- und Jugendhaus nutzen.

„Eine Bauvoranfrage klärt lediglich, ob sich das Gebäude städtebaulich einfügt“, betonte Bürgermeister Patrick Holl zu diesem Tagesordnungspunkt. Und da es sich hier nur um eine Nutzungsänderung handele, das Einfamilienhaus sich aber äußerlich nicht verändert, sei das gegeben. „Was die Nutzung als solche angeht, wird dies durch das Landratsamt geprüft.“ Und es sei gerade dieser Punkt, der die Nachbarschaft umtreibt, führte Holl aus: „Es hat viele Bedenken und Nachfragen gegeben, wie sich das Vorhaben letztlich auf das Umfeld auswirken wird.“

Erste Infos zum Konzept nannte der Bürgermeister dann noch in der Sitzung. Mehr Details lieferte Jean-Philipp Boch, Geschäftsführer von Consocio, dann auf Nachfrage dieser Zeitung: „Unser Prinzip beruht darauf, Kinder und Jugendliche in dezentralen familienanalogen Strukturen unterzubringen.“ Heißt für Schmidhausen konkret: Dort sollen die Kids gemeinsam mit einem festen Stamm an Betreuern langfristig leben. „Es gibt leider immer mehr Kinder, die etwa aufgrund von Verwahrlosung oder Verrohung nicht bei ihren Familien bleiben können“, hat Boch die Erfahrung gemacht. Da erst die Bauvoranfrage laufe, seien noch nicht alle Details festgezurrt. So ist etwa die Zahl der Bewohner noch offen, da das Gebäude auch vom Betreiber erst näher geprüft werden muss. Sollte das Vorhaben in Schmidhausen klappen, gehe die Tendenz zur Unterbringung von jüngeren Kindern ab etwa fünf Jahren: „Sie sollen dann im Haus erwachsen werden können.“

Aus diesem Grund sei es ihm auch wichtig, dass das Gebäude nicht abseits liege, sondern mitten im Wohngebiet: „Unsere Kinder sollen sich nämlich in die Gemeinschaft integrieren können.“ Dieses Modell wird von Consocio bundesweit schon mehrfach angewandt. Daher seien ihm auch die Bedenken der Nachbarn wichtig, so Boch: „Die Angst vor Lärm ist nicht unbegründet, es sind schließlich Kinder. Aber das läuft alles in normalem Rahmen ab.“ Dinge wie die Nachtruhe gelten dort natürlich genauso, wie sie für alle anderen Bürger gelten, ergänzte Bürgermeister Holl in der Sitzung, als ebenfalls dieses Thema aufkam.

Was die Stadträte anging, stieß die Bauvoranfrage auf gemischte Gefühle. „Die Lage ist nicht schlecht und durchaus kinderfreundlich“, merkte Silke Kiderlen-Polek (SPD) an. Oliver Kämpf (Bürgerliste) begrüßte das Konzept als gutes Angebot, forderte aber zugleich den folgenden Bauantrag einer strengen Prüfung zu unterziehen: „Ich glaube nicht, dass dieses Vorhaben dort verträglich ist.“ Thomas Bauer (FWV) wünschte sich, dass dem Gremium in diesem Zuge auch ein genaues Konzept vorgestellt werde.