Und Action! Foto: Adrian Zwicker

Emil Wipfler ist zwar erst elf Jahre alt – aber er hat schon einen Filmpreis gewonnen. Der Marbacher spielte beim Kurzfilm „Sinkende Schiffe“ mit, einer Produktion der Filmakademie Ludwigsburg.

Marbach - Es gibt nicht wenige Schauspieler, die warten ihre gesamtes Leben lang auf das, was Emil Wipfler bereits mit elf Jahren geschafft hat: einen Filmpreis zu gewinnen. Der Marbacher war einer von nur drei Schauspielern in dem 21-minütigen Kurzfilm „Sinkende Schiffe“ der Filmakademie Ludwigsburg, in dem sich der Regisseur Andreas Kessler des Themas Gewalt gegen Frauen in der Familie annimmt. „Der Film verbreitet zwar eine sehr düstere Stimmung, aber am Filmset sind alle unheimlich nett miteinander umgegangen“, beschreibt Emil Wipfler seine Erfahrungen.

Der aufgeweckte Fünftklässler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums hat einen Faible für die Schauspielerei. Seit drei Jahren ist er Mitglied beim Schauspiel Stuttgart und spielte kleine Rollen in dem Euripides-Klassiker „Medea“, in Shakespeares „Othello“ und in „Woyzeck“ von Georg Büchner. Als er im März vorvergangenen Jahres auf einen Aufruf der Filmakademie Ludwigsburg in der Marbacher Zeitung stieß, dass sich Nachwuchsschauspieler für ein Casting für den Film „Sinkende Schiffe“ bewerben könnten, musste Emil Wipfler nicht lange überlegen.

Rund 70 Kinder wollten die Rolle von Sohn Connie, nach drei Runden entschied sich Regisseur Andreas Kessler für Emil Wipfler. „Er hat großes Talent, ein sehr feines Gespür und hatte viel Support von seinen Eltern“, erklärt der Filmemacher seine Entscheidung für den Marbacher in einem Interview.

Zehn Tage lang dauerten die Dreharbeiten im September 2019. Ein Großteil der Drehtage fiel in die Schulferien, für zwei Tage bekam der damalige Viertklässler schulfrei. Gedreht wurde an der Nagold-Talsperre, in Althütte im Rems-Murr-Kreis und in der Nähe von Pforzheim. „Es gab eine extra Kinderbetreuerin, die darauf geachtet hat, dass Emil nicht länger als fünf Stunden am Tag beschäftigt war und regelmäßige Pausen hatte“, erzählt seine Mutter Susanne Wichmann, die ihn regelmäßig zu den Filmaufnahmen gefahren hat.

Mit dem rund 20-köpfigen Filmteam verstand sich Emil Wipfler von Anfang an gut. Auch an die Zusammenarbeit mit seinen Film-Eltern Helena Hentschel und Adrian Zwicker hat der Elfjährige in bester Erinnerung. „Wir haben uns vor dem Drehstart bei einem Gespräch kennen gelernt“, berichtet der Marbacher. Die Szenen, in denen er selbst beteiligt war, durfte er sich anschließend nicht noch einmal anschauen. „Der Regisseur wollte nicht, dass man sich dann verändert“, erklärt Emil Wipfler.

Seine Premiere hatte „Sinkende Schiffe“ noch vor der Corona-Pandemie im Januar vor einem Jahr beim Max Ophüls Festival für Nachwuchsfilmer in Saarbrücken. Emil Wipfler und seine Mutter waren dabei. Anschließend lief er auf mehreren anderen Filmfestivals, zuletzt bei der Filmschau Baden-Württemberg Anfang Dezember, bei der „Sinkende Schiffe“ als bester Kurzfilm ausgezeichnet worden ist. „Von der Preisverleihung haben wir ein Video gesehen“, erzählt der Elfjährige, der gerne noch weitere Filme drehen würde.

In den nächsten Tagen ist er zu einem Casting für den Kinderfilm „Zirkus Orient“ eingeladen, den der bekannte Regisseur Norbert Lechner macht – sofern nicht Corona den Plänen einen Strich durch die Rechnung macht. Vielleicht ist Emil Wipfler auf dem Weg zu einem kommenden Filmstar. Vor großen Fußstapfen hat er zumindest keine Angst: Als seine Vorbilder nennt er keine Geringeren als Johnny Depp und Sean Connery.