Ahmad Alsebai vor dem Erdmannhäuser Rathaus: Hier hat er in den vergangenen Monaten die Willkommens-Broschüre der Gemeinde mitgestaltet. Foto: avanti

Ahmad Alsebai aus Syrien lebt seit gut einem Jahr in Erdmannhausen und sucht eine Stelle als Software-Entwickler.

Erdmannhausen - Er ist auf dem besten Weg, gut Deutsch zu lernen, hat gerade ein Praktikum im Erdmannhäuser Rathaus absolviert, arbeitet nebenher als Dolmetscher, er mag und kennt den Ort, hat Kontakte, engagiert sich: Ahmad Alsebai aus Syrien ist das, was man ein gelungenes Beispiel für Integration nennt. Zu seinem Glück fehlt jetzt nur noch ein Job.

Ahmad Alsebai studierte Robotersystemtechnik in Aleppo und lehrte das auch an der Universität. Wegen des Krieges entschied sich der heute 28-Jährige, aus Syrien zu fliehen. Er wählte aber nicht den „klassischen Weg“ nach Europa. Er ging zunächst nach Malaysia, weil er für das Land in Südostasien kein Visum brauchte. „Das war einfacher für mich und die beste Option“, sagt er heute. Von dort aus reiste er weiter nach Ungarn, um mit einem Stipendium weiterzustudieren.

2020 hat er an der Uni in Debrecen seinen Abschluss als Maschinenbau-Ingenieur gemacht. Als er einen Job finden wollte, kam Corona. Ahmad Alsebai ging als Flüchtling nach Deutschland, wo er zuerst in Ellwangen und seit März 2021 in Erdmannhausen lebt. Inzwischen ist er raus aus der Anschlussunterbringung und privat untergekommen.

Deutsch klappt schon ganz gut

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Auch beim Deutschkurs machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung, weil erst einmal gar nichts ging. Inzwischen hat Alsebai den B1-Kurs erfolgreich absolviert und steckt in B2. Schafft er die Prüfung im Mai, bestätigt ihm sein Zertifikat ein fortgeschrittenes Sprachniveau. Noch tut er sich leichter mit Englisch, das er fließend spricht, aber Deutsch klappt auch schon ganz gut.

Willkommens-Broschüre für Neuankömmlinge

Gut, denn bei seinem Praktikum im Erdmannhäuser Rathaus waren auch Deutsch-Kenntnisse gefragt. Die Integrationsbeauftragte Katharina Fischinger hatte genügend für Ahmad Alsebai zu tun. So musste unter anderem die Willkommens-Broschüre, die die Gemeinde auflegen will, endlich fertig werden. Die Broschüre hatte der Erdmannhäuser Freundeskreis Asyl vor sieben Jahren erstellt, nun wird es eine aktualisierte Neuauflage geben. Alsebais Vorgänger-Praktikant Mohammad Alnady hatte schon ordentlich Vorarbeit geleistet, nun soll das Werk in Druck gehen.

Der Maschinenbau-Ingenieur, der sich auch in der Software-Entwicklung auskennt, hat in seinem Praktikum zudem ein Spiel kreiert, das im Frühjahr als gemeinsames Event im Erdmannhäuser Jugendhaus Calypso über die Bühne gehen soll. Alsebai hat die Kahoot-Sprachlern-App mit zahlreichen Fragen gefüttert, sodass alle Teilnehmer miteinander in den Wettbewerb einsteigen können.

Die Veranstaltung ist für die nächsten Wochen geplant. Wie so vieles, was bei Katharina Fischinger seit ihrem Dienstbeginn in Erdmannhausen vor gut zwei Jahren auf der Agenda stand, erwies sich Corona auch hier als Stolperstein. Immerhin: „Integration durch Sport“ findet wieder einmal wöchentlich statt, und auch die Flüchtlings-Einrichtung in der Pflasterstraße wurde gemeinsam renoviert. Im Frühjahr soll ein Gartenprojekt bei der Schulturnhalle starten, eine Kulturausstellung ist in Planung.

Praktikum ist Win-win-Situation

Praktika für Flüchtlinge will Katharina Fischinger auch weiterhin anbieten. Das sei zwar je nach deren Aufenthaltsstatus nicht ganz einfach, aber „es ist eine Win-win-Situation“, sagt die Integrationsbeauftragte. Sie habe für die Praktikanten, die wie Ahmad Alsebai oft hoch qualifiziert seien, immer etwas zu tun. Und für die Flüchtlinge sei es ein gutes Hineinschnuppern in den deutschen Arbeitsalltag.

Den will Ahmad Alsebai künftig als Maschinenbauingenieur, im Mechatronikbereich oder als Software-Entwickler erleben. „Ich hoffe, bald einen Job zu finden“, sagt der 28-Jährige. Und zwar gerne in oder um Erdmannhausen, weil er sich hier wohlfühlt. „Aber noch wichtiger ist es für mich, überhaupt einen Job zu finden.“

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