Jürgen Plath (links) und Kathrin Bromberger holen Brot aus dem Backofen. Foto: Ralf Poller/avanti

Eine Bürgerinitiative hat das historische Backhäuschen im Ortskern von Schmidhausen aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Jetzt kann endlich wieder gebacken werden.

Sie haben es gebacken bekommen: das Fest zur Eröffnung des restaurierten Backhäuschens im Beilsteiner Teilort Schmidhausen (Landkreis Heilbronn). Das Team der Initiative Backschmide – die ungewöhnliche Schreibweise leitet sich vom Ortsnamen ab – hatte lange warten müssen, bis es am Wochenende endlich so weit war. Kathrin Bromberg, Sprecherin der Initiative, begrüßte Mitstreiter, Unterstützer und Nachbarn zu einer kleinen Feier. Natürlich mit ofenfrischen Broten, Gugelhupf sowie Hefezopf – knusprig gebacken über der Glut der neuen „Backschmide“. Bromberg dankte vorab allen, die sich über die Jahre hinweg engagiert und mitgeholfen hatten.

Ein Aufruf im „Blättle“ sorgte für den Durchbruch

Am Anfang der Bürgerinitiative stand die Freude am Backen, erzählt Bromberg: „Ich backe so gerne.“ Die Softwareentwicklerin, seit 2013 wohnhaft in Schmidhausen, geht außerdem gerne zu Fuß durch ihren Ort. Und dabei kam sie immer wieder an dem alten Backhäuschen gegenüber des alten Rathaus vorbei. Seit Langem unbenutzt, von Efeu überwuchert, dämmerte das Bauwerk im Dornröschenschlaf dahin. „Da dachte ich mir, es ist doch schade, dass man das nicht mehr nutzt,“ sagt Bromberg.

2017 startete sie daraufhin einen Aufruf im kommunalen „Blättle“ und suchte Gleichgesinnte. Die Aussicht, nicht nur eine Gelegenheit zum traditionellen Backen zu bekommen, sondern auch den Ortskern von Schmidhaussen ein Stück weit attraktiver zu machen, mobilisierte eine ganze Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern.

Die Stadtverwaltung war ebenfalls schnell an Bord

Wichtig war außerdem, dass der damalige Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl für das Projekt gewonnen werden konnte. Denn das alte Backhäuschen befand sich im Besitz der Stadt.

Im Teilort Schmidhausen wurde damals gerade eine Kernortsanierung durchgeführt. Das Backhaus lag im Areal, damit war die Kommune schnell mit im Boot. Zudem gab es Zuschüsse vom Land. Letzteres und die Stadt Beilstein trugen somit unterm Strich einen Großteil der Gesamtkosten von insgesamt rund 60 000 Euro gestemmt. „ Und wir haben fleißig Spenden gesammelt,“ erzählt Kathrin Bromberg. Die Initiative startete Aktionen und warb für das Projekt, zeigte Präsenz auf dem Beilsteiner Andreasmarkt. Rund 5000  Euro kamen schließlich zusammen.

Historische Steine sorgen für authentisches Backen

Die Backfreundinnen und Backfreunde sorgten außerdem mit den eigenen Händen dafür, dass die Glut nicht vorzeitig erlosch. Sie halfen mit, das Häuschen vom Bewuchs, von Asche und Schutt zu befreien und den Putz abzuschlagen. Eine Unterstützung der besonderen Art erfuhr die Initiative von der Familie Schneider aus Kurzach. Die bewohnt ein historisches Anwesen, zu dem auch alte Backstellen gehören. „Wir lasen in der Zeitung von der Backschmide,“ erzählt Susanne Schneider. „Und da haben wir ihnen Steine von unseren Öfen angeboten.“ Diese wurden nach Schmidhausen transferiert und sorgen auch in Zukunft für urige Backbedingungen. Juli 2020 setzte ein Ofenbauer den neuen Ofen in das Häuschen. Dach, Stromleitungen und Schlot wurden erneuert. Ende Juli loderte die erste Test-Flamme auf . . .

Corona verhinderte danach lange Zeit sowohl ein Abschlussfest als auch ein gemeinsames Backen im engen Häuschen. Doch jetzt läuft es endlich an. „Wir sind immer noch dabei, unsere Backergebnisse zu verbessern,“ sagt Bromberg. Jeder Backofen sei anders – und will sozusagen erlernt werden. Die Backschmide Schmidhausen ist jeden zweiten Samstag im Monat für Backinteressenten geöffnet. „Wer gerne mitbacken möchte, kann das gerne tun,“ so Kathrin Bromberg. Jeden dritten Donnerstag im Monat findet der Stammtisch der Initiative statt. Aktuelle Informationen gibt es auch auf der Homepage www.backschmi.de.