Das Landratsamt möchte, dass die Kommunen im Kreis besser auf mögliche Unwetterereignisse vorbereitet sind. Foto: dpa/Patrick Seeger

Die Gemeinden im Kreis Ludwigsburg sollen jeweils eine Starkregenkarte erstellen, um für den Notfall gewappnet zu sein. Dem Gemeinderat in Mundelsheim ist das aber zu einseitig gedacht.

Mundelsheim - Nach mehreren Starkregenereignissen in vielen Gebieten in Deutschland hat das Landratsamt Ludwigsburg den Gemeinden nahegelegt, individuelle Starkregengefahrenkarten zu erstellen. Als Bürgermeister Boris Seitz diesen Vorschlag nun in Gemeinderatssitzung – die erstmals seit eineinhalb Jahren nicht mehr in der Käsberghalle, sondern wieder im Bürgerhaus stattfand – seinen Räten unterbreitete, löste er damit eine breit angelegte Grundsatzdiskussion über Sinn und Zweck aus.

Manche Fälle seien „völlig realitätsfremd“

Aufhänger der Debatte waren die Kosten eines ersten Angebots eines Ingenieurbüros für die Erstellung einer solchen Karte, die sich auf an die 40 000 Euro beliefen. Auch der Vorschlag von Bürgermeister Boris Seitz, auf jeden Fall ein zweites Angebot einzuholen, konnte die Räte nicht besänftigen. Christian Bürkle (Bürgerliche Wählervereinigung) monierte dabei, dass diese Pläne auch für Jahrhundert-Hochwasser konzipiert seien, die völlig realitätsfremd seien. „Da werden wir mit unserer Bebauung massive Probleme bekommen“, mahnte er an. Seitz unterstrich, dass in Mundelsheim bei Starkregen weniger der Neckar das Problem sei, sondern vielmehr der Seebach. Unter Umständen müsse man im Ernstfall sogar die Einsatzzentrale aus dem Rathaus wegverlegen.

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Auch Gemeinderat Andreas Link ( Freie Bürgerliche Wählervereinigung) hielt eine Starkregenkarte allein für eine „rein populistische Maßnahme“. Er schlug stattdessen vor, einen Gesamtnotfallplan für die Gemeinde Mundelsheim zu konzipieren, bei der nicht nur das Thema Hochwasser berücksichtigt werde, sondern auch die Aspekte Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, Notfallplan für die Kläranlage und Notunterkünfte. Dem Vorschlag stimmte Gemeinderätin Beate Fähnle (Freie Wählervereinigung) zu, hielt aber dennoch am Plan für eine Starkregenkarte fest.

Feuerwehr und vorhandene Pläne mit ins Boot holen

„Die Kosten können vom Land Baden-Württemberg mit bis zu 70 Prozent gefördert werden“, erklärte Fähnle ihre Position. Gemeinderat David Fink (Freie Bürgerliche Wählervereinigung) ergänzte, man solle zu diesem Thema doch auch die Expertise der Feuerwehr einholen, die in dieser Richtung schon einiges vorbereitet habe.

Bürgermeister Seitz schlug am Ende vor, den Räten einmal alle Pläne vorzulegen, die es im Rathaus für den Katastrophenfall gebe. „Da gibt es in Schränken bei uns schon einiges, das liegt gleich neben den Jodtabletten“, meinte er schmunzelnd. Zudem wies er darauf hin, dass die Gemeinde in Sachen Hochwasserschutz als erste Maßnahme bereits das Rückhaltebecken „Am Postweg“ einer vertieften Sicherheitsüberprüfung unterzogen habe und Mängel, die in 30 Jahre unweigerlich aufgetreten waren, beseitigt habe.

Am Ende stimmte der Gemeinderat der Sichtung der bestehenden Notfallpläne ebenso einstimmig zu wie der Einholung eines weiteren Angebots für die Erstellung einer Starkregenkarte.