Der Rathausschlüssel aus Hefeteig ist dem Bürgermeister förmlich aus der Hand gerissen worden. Foto: /Karsten Schmalz

Nach dem Sturm auf das Rathaus haben die Nachwuchs-Narren in der Stadthalle gefeiert und getanzt.

Marbach - Ein Entrinnen gibt es nicht. „Bürgermeister, Bürgermeister“, schallt es aus den Kehlen von rund 70 Kindern, die sich am Faschingsdienstag trotz des schlechten Wetters vor dem Marbacher Rathaus versammelt haben. Sie sowie ihre Mamas und Papas sind als Tiger, Hexen, Krokodil, Hai, Superman oder Prinzessin verkleidet und haben an diesem Tag nur ein Ziel: Bürgermeister Jan Trost den Rathausschlüssel zu entreißen und getreu dem Motto von Herbert Grönemeyer „Kinder an die Macht“ für einen Tag selbst das Kommando über die Stadt zu übernehmen.

Unterstützt werden die NachwuchsNarren von den Guggamusikern der Sulmanafetzer, die mit schmissigen Rhythmen die Stimmung anheizen. Als sich im Rathaus immer noch nichts tut, ergreift Peter Vosseler, der langjährige Organisator des Marbacher Kinderfaschings, das Wort: „Vielleicht müsst ihr einfach lauter schreien“, empfiehlt er. Als die Kinder seinem Rat folgen, erscheint der Bürgermeister zwar immer noch nicht mit dem Rathausschlüssel. Dafür fliegen kiloweise Süßigkeiten aus den Fenstern, die die Kinder begeistert aufsammeln.

„Heute ist der einzige Tag, an dem das Motto ,Wer viel schreit, der viel kriegt’ funktioniert“, ermuntert Vosseler Kinder und Eltern zu einem weiteren Schreikonzert. Es ist ohrenbetäubend laut, und kurz darauf erscheint Bürgermeister Jan Trost mit dem heiß begehrten Schlüssel aus Hefeteig in der Rathaustür. Ebenso wie Vosseler trägt er einen Astronautenanzug – der Kinderfasching steht unter dem Motto „Ab ins Weltall“. Und auch das Sommerspielprojekt des Jugend-Kultur-Hauses Planet-x dreht sich um dieses Thema. Es dauert nur wenige Sekunden, dann ist das Gebäckteil in mehrere Teile zerlegt und in Kindermündern verschwunden. Danach macht sich der Zug der Kinder und Eltern auf den Weg zur Stadthalle.

Auf der kurzen Strecke, bei dem wiederum die Sulmanafetzer für musikalische Unterhaltung sorgten, kamen einige Bewohner auf ihre Balkone, um den Umzug aus nächster Nähe zu betrachten. In der Stadthalle führten Astronaut Vosseler und Claudia Freude von Planet x als Regenbogenfee die rund 450 jungen und älteren Gäste durch einen bunten Nachmittag.

Zunächst holten die Marbacher Hexen die Kinder dicht an die Bühne und brachten sie tänzerisch in Bewegung: Jungen und Mädchen mussten die Knie anziehen, sich auf Zehenspitzen drehen und Kickbewegungen ausführen. Für Beifallsstürme sorgten ein paar ganz junge Tänzer vom TSC Dance Inspiration Großbottwar-Oberstenfeld, die einen Fisch-Tanz zeigten. Anschließend brachte Clown Pipinelli die Kinder zum Schmunzeln, und eine MultiKulti-HipHop-Gang vom Jugend-Kultur-Haus Planet-x, die Sulmanafetzer und die Mistelhexen aus Neckarweihingen zeigten ihr Können.

Gleichzeitig konnten sich die Kinder an vier Stationen vergnügen, die ein Team vom Jugend-Kultur-Haus Planet-x betreute. Den größten Andrang gab es beim Ufo-Fußball, bei dem Kinder mit zwei Besen einen blinkenden Roboter in ein Tor schießen mussten. Auch der Maltisch und ein Glücksrad waren gut besucht. Und im Wahrsager-Zelt gaben die Jugendlichen Sarah Höber und Teresa Reichle mit einer Kristallkugel den Kindern positive Zukunftsprognosen mit auf den Weg.