Die Geräte können Aerosole und damit auch Viren aus der Luft filtern. Foto: dpa/Arne Dedert

Nach langen Diskussionen spricht sich der Gemeinderat Mundelsheim gegen die Anschaffung der Geräte für die Grundschule aus. Eine Stimme hat bei der Entscheidung den Unterschied gemacht.

Mundelsheim - Weder das emotionale Plädoyer zweier Mütter einer Elterninitiative in der letzten Sitzung vor den Weihnachtsferien noch die Argumente von Thomas Walter-Sennewald, dem Geschäftsführer der Firma Air pro, der extra für diesen Abend aus Waldburg bei Ravensburg angereist war, konnten am Ende die Mundelsheimer Gemeinderäte mehrheitlich von Luftfiltern überzeugen. Mit der knappen Mehrheit von lediglich einer Stimme entschied das Gremium in seiner ersten Sitzung im neuen Jahr am Donnerstag, keine solchen Geräte für die Georg-Hager-Schule anzuschaffen.

Bringen Luftfilter eine „Scheinsicherheit“ mit sich?

Gemeinderat Christian Bürkle (BWV) machte darauf aufmerksam, dass der Einsatz von Luftfiltern das regelmäßige Lüften in den Klassenzimmern nicht verzichtbar mache. Zudem seien die Geräte allesamt zu laut, das leiseste Exemplar komme immer noch auf gut 46 Dezibel. Gemeinderat Andreas Link (FBW) befürchtete außerdem, dass der Einsatz von Luftfiltern womöglich zu einer „Scheinsicherheit“ bei den Schülern wie auch den Lehrkräften führen könnte.

Markus Schütz (BWV) wies darauf hin, dass solche Anlagen auch Keime absaugen würden, mit denen Kinder sich auseinandersetzen sollten, um ein starkes Immunsystem zu bekommen. „Unterricht in Reinräumen ist nicht gesund“, meinte er. Die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion seien zwar noch nicht erforscht, ebenso sei es aber mit den Langzeitfolgen bei Kindern, die zum großen Teil ohne Kontakt zu Keimen aufgewachsen seien. „Wenn wir Kinder in Watte packen, werden sie keine Abwehrkräfte entwickeln können“, befand auch die Gemeinderätin Franziska Link (FBW).

99,95 Prozent der Viren werden aus der Luft gefiltert

Gemeinderat Andreas Veigel (BWV) verwies außerdem auf eine Aussage des hessischen Kultusministers, nach der die Anzahl von Corona-Ausbrüchen in Klassen mit und ohne Luftfilter gleich hoch sei. Lediglich Beate Fähnle (FWV) sprach sich für Luftfilter aus: „Wir sind als Gemeinderäte für die Daseinsvorsorge verantwortlich und müssen alles dafür tun, die Ansteckungsgefahr von Kindern zu minimieren“, erklärte sie.

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Air-pro-Geschäftsführer Thomas Walter-Sennewald hatte zu Beginn der Sitzung für Luftfilter geworben, da diese Viren zu 99,95  Prozent aus der Luft filtern könnten. „Die Netze in den Filtern sind so engmaschig, dass sie auch das extrem kleine Coronavirus abfangen“, versprach er. Es sei auch erwiesen, dass Luftfilter tatsächlich die Ansteckungsgefahr reduzieren würden.

Vielerorts sind die Geräte bereits im Einsatz

Katja Lippert und Christine Kizler von der Elterninitiative der Georg-Hager-Schule hatten bereits in der Dezembersitzung betont, dass man Schulkinder bestmöglich schützen müsse, da der Schulbesuch für sie verpflichtend sei. Luftfilteranlagen seien da das einzig wirksame Mittel, um die in der Luft umherschwirrenden Aerosole effektiv herauszufiltern, die als kleinste Tröpfchen die Viren im ganzen Raum verteilten. Entsprechende Geräte seien in vielen Büros, Arztpraxen und Geschäftsräumen mittlerweile Standard.

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