Ein Prosit auf ein Stück Normalität nach einer langen Durststrecke Foto: Avanti/Ralf Poller

Die Gäste genießen das Erdmannhäuser Weindorf in vollen Zügen. Die Besucher äußern Verständnis für das Hygienekonzept.

Erdmannhausen - Ans Schlange stehen haben sich die meisten Menschen hierzulande gewöhnt, doch Bruddler, wie man Unzufriedene im Schwäbischen nennt, gibt es immer wieder. Ihre Zahl schien sich jedoch zumindest beim Erdmannhäuser Weindorf am Wochenende in Grenzen gehalten zu haben. Im Gegenteil: Die Bänke auf dem Areal vor dem Rathaus waren dicht gefüllt – den Menschen war ihre Freude über das erste Weinfest seit Langem anzumerken.

Landauf, landab waren Weinfeste aus Sorge vor erhöhten Corona-Inzidenzwerten abgesagt worden. Der Förderverein des GSV Erdmannhausen ließ sich davon jedoch nicht ins Boxhorn jagen. Der Vereinsvorsitzende Matthias Rogel stand am Samstagabend gegen 18 Uhr selbst am Haupteingang in der Mittelstraße und kontrollierte eigenhändig Impfnachweise, Schnelltestbescheinigungen und Luca-App-Downloads. Nur wer den 3-G-Anforderungen entsprach, bekam ein rotes Band ums Handgelenk gebunden. Eine Maskenpflicht galt nur beim Gang zu WC oder Ausstellung im Rathaus .

Es durften sich nicht mehr als 500 Gäste auf dem Gelände aufhalten

Zum Hygienekonzept gehörte unbedingt, dass die Besuchermenge die Zahl von 500  nicht überschreiten durfte. Das habe die Vergabe von roten Bändern garantiert, erklärte Matthias Rogel. Die Abstände zwischen den Ständen der Weingüter seien im Vergleich zu früheren Weindörfern vergrößert worden. Im Vorjahr hatte der Förderverein das zehnte Fest absagen müssen, doch diesmal habe die Corona-Verordnung Möglichkeiten geboten: „Ich möchte die Menschen wieder lachen und sich freuen sehen.“

Das Warten am Eingang machte zwei Besucherinnen überhaupt nichts aus. „Wir sind so froh, dass wir nach der langen Zeit wieder rauskommen können“, sagte eine der Frauen, die sich mit ihrer Impfung auf der sicheren Seite sah. Ohne Auto von Erdmannhausen nach Marbach zurücklaufen zu können, sei ein Vorteil dieses Festes.

Nur wenige Gäste kommen mit Maske zum Verkaufsstand

Von purer Freude erzählten auch die Betreiber der Stände: „Die Abstandsregeln hat inzwischen jeder verinnerlicht – und im Freien ist das Risiko einer Ansteckung gering“, sagte Regina Bliss, die als GSV-Fördervereinsmitglied am Stand der Bottwartaler Winzer im Ausschank mitwirkt, für die sie sonst auch arbeitet. Besonders fruchtige Weine wie der Muskattrollinger Rosé waren an diesem warmen Oktoberabend gefragt, berichtete Stefanie Dölker von den Weingärtnern Marbach.

Bei der Live-Musik am Freitagabend mit Two Men One Beer sei den Gästen richtig das Herz aufgegangen, hat Tatjana Pflumm am Stand der Lauffener Weingärtnern mit Mundelsheimer Weinen beobachtet. „Nur wenige kommen mit Masken zu uns an den Stand.“ Und Seniorchef Herbert Schütz ist nach der anstrengenden Arbeit im Höpfigheimer Weinberg gerne wieder nach Erdmannhausen gekommen, um unter anderem seinen kräftigen Rotwein mit dem spektakulären Namen „La bestia negra“ anzubieten.

Ehemaliger Hausmeister verkauft für den Verein Schweinebraten

Ein Heer von jungen und älteren Helfern ermöglichte dem GSV-Förderverein, Einnahmen für die Jugendarbeit zu generieren. So war auch Uwe Wenzel, ehemaliger Hausmeister der Halle auf der Schray, mit von der Partie. Er gab aus alter Verbundenheit mit dem Verein Schweinebraten mit Brot oder Kartoffelsalat für 6,50 Euro oder 8,50 Euro heraus. „Wir haben den Stand extra nach außen aus dem Rathaus verlegt“, erklärt er. Damit wollte der Verein Stürzen von Brillenträgern mit beschlagener Maske vorbeugen.